Wie rostanfällig ist Puddeleisen?

painless potter

Mitglied
Messages
2,603
Hallo,

o.g. Material erfreut sich ja hier im Forum zunehmender Beliebtheit. Vorweg angemerkt, ich habe es noch nie in Natura gesehen, aber auf den Bildern kann ich die Begeisterung nur sehr bedingt teilen. Besonders auf Makro- bzw. Nahaufnahmen sieht es einfach auch wie Eisen mit einer sehr unsauberen Oberfläche.

Da es ja z.B. von Hano viel für Kochmesser verwendet wird, wollte ich gern wissen, wie korrosionsanfällig das Material ist. Gerade im Lebensmittelbereich ist es doch eigentlich nicht wünschenswert, wenn an Zwinge oder anderen Monturen Spalten sind, die sich mit was weiß ich zusetzen und dort vor sich hingammeln?

Erleuchtet mich mal bitte, ich habe wie gesagt keine Ahnung von dem Material.

Grüße

Nils
 
Hallo Nils,

ich sehe du bist keiner der das Rustikale liebt :steirer:
Du hast auch völlig recht, Puddeleisen IST sehr unsauberes Eisen.
Vielleicht ist es auch das Alter des Materials, welches den Reiz ausmacht. Zu wissen, dass in irgendeiner Weise ein Stück Geschichte in dem Messer verarbeitet ist. Und wenn es nur die Geschichte eines Gartenzaunpfosten ist :D

Womit du natürlich recht hast, ist, dass Puddeleisen durch die raue Oberfläche und die vielen Furchen rostanfällig ist. Zugleich hält sich aber auch Öl sehr gut darin, weshalb es sich doch recht gut schützen lässt.
Ich denke bei genügend Pflege ist das kein Problem.

mfg
Ulrik
 
Ich habe Puddeleisen bislang nur für Zwingen eingesetzt und für die Optik natürlich auch geätzt. Wenn man da dann nicht aufpasst, rostet einem das Zeug unter dem A***** weg, wie man so schön sagt. Da man i.d.R aber nicht rostfreie Klinge dazu verbaut, muss man bei der Pflege ja sowieso aufpassen.

Gruß

Uli
 
Mir gehts ähnlich wie dem Nils ... ich hab Puddeleisen auch noch nie live gesehen, was aber nicht heißt, dass ich es nicht probiert hätte:steirer:
Vielmehr frag ich mich immer mehr, wie man in einer Großstadt zu Puddeleisen kommt.
Nichtsdestotrotz gefällts mir aber sehr, und bzgl. Essen, Kochen etc. hätt ich da keine Bedenken bei regelmäßiger pflege.

BTW, wo habt ihr euer Puddeleisen so her ? Oder ist das ein so großes Geheimnis wie der heilige Gral ?:steirer:

LG, Jürgen
 
Puddeleisen ist Eisen, das so in etwa in der Zeit von 1780- 1850 hergestellt wurde.
In der damaligen Zeit war es eine moderne Technik, die von Roheisen-also einer Art ungereinigtem Guss- ausging. Das Roheisen mit seinem hohen Gehalt an C-etwa 4 %- und Verunreinigungen schmolz bei relativ niedrigerer Temperatur. Durch Rühren= Puddeln mit langen Stangen wurde wieder Sauerstoff zugeführt, der den Kohlenstoff ganz oder teilweise verbrannte. Mit Glück wurden dabei auch unerwünschte Bestandteile mit verbrannt, gingen in die Schlacke und konnten mit dieser entfernt werden. Mit sinkendem C-Gehalt wurde die Schmelze immer dickflüssiger und zäher, bis sie an den Stangen haften blieb und als zäher Klumpen von 25 kg aufwärts herausgezogen und weiter verarbeitet wurde. Das war -um es milde auszudrücken- eine Knochenarbeit.

Puddeleisen ist, wie die noch älteren Eisen aus dem Rennfeuer strähnig. Von daher kommt die Vorstellung, Eisen sei aus fadenähnlichen Strukturen aufgebaut und zerfalle beim Stauchen.

Richtig ist, daß Puddeleisen sehr viele Verunreinigungen, insbesondere in Form von Silikaten enthält und beim Schmieden durchaus mal auseinanderfallen kann.
Wo also Festigkeit und Sauberkeit verlangt werden, ist es grundsätzlich nicht empfehlenswert.
Es hat aber einen großen Vorteil: Es ist wunderbar leicht und schon bei mäßiger Hitze feuerschweißbar. Es wird daher gerne als Träger für hochwertigen Stahl genommen, wo man den corpus eines Werkzeugs hinreichend dick machen kann und die Stahlschicht relativ dünn bleiben soll.
Kiyomi Nishiki beispielsweise fertigt seine hochwertigen Stechbeitel aus einem Grundkörper von Puddeleisen und einer dünnen Schicht Stahl.

Man kann dem Puddeleisen auch noch einen weiteren Reiz abgewinnen:
Gerade wegen seiner vielen Einschlüsse zeichnet es schön. Das kann man durch mehrfaches Falten weiter verfeinern. Dadurch erreicht man nämlich, daß die Verunreinigungen immer weiter in Längsrichtung gestreckt und mitgeschleppt werden. Bei einer Reliefätzung ergibt sich dann eine ausgeprägte Längsstreifung- wie man sie an den Beiteln von Nishiki bei Dick etwa sehen kann.

Hygienische Bedenken bei einem Kochmesser: Solange es um den privaten Gebrauch geht, soll jeder das für sich entscheiden. Der Volksmund sagt: "Dreck macht Speck".

Wenn man Quellen für Puddeleisen sucht, muß man sich danach orientieren, wo Eisen aus dem fraglichen Zeitraum verwendet wurde und jetzt entsorgt wird. Die Dachanker von alten Häusern bestehen oft aus Puddel- oder Rennfeuereisen. Alte Ankerketten sind oft aus Puddeleisen. Erkennen kann man es am ehesten an der narbigen Struktur, die es unter den ständigen Witterungseinflüssen annimmt. Oft kann man sogar sehen, wie größere Stücke durch Zusammenschweißung hergestellt wurden.
Ein heißer Tipp: Bei Mainz wird gerade eine Eisenbahnbücke aus der fraglichen Zeit erneuert. Da dürften etliche hundert Tonnen Puddeleisen frei werden.


Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Last edited:
...Puddeleisen ist, wie die noch älteren Eisen aus dem Rennfeuer strähnig. ...
...Gerade wegen seiner vielen Einschlüsse zeichnet es schön. ...
Um das zu verdeutlichen: Hier ein Stück, das ich von Kevin Wilkins habe.
Und: Mit minimalem Aufwand (wie z.B. bei einer C-Stahl-Messerklinge) rostfrei zu halten, zumindest dann, wenn man es, wie bei Hano, als Bauteil für ein Messer verwendet. Und so strähnig ist es nun auch wieder nicht >>> wenn man es nicht zu tief ätzt.
 

Attachments

  • Puddeleisen-1.jpg
    Puddeleisen-1.jpg
    151.4 KB · Views: 351
  • Puddeleisen-2.jpg
    Puddeleisen-2.jpg
    164.6 KB · Views: 291
Ich habe mir aus Interesse auch mal eine Dreilagenklinge mit Puddel-Renneisen als Mantel gemacht. Das von mir verwendete Material weist einige punktförmige Einschlüsse auf. Gerade bei diesen Einschlüssen rostet das Material sehr leicht. Beim ätzen mit Schwefelsäure wurde es innerhalb weniger Sekunden dunkel. Der als Schneidlage verwendete 1.2510 wurde in der kurzen Zeit nicht angegriffen. Habe leider kein Bild von dem Messer alleine.
 

Attachments

  • DSC03016.JPG
    DSC03016.JPG
    102 KB · Views: 222
  • DSC03017.JPG
    DSC03017.JPG
    77.9 KB · Views: 323
hallo nils
da du mich ja schon erwähnst,antworte ich dir natürlich auch.:steirer:
das puddeleisen schneller rosten sollte,kann ich aus meiner erfahrung nicht bestätigen.das kochmesser das bei uns täglich benutzt wird.hat auch eine zwinge aus puddeleisen.die klinge ist kugellager.das messer wird benutzt,sauber abgewaschen,getrocknet und hat seit vermutlich einem jahr keinen tropfen öl mehr gesehen.rost? fehlanzeige.
was hingegen wichtig ist,ist das man es nach dem ätzen gut und grüntlich mit seife neutralisiet.
aber ansonsten ist das natürlich wie ulrik sagt geschmack sache,ob man es gerne was rustukal mag oder nicht.ich glaube es mögen das einige so.:steirer:
grüsse
hano
 
ich glaube es mögen das einige so.:steirer:
grüsse
hano

Da muss ich Hano recht geben. Ich habe ja nun einige Messer von Ihm, von dem eins eigentlich auch jeden Tag in Gebrauch ist. Rost am Puddeleisen?.......Bei Hanos Messer Fehlanzeige! Vieleicht heißt das große Zauberwort wirklich Neutralisation!
Was die angehende Angst von Puddeleisen in Verbindung mit Speisen angeht, so kann ich nur sagen, daß das Puddeleisen bei Hanos Messer sich am Griff befindet und nicht an der Klinge und somit mit dem Schnittgut keinesfalls in Kontakt kommt, wobei ich für mich persönlich damit auch keine größeren Probleme hätte.
Abwaschen, Abtrocknen,Kamelienöl-fertig. Das Messer wird mit seinem Puddeleisen noch meinem Sohn gute Dienste leisten, wenn ich schon längst Schall und Rauch bin.Davon ist einfach auszugehen.

Dizzy
 
Last edited:
hallo
ich denke im gebrauch ist es einfach wie bei rostenden klingen auch.
säubern und troknen und gut ist.wenn man natürlich die messer feucht rumliegenlässt ist essig.klar man muss solche messer schon pflegen.
grüsse
hano
 
Das liegt aber sicher auch daran, wie die Struktur des Puddeleisens ist, das man gerade verwendet, die Streuung ist da sicher hoch. Das ist ja der Reiz des Materials, dass es nicht homogen ist.
Das Stück, von dem ich ab und zu etwas verarbeite ist schon sehr stähnig. Bei diesem Bild kann man das ganz gut sehen:
http://www.messerforum.net/fotoalbum/showphoto.php?photo=18828

Da hat der Rost doch schon schnell mal eine Chance ;-)

Gruß

Uli
 
Back