Bark River Liten Bror

redaums

Mitglied
Messages
171
Kurz zur Vorgeschichte: Auf der Suche nach einem für Bushcraft und Survival geeigneten Messer habe ich zahlreiche ausprobiert und wieder verworfen, habe viel gelesen und bin im Netz auf Messer gestossen, wie sie in England zahlreich vertreten sind, ursprünglich wohl nach einem Design von Ray Mears, oftmals in O1-Werkzeugstahl. Einer der Hersteller ist z.B. http://www.berax.co.uk/#/bushcraft-knife/4519836431.
Ich war kurz vor Kauf, als ich dann die EnZo-Trapper gefunden habe, und meins begeistert durch die Wälder trug und damit arbeitete. Meine positiven Kommentare dazu kennt ja der eine oder andere aus der Kaufberatung.

Aber die kleine Stimme im Hinterkopf sagte: diese Spearpoint-Klingen haben schon was... und ausserdem, pulvermetallurgischer Stahl... wolltest Du doch schon immer mal versuchen. Und dann finde ich in den Tiefen des Internets DAS Messer... von Bark River Knife and Tool. Jenni Döpgen schreiben, Antwort kriegen und bestellen war rasch erledigt. Dann kam die mühsame Wartezeit, dann die erlösende Nachricht von Jenni: Paket ist raus.

Das ersehnte Paket kam spät, ich sorgte mich bereits, ob es verloren gegangen sei, aber Nachbarn hatten es zum Glück angenommen... nur der Paktebote hatte mir keine Karte hinterlassen. Zum Glück klärte sich alles rasch, Jenni Döpgen war beruhigt (vielen Dank an dieser Stelle für die perfekte Kundenbetreuung!), und ich war glücklicher Besitzer meines ersten Bark River Messers.

Liten Bror

Das Liten Bror (Kleiner Bruder) ist aus der Bushcraft-Serie von BRKT und gedacht als kleines Geschwisterchen des größeren „Aurora“.

5990353431_bcbcf015fc.jpg


Kurz die Daten von der Homepage:
Gesamtlänge: 20,6 cm 

Klingenlänge: 9,6 cm

Klingenstärke: 4 mm 

Stahl: CPM3V@58 HCR 

Gewicht: ca. 152 g 

Schliff: konvexer Scandi Schliff

Ein Vergleich mit dem Helle Eggen und dem Mora 860 gibt einen Eindruck der Dimensionen

5990914122_00ab461bcf.jpg
5990916188_81b25b864b.jpg


Das Messer kam gut verpackt, Nach dem Auspacken dachte ich: Ja, klein ist es, ausgesprochen schöner Griff aus Maroon-Micarta, jedoch dünn, das wird wohl nix für mich, bei Handschuhgröße 11...
Aber das Liten Bror überzeugt auf ganzer Linie: der gut konturierte Griff sorgt für eine gute und sichere Handlage im Faustgriff, dabei stört die Griffkontur zunächst beim seitlichen Griff, der Trick, den Daumen auf den schön langen Griff statt auf die Klinge zu legen, funktioniert jedoch sehr gut und braucht nahezu keine Umgewöhnungszeit

5990976636_50b88fa3dd.jpg


In Ermangelung eines eigenen großen Gartens, musste das Liten Bror erst einmal zeigen, was es in der Küche so kann: zuerst natürlich Apfel schneiden und schälen. Bei 4mm Klingenstärke hat das Liten Bror erwartungsgemäß den Granny Smith gespalten, beim Schälen machte sich dann der noch ungewohnte ballige Schliff bemerkbar, ging aber, nach etwas Übung, genau wie der Versuch, möglichst dünne Scheibchen abzuschneiden

5990928994_047f35405d.jpg
5990930698_ab1e4378e0.jpg


Brot schneiden war kein Problem, dann wurde das Versuchsfeld eng, mangels Material.
Apfelsine filetieren ging noch mit keinem meiner (Nicht-Küchen-)Messer so einfach, das Gewicht der Klinge, der konvexe Scandi-Schliff liessen das Messer perfekt an den Fileträndern entlang in die Tiefe gleiten, ohne dass man sie durchschnitt. Vor lauter Übermut belegte ich die Filets mit Parmesan, dünnes Schneiden war gut möglich, sehr dünnes nicht - aber das lag eher am Parmesan...

5990376871_2bb85c82f0.jpg


Danach aus reiner Neugierde noch der Vergleich mit meinem kleinen Schälmesser: Mairübchen schälen und mundgerecht zerteilen: Schälen war kein Problem, schon viel besser als bei dem Apfel, im Vergleich zum Küchenmesser ist das Liten Bror natürlich eher spaltend als schneidend, aber es gab letztendlich keinen Unterschied weder in der Qualität des Schnittguts, noch in der Bearbeitungszeit

5990936898_865623ac37.jpg


Ach ja: Fleisch geschnitten habe ich auch, jedoch ohne Fotos. Fische habe ich noch nicht filetiert, wenn es soweit ist, reiche ich das nach...

Zwischenfazit: Für die Outdoor-Küche gut geeignet...

Am nächsten freien Tag mit gutem Wetter war dann Zeit für den Test draussen
Zuerst habe ich ein wenig Birkenholz gespalten, das ging problemlos, keine Scharten, kein Rollen der Schneide, wie oft bei meinen Scandis, die bis auf 0 geschliffen sind. Eine deutlich stabilere Schneide. Danach ging es an das Vorbereiten von Holzlocken, wie beim Apfelschälen brauchte hier der ballige Schliff eine (sehr) kurze Phase der Eingewöhnung, danach ging es problemlos.

5990941340_53de6ae272.jpg


Dann musste das Liten Bror einen Ast abflachen, ein paar einfache Kerben einschnitzen und ein Loch schnitzen. Dabei zeigten sich die eigentlichen Stärken des Liten Bror: die stabile und schnitthaltige Klinge mit gleichzeitig gut dimensioniertem Griff. Der schlanke Griff erleichtert deutlich das Halten des Messers in verschiedenen Positionen, ohne dass ich am Griffmaterial selber noch Mulden oder Rundungen einschleifen musste, so wie bei vielen meiner Messer mit fülligeren Griffen. Kein Problem in der Bedienung auch mit meinen großen Händen

5990386145_9710454df9.jpg


Als Letztes habe ich mich dann an einen Try-Stick gewagt, also ein Stück Grünholz, das erst entrindet wird und dann mit mehreren Schnittmustern versehen, um sich an ein neues Messer zu gewöhnen und wichtige Schnitt-Techniken für Bushcraft auszuprobieren.
Was soll ich sagen: hervorragende Leistung des Liten Bror, gute Handlage, sicher und präzise zu führen, durch die stabiles Spitze auch ohne schlechtes Gewissen zum perforieren/Loch schneiden mit der Spitze voran ins Holz zu treiben. Allein feinste Arbeiten werden durch die Klingendimensionen begrenzt

5990388353_74fd0f1cb2.jpg
5990948770_a2ece6f042.jpg


Das Abziehen/Nachschleifen ist mit der Schleifanleitung der Kizlyar-Homepage kein Problem, habe es aber bisher nur einmal abgezogen, mehr aus Neugier, wie das geht.
Das Messer kommt mit einer Lederscheide, die das Messer sicher hält, eine Schlaufe für einen Feuerstahl ist vorhanden. Die Scheide sitzt hoch am Gürtel, so dass sie beim Sitzen im Auto nicht stört, beim Rucksack-Tragen aber durchaus. Die Scheiden gibt es in Braun und Schwarz, meine habe ich von innen mit Ballistol ausgesprüht, weil nach einer Nacht in der unbehandelten Lederscheide die Klinge ein klein wenig angelaufen war. Nach dem Polieren und der Ballistol-Behandlung der Scheide war das kein Thema mehr.

5990393051_c7639e4be0.jpg
5990393591_8980b48b2b.jpg


Fazit: Für die notwendigen Dinge zum Leben draussen ist das Messer hervorragend geeignet. Der ballige Anschliff mit dem CPM3V Stahl ist um Längen schnitthaltiger, als meine bisherigen Messer (O1, D2, 440C). Zusammen mit der Scheide ergibt sich ein sehr taugliches System, das zudem durch die Bark River typische Auswahl an Griffschalen sehr individuell gestaltet werden kann.

Ich habe mein neues Outdoor-EDC gefunden! Alles andere bleibt wohl erst mal im Schrank...

Hoffe es gefällt Euch!
LG, Redaums

PS.: Ergänzungen folgen weiter unten...
 
Last edited:
Schöner Bericht und schöne Fotos. Scandi und konvex geht für mich gar nicht aber das ist ja eine Frage des persönlichen Empfinden. Das Aurora scheint der etwas größere Bruder zu sein und nach dem Foto zu urteilen hat es einen durchgehenden Schliff aber leider nicht den CPM3V Stahl. Sonst hätte mich das auch schon interessiert :irre:.

Danke und Gruß B123
 
Hallo Redaums,
schöner umfangreicher Bericht, aber ich kann hier lleider keine Bilder sehen.
Mein bevorzugtes Outdoor- Messer ist das Bravo1, und es hervorragend, besonders, was die Handlage betrifft. Das scheint eine Spezialität von Bark River zu sein.
Grüße
Markus
 
Bin neu hier, habe aber schon länger mitgelesen, darum eine Frage zum Stahl:
Das ist S3V schreibst Du, wie hat der sich bisher wegen Korrosion verhalten nach den ganzen Küchentests oder hast Du die Klinge nach Gebrauch immer direkt geputzt, so dass es kein Thema war?
Über den habe ich noch nicht so oft gelesen.

Sieht sonst ganz nett aus, auch wenn Obstspalter manchmal eine Schrecksekunde verursachen können... Das eine Bild mit dem Apfel sieht nach gewaltiger Spaltkraft in Obst aus :hmpf:

bwg
 
hallo redaums,

vielen Dank für deinen Bericht und die Bilder, gut das das Liten Bror, wenn auch über einen kleinen Umweg zu dir gefunden hat ;).


Das Aurora scheint der etwas größere Bruder zu sein und nach dem Foto zu urteilen hat es einen durchgehenden Schliff aber leider nicht den CPM3V Stahl. Sonst hätte mich das auch schon interessiert :irre:.

das Aurora wird es in einer Sonderanfertigung auch in CPM3V geben, ich denke, dass es ab Herbst / Winter erhältlich sein wird.

Allerdings führen wir nicht immer die Sonderanfertigungen lagermäßig, wie z.B. das Bravo SS, das STS-5 und STS-3, diese zu besorgen ist allerdings meist kein großes Problem .

Grüße Jenni
 
Das ist S3V schreibst Du, wie hat der sich bisher wegen Korrosion verhalten nach den ganzen Küchentests oder hast Du die Klinge nach Gebrauch immer direkt geputzt, so dass es kein Thema war?

Ich habe das Messer nie sofort nach der Küchenarbeit gesäubert und abgetrocknet, sondern es lag oft eine Weile noch auf dem Brettchen. Mit Korrosion hatte ich bisher keine Probleme, im Gegensatz zu meinem Carbonstahl-Kochmesser, das schon nach Minuten anfängt zu rosten. Das Liten Bror scheint da sehr robust zu sein.
Dennoch: nach der Arbeit habe ich das Messer immer gesäubert und abgetrocknet.

LG
redaums
 
Noch ein paar Handhaltungen

Ich habe ja recht große Hände (Größe 10-11), aber der konturierte recht lange Griff ermöglicht viele unterschiedliche Griffarten und ermüdungsarmes Arbeiten...

5990445687_0e0019e481.jpg
5990449515_50e2581c40.jpg

5990448323_1bd0807f3a.jpg
5990448879_974fb7b3b8.jpg


5991007286_b176a488b5.jpg
5991008020_e418b7fd9d.jpg


Hoffe, das hilft.
LG aus Hannover
Redaums
 
Last edited:
Back