beagleboy
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Nachdem das Böker Helios im neuen Katalog mein Interesse stark erweckt hat, habe ich mich mal um ein Exemplar bemüht.
Ich habe das Helios Forest (d.h. mit grünem Griff) hier und muß sagen, daß sich der gute Eindruck nach dem Katalog durchaus bestätigt.
Nochmal in Kürze zur Technik:
- Linerlock
- Gefräste Aluminium-Griffschalen (6061-T6, hartanodisiert)
- Klinge aus X-15.T.N.
- Klingenlänge 86mm (Katalogangabe 9cm ist falsch )
- Klingenstärke 2,9mm
- Clip umsetzbar Tip-up/Tip-down
Die Griffschalen sind beidseitig verschraubt, d.h. die Spacer fungieren als Gewindebuchsen. Die Verschraubung des Messers erfolgt also nicht im Aluminium.
Die Verarbeitung macht einen sehr sauberen Eindruck, allerdings hatte mein Exemplar ganz leichte Anlaufschwierigkeiten: bei sehr zaghaftem Öffnen der Klinge gab der Liner ein rastendes Geräusch von sich, ohne vollständig hinter der Klingenwurzel zu sitzen. In dieser Stellung klappte die Klinge beim ersten moderaten Spinewhack-Versuch sofort ein.
Dieses Phänomen ließ sich noch ein paar Mal provozieren, allerdings ist es jetzt nach einigen Öffnungs- und Schließvorgängen nicht mehr der Fall. Der Liner mußte sich hier anscheinend noch ein kleines bißchen einlaufen.
Jetzt übersteht das Messer auch einen derberen Spinewhack ohne Fehl und Tadel.
Der Klingengang ist gleichmäßig und weich; für meinen Geschmack könnte es allerdings noch einen Tick leichtgängiger sein. Aber das ist Geschmackssache.
Leider ist der Klingengang so ohne weiteres nicht einstellbar.
Das Messer kam werksseitig mit Tip-down montiertem Clip, wodurch die Klingenachse auf der Griffrückseite ja verdeckt ist.
Ich war gespannt, ob sich hierunter noch ein Schraubenkopf befindet, oder ob der eigentliche Schraubenkopf der auf der Griffoberseite (mit den 6 Bohrungen) ist. Leider ist letzteres der Fall, d.h. man muß hier ohne das Spezialwerkzeug im Zweifelsfall improvisieren.
Microtech macht das mit seinen Tri-Wing Schrauben ja vor; allerdings finde ich das als Beispiel nicht unbedingt nachahmenswert.
Tip-down sitzt das Messer ein gutes Stück tiefer in der Tasche als Tip-up, wobei beide Konfigurationen einen guten Grip für das Ziehen des Messers bieten.
Die Grip-Einlagen, die deutlich zur raueren Sorte gehören, begünstigen das natürlich auch, wobei diese allerdings ein entscheidendes Stück in die Griffschale versenkt sind, und zwar gerade ausreichend, um die Hosentasche nicht kaputtzuwetzen, aber nicht soweit, um optisch ein „Loch“ in der Schale zu bilden, wie mir das z.B. bei einigen MT Mini Socom Elites aufgefallen ist.
Auch bei Griffwechseln (Reversegrip und retour) bieten die Tapeeinlagen eine sichere Kontrolle.
Die Handlage ist ausgezeichnet; alle Kanten sind vorbildlich gerundet, nichts zwackt oder kneift.
Auch auf dem letzten Stück der Griffunterseite zur Klinge hin gibt es für den Zeigefinger nochmal einen guten Ansatzpunkt, wenn man mal etwas weiter vorne greifen möchte.
Das einzige kleine Manko ist das Clipende in der Tip-up Position: der Sitz des Clips ist so gefräst, daß das Clipende deutlich zum Rand der Griffschale zeigt (siehe Bild) und sogar ein wenig in die Aussparung für den Zeigefinger hineinragt. Dies spürt der Zeigefinger deutlich.
Ein technischer Grund hierfür ist nach meinem Ermessen nicht ersichtlich; man könnte dies werksseitig ganz einfach beheben, indem man die Tasche für den Clip ein paar Grad verdreht fräst, wodurch das Clipende dann in der Griffmitte positioniert wäre.
In der Tip-down Position stört der Clip in keiner Weise.
Der ansteigende Klingenrücken bietet durch den fließenden Übergang vom Griffrücken eine gute Daumenauflage, womit ich gleich bei meinem zweiten Verbesserungsvorschlag lande:
Eine Riffelung auf dem Klingenrücken würde die Griffsicherheit hier nochmal ohne großen Aufwand verbessern. (siehe Bild)
Die Klinge gefällt durch ihre schöne Two-tone Satinierung, bei der die plane Seitenfläche schön längssatiniert ist, während die Schliffflächen sehr fein und schön schimmernd quer satiniert sind. Insgesamt sehr sauber und exakt verarbeitet, ohne Maschinenspuren.
Die Schärfe ab Werk ist sehr gut, auch wenn die Schneide von der Seite einen teilweise etwas rauen Eindruck macht. Trotzdem „sägt“ das Messer nicht, sondern schneidet sehr sauber.
Die Klinge trägt einen Hohlschliff.
Zum Stahl kann ich nicht viel sagen; ich habe mit X-15.T.N. keine Erfahrungen, und da wird die Zeit zeigen müssen, wie es mit Schnitthaltigkeit etc. aussieht.
Der Daumenknopf sitzt sehr gut positioniert in der Ausfräsung des Griffes, die recht weit gehalten ist und ist dadurch eine sehr gute Bedienbarkeit z.B. auch mit gefütterten Lederhandschuhen bietet, und zwar sowohl beim Öffnen wie auch beim Schließen des Messers. Besser kann das Handling hier nicht ausfallen.
Darüber, wie weit ein Liner von der Griffschale verdeckt sein sollte, existieren ja sehr konträre Meinungen. Ich persönlich favorisiere einen gut zu erreichenden Liner deutlich.
Und die untere Griffschale deckt ihn fast vollkommen ab, so daß ein versehentliches Lösen beim „White-Knuckle-Test“ IMHO nicht wahrscheinlich ist.
Gefreut habe ich mich speziell hier auch über die geschmeidige Kante der unteren Schale (siehe Bild). Bei meinem Kalashnikov sah die Kante sehr ähnlich aus und hat den Zeigefinger stark malträtiert (siehe HIER). Hier ist beim Helios trotz sehr ähnlicher Optik rein gar nichts davon zu spüren, obwohl die Schale sehr dünn und zudem gezahnt ausläuft. Exzellent!
Fazit:
Ein sehr gelungenes Messer mit Augenmerk auf die Ergonomie und mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, zumal dem neuen Böker-Katalog noch ein Beiblatt beiliegt, das die UVP von € 115 im Katalog auf € 99 senkt.
Als solides Mid-Size EDC im oberen Qualitätssegment sicher eine gute Wahl.
Und vielleicht kann sich Böker ggf. noch entschließen, die angeregten Änderungen in die Serie einfließen zu lassen.
Was ich an dieser Stelle noch erwähnen möchte, ist die Variante mit Leo-Damast und Wüsteneisenholz-Einlagen, die ich leider noch nicht live sehen konnte, die aber ebenfalls sehr neugierig macht.
Ich habe das Helios Forest (d.h. mit grünem Griff) hier und muß sagen, daß sich der gute Eindruck nach dem Katalog durchaus bestätigt.
Nochmal in Kürze zur Technik:
- Linerlock
- Gefräste Aluminium-Griffschalen (6061-T6, hartanodisiert)
- Klinge aus X-15.T.N.
- Klingenlänge 86mm (Katalogangabe 9cm ist falsch )
- Klingenstärke 2,9mm
- Clip umsetzbar Tip-up/Tip-down
Die Griffschalen sind beidseitig verschraubt, d.h. die Spacer fungieren als Gewindebuchsen. Die Verschraubung des Messers erfolgt also nicht im Aluminium.
Die Verarbeitung macht einen sehr sauberen Eindruck, allerdings hatte mein Exemplar ganz leichte Anlaufschwierigkeiten: bei sehr zaghaftem Öffnen der Klinge gab der Liner ein rastendes Geräusch von sich, ohne vollständig hinter der Klingenwurzel zu sitzen. In dieser Stellung klappte die Klinge beim ersten moderaten Spinewhack-Versuch sofort ein.
Dieses Phänomen ließ sich noch ein paar Mal provozieren, allerdings ist es jetzt nach einigen Öffnungs- und Schließvorgängen nicht mehr der Fall. Der Liner mußte sich hier anscheinend noch ein kleines bißchen einlaufen.
Jetzt übersteht das Messer auch einen derberen Spinewhack ohne Fehl und Tadel.
Der Klingengang ist gleichmäßig und weich; für meinen Geschmack könnte es allerdings noch einen Tick leichtgängiger sein. Aber das ist Geschmackssache.
Leider ist der Klingengang so ohne weiteres nicht einstellbar.
Das Messer kam werksseitig mit Tip-down montiertem Clip, wodurch die Klingenachse auf der Griffrückseite ja verdeckt ist.
Ich war gespannt, ob sich hierunter noch ein Schraubenkopf befindet, oder ob der eigentliche Schraubenkopf der auf der Griffoberseite (mit den 6 Bohrungen) ist. Leider ist letzteres der Fall, d.h. man muß hier ohne das Spezialwerkzeug im Zweifelsfall improvisieren.
Microtech macht das mit seinen Tri-Wing Schrauben ja vor; allerdings finde ich das als Beispiel nicht unbedingt nachahmenswert.
Tip-down sitzt das Messer ein gutes Stück tiefer in der Tasche als Tip-up, wobei beide Konfigurationen einen guten Grip für das Ziehen des Messers bieten.
Die Grip-Einlagen, die deutlich zur raueren Sorte gehören, begünstigen das natürlich auch, wobei diese allerdings ein entscheidendes Stück in die Griffschale versenkt sind, und zwar gerade ausreichend, um die Hosentasche nicht kaputtzuwetzen, aber nicht soweit, um optisch ein „Loch“ in der Schale zu bilden, wie mir das z.B. bei einigen MT Mini Socom Elites aufgefallen ist.
Auch bei Griffwechseln (Reversegrip und retour) bieten die Tapeeinlagen eine sichere Kontrolle.
Die Handlage ist ausgezeichnet; alle Kanten sind vorbildlich gerundet, nichts zwackt oder kneift.
Auch auf dem letzten Stück der Griffunterseite zur Klinge hin gibt es für den Zeigefinger nochmal einen guten Ansatzpunkt, wenn man mal etwas weiter vorne greifen möchte.
Das einzige kleine Manko ist das Clipende in der Tip-up Position: der Sitz des Clips ist so gefräst, daß das Clipende deutlich zum Rand der Griffschale zeigt (siehe Bild) und sogar ein wenig in die Aussparung für den Zeigefinger hineinragt. Dies spürt der Zeigefinger deutlich.
Ein technischer Grund hierfür ist nach meinem Ermessen nicht ersichtlich; man könnte dies werksseitig ganz einfach beheben, indem man die Tasche für den Clip ein paar Grad verdreht fräst, wodurch das Clipende dann in der Griffmitte positioniert wäre.
In der Tip-down Position stört der Clip in keiner Weise.
Der ansteigende Klingenrücken bietet durch den fließenden Übergang vom Griffrücken eine gute Daumenauflage, womit ich gleich bei meinem zweiten Verbesserungsvorschlag lande:
Eine Riffelung auf dem Klingenrücken würde die Griffsicherheit hier nochmal ohne großen Aufwand verbessern. (siehe Bild)
Die Klinge gefällt durch ihre schöne Two-tone Satinierung, bei der die plane Seitenfläche schön längssatiniert ist, während die Schliffflächen sehr fein und schön schimmernd quer satiniert sind. Insgesamt sehr sauber und exakt verarbeitet, ohne Maschinenspuren.
Die Schärfe ab Werk ist sehr gut, auch wenn die Schneide von der Seite einen teilweise etwas rauen Eindruck macht. Trotzdem „sägt“ das Messer nicht, sondern schneidet sehr sauber.
Die Klinge trägt einen Hohlschliff.
Zum Stahl kann ich nicht viel sagen; ich habe mit X-15.T.N. keine Erfahrungen, und da wird die Zeit zeigen müssen, wie es mit Schnitthaltigkeit etc. aussieht.
Der Daumenknopf sitzt sehr gut positioniert in der Ausfräsung des Griffes, die recht weit gehalten ist und ist dadurch eine sehr gute Bedienbarkeit z.B. auch mit gefütterten Lederhandschuhen bietet, und zwar sowohl beim Öffnen wie auch beim Schließen des Messers. Besser kann das Handling hier nicht ausfallen.
Darüber, wie weit ein Liner von der Griffschale verdeckt sein sollte, existieren ja sehr konträre Meinungen. Ich persönlich favorisiere einen gut zu erreichenden Liner deutlich.
Und die untere Griffschale deckt ihn fast vollkommen ab, so daß ein versehentliches Lösen beim „White-Knuckle-Test“ IMHO nicht wahrscheinlich ist.
Gefreut habe ich mich speziell hier auch über die geschmeidige Kante der unteren Schale (siehe Bild). Bei meinem Kalashnikov sah die Kante sehr ähnlich aus und hat den Zeigefinger stark malträtiert (siehe HIER). Hier ist beim Helios trotz sehr ähnlicher Optik rein gar nichts davon zu spüren, obwohl die Schale sehr dünn und zudem gezahnt ausläuft. Exzellent!
Fazit:
Ein sehr gelungenes Messer mit Augenmerk auf die Ergonomie und mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, zumal dem neuen Böker-Katalog noch ein Beiblatt beiliegt, das die UVP von € 115 im Katalog auf € 99 senkt.
Als solides Mid-Size EDC im oberen Qualitätssegment sicher eine gute Wahl.
Und vielleicht kann sich Böker ggf. noch entschließen, die angeregten Änderungen in die Serie einfließen zu lassen.
Was ich an dieser Stelle noch erwähnen möchte, ist die Variante mit Leo-Damast und Wüsteneisenholz-Einlagen, die ich leider noch nicht live sehen konnte, die aber ebenfalls sehr neugierig macht.
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