Herstellung eines Messers aus einer Feile

Odin

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Ich habe noch richtig schöne alte Feilen und wollte daraus ein Messer machen.
Die Feilen hab schon ne richtige Warncliffe Form und müssen nicht mehr großartig umgeschliffen werden.
Reicht es jetzt wenn ich die Feile im Backofen bei 250°-300° einige Stunden(?) anlasse oder sollte ich sie ganz enthärten in einer Kohlenesse und sie dann nochmal härten?
Wie lange muss ich sie dann anlassen und wie hoch muss ich sie denn bei dem härten temperieren?
 
hmmm......claaaaymooore........ :D:D:D
im grunde müsste beides gehen...
d.h. wenn die form fast schon perfekt ist, nur anlassen und schleifen;
wenn die form der feile noch zu sehr abweicht, dann lieber weichglühen und neu härten.
 
Also, mit Anlassen bei bis 300 solltest du nicht alzuviel erreichen (nach meinem Laienwissen) Hinterher sollte das immernoch knapp Messerhärte haben. Mit ner Feile kannst du das dann kaum bearbeiten und auch mit ner Schleifmaschine wirds anstrengend (und heiss->man kann leicht noch mehr Härte rausziehen)
Ich bin grad dabei selber ein Messer aus einer Feile zu bauen. Allerdings hab ich mir ein Holzkohlenfeuer gebaut mit Föhn als Luftzufuhr und habs vorm schleifen erst etwas mit dem Hammer bearbeitet.
Zum härten, sollte die Temperatur 760 bis 870 (hängt allerdings von der Stahlsorte ab. Feilen sind aber i.A. unlegierte/niedriglegierte Kohlenstoffstähle mit ~1% Kohlenstoff, das sollte also hinhauen) Ich habe gehört das man eine ausreichende Temperatur hat wenn der Stahl nicht mehr magnetisch ist. Ich habe da aber momentan so meine Zweifel an der Verwendbarkeit der Methode, da bei meinen gestrigen Versuchen das Material schon nichtmagnetisch wurde bevor ich (bei Sonnenlicht) überhaupt eine Glühfarbe sehen konnte. Irgendjemand mit wirklichem Wissen dazu einen Tip?
 
bin schon da.....:D

wenn die Form schon passt, genüht evtl. anlassen.
Beim Schleifen aber vorsichtig sein, bzw. nass schleifen. dann sollte es gehen.

wenn mehr material abgetragen werden muss sollte vorher geglüht werden, dann gefeilt/geschliffen und ernneut gehärtet.
Anlassdauer 2 mal 2 stunde bei ca. 200° C
250-300 ist unter umständen schon zu hoch.
Feilen bestehen in der regel aus 'reinen' Kohlenstoffstählen, die schon bei gerigfügig höheren anlasstemperaturen viel an Härte verlieren.
Kommt immer drauf an wie groß das messer wird.
Bei kleinen klingen genügt ein niederes anlassen bis max 200° C dann leigen die Klingen bei ca. 59-61 HRC evtl. ein-2 grade mehr.

bei langen klingen etwas höher gehen aber nicht über 250 °C, denn dann kommt man u.umständen in den Berecig der 'Blausprödigkeit' => Klinge wird spröde, darüber wird zu weich.
Anlasssen => längere Zyklen bei niederer Temp. bewirken das gleiche wie Kürzere Zyklen bei höherer Temp, also lieber etwas länger bei niederer Temperatur.

Nach dem Härten gilt das gleiche wie oben.
Beim allerersten härteversuch sollte man allerdings nicht unbedingt ein Messer nehmen, an dem man stunden um stunden geschliffen hat.
Dann lieber mit einer rohen feile testen.
Glülhen, Härten, anlassen.
Dann evtl. nach dem Härten direkt eine zerstörende Probe vornehmen ( feile zerbrechen um die Struktur zu sehen, ist diese ganz fein, evtl. eine unbhandelte feile zerbrechen um die struktur zu sehen, die gehärtete damit vergleichen. Die Bruchstelle sollte grau samtig aussehen ohne das ein (grob)körniges bruchbild erkennbar ist


viel spass

peter
 
Glühfarben

Schmieden bei Sonnenlicht? Ah BAH!!! Da kann man fast bis zum Verbrennen erhitzen und sieht keine Farben. Die oftmals angegebenen Glühfarben gelten für ein Betrachten des Werkstückes im Halbdunkel!

Die Magnet-Methode hingegen ist durchaus für viele Stähle gut zu gebrauchen. Jan, schau in das EKD! Unlegierter (Kohlenstoff-)Stahl wird paramagnetisch beim Erreichen der Curie-Temperatur. Das sind exakt 769° Celsius. DIe Arbeit mit dem Magneten ist eine gute Methode zum Härten von unlegierten oder schwach legierten Stählen mit mindestens 0,65 % C. Hoch legierte Stähle brauchen meist nicht nur andere Temperaturen, sondern in aller Regel auch komplexere Verfahren. Stähle mit niedrigerem Kohlenstoffgehalt (die meist für unsere Zwecke ohnehin nicht geeignet sind) haben etwas höhere Härtetemperaturen (siehe wiederum EKD).

Achim
 
Ich danke euch:)
Ich werde die Feile nur anlassen, die Form stimmt ja schon.
Was für ne Rockwellhärte hat die Feile denn nach dem anlassen bei 2x2std bei 200°?
Kann ich die dann nur noch mit siliziumcarbid papier bearbeiten oder geht das noch mit einer Feile?
 
Achim: Danke, ich hab mich nicht getraut meine laienhaften Versuche als Schmieden zu bezeichnen ;)

Odin: Wie Claymore schon schrieb 59 bis 61 Rockwell. Allerdings nicht mehr als die Feile vorher schon hatte, eine von den alten Feilen die ich als Rohmaterial habe hat vorher schon Abnutzung beim Feilen von geglühtem Stahl gezeigt war also schon ganz schön weich.

Achim: Zum verbrennen: Das allgemein beschriebene Anzeichen ist Funkensprühen. Passiert das schon beim Erhitzen oder erst beim Schmieden? Ich wollte ein Stück mal mit Absicht verbrennen, hab aber keine Funken hingekriegt.
Ich hatte mind einmal den Stahl deutlich auf Orange. Kann ich das Stück schon wegschmeissen?
 
Verbrennen

Das deutlichste Zeichen für ein Verbrennen des Stahls ist, wenn er beim Herausziehen aus dem Feuer Funken sprüht (etwa wie bei einer Wundrkerze). Versuchst Du sowas zu schmieden, zerfällt das Material häufig unter dem Hammer wie Hüttenkäse. Nach dem Abkühlen einer solchen Stelle sind deutliche Risse im Material erkennbar.

Deutlich orange in der Sonne dürfte gelb im Halbdunkel bedeuten. Bei diesen Temperaturen brennt der Stahl nicht, aber das Gefüge zeigt schnell Veränderungen, sprich vor allem deutliches Kornwachstum. Das kann aber durch weitere Glüh- und Schmiedezyklen bei niedrigeren Temperaturen, oder durch gezieltes Rekristallisationsglühen bei niedrigen Glühtemperaturen (zwischen 500 und 700° C) wieder behoben werden. Solange der Stahl nicht verbrannt ist oder durch zu langes Verweilen im Feuer zu viel Kohlenstoff verloren hat, ist nichts verloren.

Achim
 
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