redaums
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Kurz zur Vorgeschichte: Auf der Suche nach einem für Bushcraft und Survival geeigneten Messer habe ich zahlreiche ausprobiert und wieder verworfen, habe viel gelesen und bin im Netz auf Messer gestossen, wie sie in England zahlreich vertreten sind, ursprünglich wohl nach einem Design von Ray Mears, oftmals in O1-Werkzeugstahl. Einer der Hersteller ist z.B. http://www.berax.co.uk/#/bushcraft-knife/4519836431.
Ich war kurz vor Kauf, als ich dann die EnZo-Trapper gefunden habe, und meins begeistert durch die Wälder trug und damit arbeitete. Meine positiven Kommentare dazu kennt ja der eine oder andere aus der Kaufberatung.
Aber die kleine Stimme im Hinterkopf sagte: diese Spearpoint-Klingen haben schon was... und ausserdem, pulvermetallurgischer Stahl... wolltest Du doch schon immer mal versuchen. Und dann finde ich in den Tiefen des Internets DAS Messer... von Bark River Knife and Tool. Jenni Döpgen schreiben, Antwort kriegen und bestellen war rasch erledigt. Dann kam die mühsame Wartezeit, dann die erlösende Nachricht von Jenni: Paket ist raus.
Das ersehnte Paket kam spät, ich sorgte mich bereits, ob es verloren gegangen sei, aber Nachbarn hatten es zum Glück angenommen... nur der Paktebote hatte mir keine Karte hinterlassen. Zum Glück klärte sich alles rasch, Jenni Döpgen war beruhigt (vielen Dank an dieser Stelle für die perfekte Kundenbetreuung!), und ich war glücklicher Besitzer meines ersten Bark River Messers.
Liten Bror
Das Liten Bror (Kleiner Bruder) ist aus der Bushcraft-Serie von BRKT und gedacht als kleines Geschwisterchen des größeren „Aurora“.
Kurz die Daten von der Homepage:
Gesamtlänge: 20,6 cm
Klingenlänge: 9,6 cm
Klingenstärke: 4 mm
Stahl: CPM3V@58 HCR
Gewicht: ca. 152 g
Schliff: konvexer Scandi Schliff
Ein Vergleich mit dem Helle Eggen und dem Mora 860 gibt einen Eindruck der Dimensionen
Das Messer kam gut verpackt, Nach dem Auspacken dachte ich: Ja, klein ist es, ausgesprochen schöner Griff aus Maroon-Micarta, jedoch dünn, das wird wohl nix für mich, bei Handschuhgröße 11...
Aber das Liten Bror überzeugt auf ganzer Linie: der gut konturierte Griff sorgt für eine gute und sichere Handlage im Faustgriff, dabei stört die Griffkontur zunächst beim seitlichen Griff, der Trick, den Daumen auf den schön langen Griff statt auf die Klinge zu legen, funktioniert jedoch sehr gut und braucht nahezu keine Umgewöhnungszeit
In Ermangelung eines eigenen großen Gartens, musste das Liten Bror erst einmal zeigen, was es in der Küche so kann: zuerst natürlich Apfel schneiden und schälen. Bei 4mm Klingenstärke hat das Liten Bror erwartungsgemäß den Granny Smith gespalten, beim Schälen machte sich dann der noch ungewohnte ballige Schliff bemerkbar, ging aber, nach etwas Übung, genau wie der Versuch, möglichst dünne Scheibchen abzuschneiden
Brot schneiden war kein Problem, dann wurde das Versuchsfeld eng, mangels Material.
Apfelsine filetieren ging noch mit keinem meiner (Nicht-Küchen-)Messer so einfach, das Gewicht der Klinge, der konvexe Scandi-Schliff liessen das Messer perfekt an den Fileträndern entlang in die Tiefe gleiten, ohne dass man sie durchschnitt. Vor lauter Übermut belegte ich die Filets mit Parmesan, dünnes Schneiden war gut möglich, sehr dünnes nicht - aber das lag eher am Parmesan...
Danach aus reiner Neugierde noch der Vergleich mit meinem kleinen Schälmesser: Mairübchen schälen und mundgerecht zerteilen: Schälen war kein Problem, schon viel besser als bei dem Apfel, im Vergleich zum Küchenmesser ist das Liten Bror natürlich eher spaltend als schneidend, aber es gab letztendlich keinen Unterschied weder in der Qualität des Schnittguts, noch in der Bearbeitungszeit
Ach ja: Fleisch geschnitten habe ich auch, jedoch ohne Fotos. Fische habe ich noch nicht filetiert, wenn es soweit ist, reiche ich das nach...
Zwischenfazit: Für die Outdoor-Küche gut geeignet...
Am nächsten freien Tag mit gutem Wetter war dann Zeit für den Test draussen
Zuerst habe ich ein wenig Birkenholz gespalten, das ging problemlos, keine Scharten, kein Rollen der Schneide, wie oft bei meinen Scandis, die bis auf 0 geschliffen sind. Eine deutlich stabilere Schneide. Danach ging es an das Vorbereiten von Holzlocken, wie beim Apfelschälen brauchte hier der ballige Schliff eine (sehr) kurze Phase der Eingewöhnung, danach ging es problemlos.
Dann musste das Liten Bror einen Ast abflachen, ein paar einfache Kerben einschnitzen und ein Loch schnitzen. Dabei zeigten sich die eigentlichen Stärken des Liten Bror: die stabile und schnitthaltige Klinge mit gleichzeitig gut dimensioniertem Griff. Der schlanke Griff erleichtert deutlich das Halten des Messers in verschiedenen Positionen, ohne dass ich am Griffmaterial selber noch Mulden oder Rundungen einschleifen musste, so wie bei vielen meiner Messer mit fülligeren Griffen. Kein Problem in der Bedienung auch mit meinen großen Händen
Als Letztes habe ich mich dann an einen Try-Stick gewagt, also ein Stück Grünholz, das erst entrindet wird und dann mit mehreren Schnittmustern versehen, um sich an ein neues Messer zu gewöhnen und wichtige Schnitt-Techniken für Bushcraft auszuprobieren.
Was soll ich sagen: hervorragende Leistung des Liten Bror, gute Handlage, sicher und präzise zu führen, durch die stabiles Spitze auch ohne schlechtes Gewissen zum perforieren/Loch schneiden mit der Spitze voran ins Holz zu treiben. Allein feinste Arbeiten werden durch die Klingendimensionen begrenzt
Das Abziehen/Nachschleifen ist mit der Schleifanleitung der Kizlyar-Homepage kein Problem, habe es aber bisher nur einmal abgezogen, mehr aus Neugier, wie das geht.
Das Messer kommt mit einer Lederscheide, die das Messer sicher hält, eine Schlaufe für einen Feuerstahl ist vorhanden. Die Scheide sitzt hoch am Gürtel, so dass sie beim Sitzen im Auto nicht stört, beim Rucksack-Tragen aber durchaus. Die Scheiden gibt es in Braun und Schwarz, meine habe ich von innen mit Ballistol ausgesprüht, weil nach einer Nacht in der unbehandelten Lederscheide die Klinge ein klein wenig angelaufen war. Nach dem Polieren und der Ballistol-Behandlung der Scheide war das kein Thema mehr.
Fazit: Für die notwendigen Dinge zum Leben draussen ist das Messer hervorragend geeignet. Der ballige Anschliff mit dem CPM3V Stahl ist um Längen schnitthaltiger, als meine bisherigen Messer (O1, D2, 440C). Zusammen mit der Scheide ergibt sich ein sehr taugliches System, das zudem durch die Bark River typische Auswahl an Griffschalen sehr individuell gestaltet werden kann.
Ich habe mein neues Outdoor-EDC gefunden! Alles andere bleibt wohl erst mal im Schrank...
Hoffe es gefällt Euch!
LG, Redaums
PS.: Ergänzungen folgen weiter unten...
Ich war kurz vor Kauf, als ich dann die EnZo-Trapper gefunden habe, und meins begeistert durch die Wälder trug und damit arbeitete. Meine positiven Kommentare dazu kennt ja der eine oder andere aus der Kaufberatung.
Aber die kleine Stimme im Hinterkopf sagte: diese Spearpoint-Klingen haben schon was... und ausserdem, pulvermetallurgischer Stahl... wolltest Du doch schon immer mal versuchen. Und dann finde ich in den Tiefen des Internets DAS Messer... von Bark River Knife and Tool. Jenni Döpgen schreiben, Antwort kriegen und bestellen war rasch erledigt. Dann kam die mühsame Wartezeit, dann die erlösende Nachricht von Jenni: Paket ist raus.
Das ersehnte Paket kam spät, ich sorgte mich bereits, ob es verloren gegangen sei, aber Nachbarn hatten es zum Glück angenommen... nur der Paktebote hatte mir keine Karte hinterlassen. Zum Glück klärte sich alles rasch, Jenni Döpgen war beruhigt (vielen Dank an dieser Stelle für die perfekte Kundenbetreuung!), und ich war glücklicher Besitzer meines ersten Bark River Messers.
Liten Bror
Das Liten Bror (Kleiner Bruder) ist aus der Bushcraft-Serie von BRKT und gedacht als kleines Geschwisterchen des größeren „Aurora“.
Kurz die Daten von der Homepage:
Gesamtlänge: 20,6 cm
Klingenlänge: 9,6 cm
Klingenstärke: 4 mm
Stahl: CPM3V@58 HCR
Gewicht: ca. 152 g
Schliff: konvexer Scandi Schliff
Ein Vergleich mit dem Helle Eggen und dem Mora 860 gibt einen Eindruck der Dimensionen
Das Messer kam gut verpackt, Nach dem Auspacken dachte ich: Ja, klein ist es, ausgesprochen schöner Griff aus Maroon-Micarta, jedoch dünn, das wird wohl nix für mich, bei Handschuhgröße 11...
Aber das Liten Bror überzeugt auf ganzer Linie: der gut konturierte Griff sorgt für eine gute und sichere Handlage im Faustgriff, dabei stört die Griffkontur zunächst beim seitlichen Griff, der Trick, den Daumen auf den schön langen Griff statt auf die Klinge zu legen, funktioniert jedoch sehr gut und braucht nahezu keine Umgewöhnungszeit
In Ermangelung eines eigenen großen Gartens, musste das Liten Bror erst einmal zeigen, was es in der Küche so kann: zuerst natürlich Apfel schneiden und schälen. Bei 4mm Klingenstärke hat das Liten Bror erwartungsgemäß den Granny Smith gespalten, beim Schälen machte sich dann der noch ungewohnte ballige Schliff bemerkbar, ging aber, nach etwas Übung, genau wie der Versuch, möglichst dünne Scheibchen abzuschneiden
Brot schneiden war kein Problem, dann wurde das Versuchsfeld eng, mangels Material.
Apfelsine filetieren ging noch mit keinem meiner (Nicht-Küchen-)Messer so einfach, das Gewicht der Klinge, der konvexe Scandi-Schliff liessen das Messer perfekt an den Fileträndern entlang in die Tiefe gleiten, ohne dass man sie durchschnitt. Vor lauter Übermut belegte ich die Filets mit Parmesan, dünnes Schneiden war gut möglich, sehr dünnes nicht - aber das lag eher am Parmesan...
Danach aus reiner Neugierde noch der Vergleich mit meinem kleinen Schälmesser: Mairübchen schälen und mundgerecht zerteilen: Schälen war kein Problem, schon viel besser als bei dem Apfel, im Vergleich zum Küchenmesser ist das Liten Bror natürlich eher spaltend als schneidend, aber es gab letztendlich keinen Unterschied weder in der Qualität des Schnittguts, noch in der Bearbeitungszeit
Ach ja: Fleisch geschnitten habe ich auch, jedoch ohne Fotos. Fische habe ich noch nicht filetiert, wenn es soweit ist, reiche ich das nach...
Zwischenfazit: Für die Outdoor-Küche gut geeignet...
Am nächsten freien Tag mit gutem Wetter war dann Zeit für den Test draussen
Zuerst habe ich ein wenig Birkenholz gespalten, das ging problemlos, keine Scharten, kein Rollen der Schneide, wie oft bei meinen Scandis, die bis auf 0 geschliffen sind. Eine deutlich stabilere Schneide. Danach ging es an das Vorbereiten von Holzlocken, wie beim Apfelschälen brauchte hier der ballige Schliff eine (sehr) kurze Phase der Eingewöhnung, danach ging es problemlos.
Dann musste das Liten Bror einen Ast abflachen, ein paar einfache Kerben einschnitzen und ein Loch schnitzen. Dabei zeigten sich die eigentlichen Stärken des Liten Bror: die stabile und schnitthaltige Klinge mit gleichzeitig gut dimensioniertem Griff. Der schlanke Griff erleichtert deutlich das Halten des Messers in verschiedenen Positionen, ohne dass ich am Griffmaterial selber noch Mulden oder Rundungen einschleifen musste, so wie bei vielen meiner Messer mit fülligeren Griffen. Kein Problem in der Bedienung auch mit meinen großen Händen
Als Letztes habe ich mich dann an einen Try-Stick gewagt, also ein Stück Grünholz, das erst entrindet wird und dann mit mehreren Schnittmustern versehen, um sich an ein neues Messer zu gewöhnen und wichtige Schnitt-Techniken für Bushcraft auszuprobieren.
Was soll ich sagen: hervorragende Leistung des Liten Bror, gute Handlage, sicher und präzise zu führen, durch die stabiles Spitze auch ohne schlechtes Gewissen zum perforieren/Loch schneiden mit der Spitze voran ins Holz zu treiben. Allein feinste Arbeiten werden durch die Klingendimensionen begrenzt
Das Abziehen/Nachschleifen ist mit der Schleifanleitung der Kizlyar-Homepage kein Problem, habe es aber bisher nur einmal abgezogen, mehr aus Neugier, wie das geht.
Das Messer kommt mit einer Lederscheide, die das Messer sicher hält, eine Schlaufe für einen Feuerstahl ist vorhanden. Die Scheide sitzt hoch am Gürtel, so dass sie beim Sitzen im Auto nicht stört, beim Rucksack-Tragen aber durchaus. Die Scheiden gibt es in Braun und Schwarz, meine habe ich von innen mit Ballistol ausgesprüht, weil nach einer Nacht in der unbehandelten Lederscheide die Klinge ein klein wenig angelaufen war. Nach dem Polieren und der Ballistol-Behandlung der Scheide war das kein Thema mehr.
Fazit: Für die notwendigen Dinge zum Leben draussen ist das Messer hervorragend geeignet. Der ballige Anschliff mit dem CPM3V Stahl ist um Längen schnitthaltiger, als meine bisherigen Messer (O1, D2, 440C). Zusammen mit der Scheide ergibt sich ein sehr taugliches System, das zudem durch die Bark River typische Auswahl an Griffschalen sehr individuell gestaltet werden kann.
Ich habe mein neues Outdoor-EDC gefunden! Alles andere bleibt wohl erst mal im Schrank...
Hoffe es gefällt Euch!
LG, Redaums
PS.: Ergänzungen folgen weiter unten...
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