Was ist das für ein Messer?

Felix Scharf

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Ich habe ein ziemlich ramponiertes, vermutlich japanisches, Küchenmesser.

  • Klingenlänge 170 mm, Höhe 45 mm am Griffende, vor der Spitze 39 mm.
  • Beidseitig geschliffen
  • Wurde zum Preis von 250 DM als Damaststahl verkauft. Ich habe aber den Verdacht, daß das Muster nur reingeätzt ist.
  • Der Griff ist schwarz, hat eine Maserung und ist über die gesamte Länge dreifach vernietet. Die Niete sind plangeschliffen.
  • Wenn man das Messer mit dem Griff nach unten hält, findet man zwei kleine Schriftzeichen nebeneinander. Darunter vier weitere große. Darunter ist ein kreuzweise schraffiertes Rechteck mit den Buchstaben "DP"

Weiß jemand was das ist? Mir ist nämlich nicht ganz klar, ob es sich lohnt, sehr viel Arbeit in das Messer zu stecken. Das müsste man aber, weil es nicht nur mehrmals in der Spühlmaschine gelandet ist, sondern auch regelmäßig mit einem Axt- und Messerschleifer (Fiskars) gequält wurde.

Auf sachdienliche Hinweise freut sich

Felix
 
Stell doch mal Fotos rein, mit einer genauen Aufnahme des Damastmusters.

Tschüss
Tobias
 
Hier ist das corpus delicti:
knivedp-8x6.jpg
 
Last edited:
Küchenmesser mit KANJI

Felix Scharf said:
Ich habe ein ziemlich ramponiertes, vermutlich japanisches Küchenmesser.... Weiß jemand, was das ist?

Guten Abend!

Wenn der Damast sehr gut sichtbar ist, drängt sich der Verdacht auf, dass es kein klassisches Japan-Messer ist. Die ganze Machart mit den geätzten chinesisch/japanischen Zeichen, beidseitigem Anschliff und europäischem Griff mit Nieten lässt vermuten, dass es entweder in Europa im pseudo-japanischen Stil gefertigt wurde oder in Ostasien für den europäischen Markt.

Falls der Damast echt ist, ist es vielleicht sogar ein hochwertiges und schönes Messer. Aber vielleicht hat man den Schneidkern auch nur mit wenigen Damastlagen "tapeziert", damit es interessant aussieht. Das gibt es nicht selten. Schneiden müsste es aber trotzdem ordentlich, wenn der Originalschliff wieder hergestellt wird.

Gruß

sanjuro
 
Der Damast sieht auf den ersten Blick echt aus. Wenn Du es genau wissen willst, solltest Du eine Stelle blank schleifen und neu ätzen. Wie das genau geht, kannst Du in den Messermachen Foren nachlesen.
Wenn der Damast nur aussen auf den Flanken sitzt, muss das kein Nachteil sein. Dadurch kann man die Wärmebehandlung ganz auf die bekannten Eigenschaften des Schneidkernstahles abstimmen.

Tschüss
Tobias
 
Hallöchen,

...es geht ja bei Damast (zumindest für mich) nicht nur um Materialeigenschaften sondern auch um die Handwerkskunst dahinter. Daher empfinde ich es schon als Täuschung, einfach die Flanken zu tapezieren, wie sanjuro es so schön schrieb. Der Wert eines richtiges Damastes liegt für mich eben nicht nur an einer schönen Optik.

Ich glaube, schon mal so ein Teilchen irgendwo in einem Katalog gesehen zu haben. Dieses westliche Design mit genieteten Griffschalen gibt es wohl nicht so häufig. Ich würde mal kühn vermuten, das es ein rostträger "Tapetendamast" ist und somit etwas auf dem Kai Shun Level mitschwimmt. Ich denke, damit ist es ein wenig Mühe wert, es wieder herzurichten, oder?


Viele Grüße
Mart
 
Damast-Tapete

Danke für eure Beiträge! Ich habe nun beschlossen, daß das Messer zwar kein besonders erlesenes Prunkstück ist, aber durchaus ein paar Stunden Schleifarbeit wert. Entsprechend habe ich nun angefangen, einen Grundschliff herzustellen.

Sanjuros Tapeten-Theorie scheint mir zutreffend zu sein. Wegen der zahlreichen Kratzer im Klingenspiegel überlege ich inzwischen, das Messer auch zu polieren. Wenn ich das richtig verstanden habe, müsste ich es dann auch neu ätzen, um das Damastmuster wieder sichtbar zu machen. Spätestens dann sollte die Wahrheit ja ans Licht kommen.

Gruß

Felix
 
die tapetentheorie ;-))) deutet für mich allerdings doch auf ein hochwertigeres messer hin: damast sieht zwar gut aus und verkauft sich auch gut-aber zum schneiden ist der weiße oder blaue papierstahl doch besser. im normalfall wird denn ja auch 2- oder 3-lagig gearbeitet (tapeziert) um dem spröden kohlenstoffschneidstahl halt zu geben.

bei den vielen guten damastküchenmessern aus japan ist der haltestahl eben aus damast...wegen der optik.
also vorsicht beim schleifen oder polieren- wenns denn aogami oder shirogami sein sollte: er ist seehr hitzeempfindlich.

lg feuervogel
 
feuervogel69 said:
also vorsicht beim schleifen oder polieren- wenns denn aogami oder shirogami sein sollte: er ist seehr hitzeempfindlich.
Bei meiner Ausrüstung droht die Überhitzung eher mir als dem Stahl:

  • Banksteine (brutal/grob, 1000 JIS, 6000 JIS)
  • Naßschleifpapier (P280 - P1000)
  • Stahlfix
  • Leder
  • Muskelkraft
  • Musik (je nach Körnung unterschiedlich ;))
  • Geduld
 
Pichler1 said:
Melde dich bitte noch : einmal, ob info angekommen ist
Hallo Axel!

Du hast offensichtlich einen Volltreffer gelandet und das Rätsel gelöst. Das war das fehlende Mosaiksteinchen. Vielen Dank!

Der Hersteller gibt eine Härte von 60 HRC an, was für mich ein Indikator dafür ist, daß es sich nicht um ein gewöhnliches europäisches Küchenmesser handelt, sondern um ein feines und empfindliches Werkzeug, das auf hohe Schärfe und Schnitthaltigkeit ausgelegt ist. Das heißt auch, daß der von mir verwendete recht flache Winkel zwischen Klinge und Schleifstein (Keilwinkel?) sinnvoll ist.

Außerdem ist das Ding offensichtlich die Mühe des Schleifens und Polierens wert. Mein erster Versuch ist nicht wirklich gut geworden, weil ich beim Polieren zu ungeduldig war. Außerdem hätte ich wohl erst die Politur des Klingenspiegels anbringen und erst danach die Schneide schärfen sollen. Aber ich werde nochmal von vorne anfangen, dann wird das schon.
 
...Ich hab´s doch gewußt...könnte aber auch das Tojiro PRO 63 Lagen sein, vielleicht mal nachzählen :hmpf: :irre:

unter dem Thema

"schon wieder..., japanische Messer"

hatten wir die Dinger glaub ich schon mal besprochen. Aber wie gesagt, es wird die Mühe sicherlich lohnen, das Teilchen zu schleifen; kaufen würde ich so ein Ding aber nicht (den Fehler hab ich mit meinem Shun Pro damals schon mal gemacht...bevor ich mich damit so richtig beschäftigt habe).

grüße
mart
 
Last edited:
Romanschärfe

Mart said:
...Ich hab´s doch gewußt...könnte aber auch das Tojiro PRO 63 Lagen sein, vielleicht mal nachzählen :hmpf: :irre:

Hallo,
ein bisschen OT, aber bei der Beschreibung des obigen Messers (siehe link) habe ich folgenden Satz gefunden:

"Ein unglaublich harter Damaststahl mit fantastischer Widerstandsfähigkeit für lang anhaltende Schärfe.

Das beeindruckende Damast Muster wird durch 63 feine Lagen Nickel Damaskus Spezial Stahl erzeugt. Die mittlere Lage besteht aus einem extrem hartem Karbonstahl. Dieser aussergewöhnlich homogene Stahl sorgt für die sprichwörtliche Romanschärfe."

Außerhalb des Forums (außer natürlich bei Leos Messerschärfseite) habe ich den Begriff noch nie gehört, aber was nicht ist kann ja noch werden, s. o. :super:

Gruß
Martin
 
steht doch auf der klinge drauf:

:irre: tojirô saku :irre:

Ookami

ps sorry musste einfach sein, ich weiss natürlich, dass hier die mehrheiz kein japanisch lesen kann :eek:
O.
 
Ookami said:
steht doch auf der klinge drauf: tojirô saku

Jetzt nicht mehr. ;)

Nach ettlichen Stunden und wohl bald zwei Quadratmetern verbrauchten Schleifpapiers später sind die fiesen Kratzer raus. Die Aufschrift sowieso.

Auf Hochglanz (wie ich es urspünglich wollte) habe ich die Klinge zwar mangles Geduld nicht gebracht, aber die matte Oberfläche, die das 800er Schleifpapier hinterlassen hat, ist für ein täglich benutztes Küchenwerkzeug wohl ohnehin besser geeignet.

Die Schneide habe ich mit einem sehr groben SiC-Stein neu angelegt. Anschließend habe ich sie mit einem japanischen Wasserstein (1000) geschliffen. Als ich danach mit einem 6000er von King weiterarbeitete, begann die etwa 3 mm hohe Schneide bis auf ein paar kleine Kratzer spiegelnd zu glänzen. Leider ist mir nicht klar, ob sie noch Reste vom SiC-Stein sind, oder ob der Übergang von 1000 auf 6000 zu heftig war. Weiß jemand, ob und wie man das erkennen kann?

Auf jedem Fall ist das Messer nach dem Abziehen auf einem ausgedienten Gürtel ganz ordentlich scharf geworden. Rasieren mit dem Strich geht gut und Zwiebeln zerfallen fast schon freiwillig zu Würfeln, wenn die Klinge in die Nähe kommt ;)

Vielen Dank nochmal an alle! Ohne eure Hinweise hätte ich die Mühe wohl nicht auf mich genommen. Dieses exquisite Werkzeug war sie allemal wert.

Liebe Grüße

Felix
 
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