Versuch - Korrosionsschutz für Messer

pitter

Forumsbetreiber
Staff member
Messages
14,588
Manch Alte erinnern sich noch, ich wollte da doch mal :steirer: - ich hab mal, ich werde weiter.

Worum gehts. Gesucht wurde eine Wirkstoff, der Messer vor Korrosion schützen soll. Da gibts grundsätzlich zwei Anwendungen. Der eine ist der Messersammler, der sichergehen will, dass seine Messer in der Vitrine nicht das Rosten anfangen. Das andere ist der Messeranwender, der seine Kohlenstoffstahlmesser vor Korrosion schützen möchte.

Zusammen mit einer Chemischen Fabrik, die sich auf Korrosionsschutz und Oberflächenbehandlungen spazialisiert haben, wurde das Thema diskutiert. Anforderungen waren:

  1. Der Wirkstoff soll primär Rostschutz bieten. Eventuelle Schmiereigenschaften nimmt man mit, sind aber nicht das Ziel. In die Richtung kann entweder ein anderes Produkt entwickelt werden, oder das Wirkstoff wird dahin weiterentwickelt.
  2. Der Wirkstoff darf die bei Messerbau üblichen Materialien nicht angreifen. Sprich, er muss ohne Schaden auch auf Kunststoffe, Hölzer, Horn etc. aufgetragen werden können.
  3. Der Wirkstoff muss vernünftig applizierbar sein.
  4. Der Wirkstoff soll eine möglichst hohe Haftung auf dem Stahl haben.
  5. Der Wirkstoff sollte sich trotzdem leicht entfernen lassen :D
  6. Der Wirkstoff sollte weitestgehend lebensmitelecht sein.
  7. Der Wirkstoff sollte bezahlbar sein :p

Da gibts was :ahaa:.

Wir probieren an einem Korrosionsschutzmittel, das natürlich nicht speziell nur für Messer entwickelt wurde, sondern für den industriellen Einsatz. Als erster Test wurde ein sogenannter Freibewitterungsversuch durchgeführt. Der ist weitgehend standardisiert. Damit lassen sich unterschiedliche Stoffe zwar nur unter genau diesen Bedingungen vergleichen. Aber sie sind eben vergleichbar - im Gegensatz zu rein praktisch orientierten Versuchen, wo die Variablen unbestimmt sind.

Bisher sieht das recht gut aus. Das Zeugs ist im Ursprungszustand recht zähflüssig (vergleichbar mit Honig), kann aber nach Bedarf verdünnt werden. Im Moment trage ich das Mittel mit einem getränktem Schwamm auf die Messer aus. Ich finde das recht praktisch, da sich so das Mittel gut verteilen lässt ohne dass ich einzelne Tropfen mit den Fingern verteilen muss (etwas bei der Anwendung aus einer Spritze, Tube oder dergleichen). Getränkte Lappen kann man genauso machen. Haben allerdings den Nachteil, dass man erstens die Suppe auch an den Händen hat. Zudem kann man den Schwamm leicht selber "nachfüllen".

Grundsätzlich ist das Mittel auch lebensmittelecht. Grundsätzlich, weil Herstellung/Verarbeitung/Abfüllung nicht unter den Bedingungen stattfinden, die für Lebensmittelechtheit vorgeschrieben ist. Die Ausgangsstoffe sind allerdings rein natürlich, werden gereinigt und veredelt und dienen auch als Ausgangsstoff für die Kosmetikindustrie.

Unten mal ein Testprotokoll aus dem Freibewitterungsversuch. Dagegen getestet wurde das hier oft empfohlene Babyöl, ein handelsübliches Sprühöl (WD40, Caramba etc..) und ein speziell für die Messerpflege angebotener Wirkstoff.

Der Test ist schon ziemlich eindeutig. Bei dem Muster B120807J zeigen sich am Ende des Versuchs Flecken. Das ist kein Rost auf dem Blech, sondern Farbveränderungen am Wirkstoff selbst, vermutlich durch die UV Einstrahlung. Muster A120807J zeigt die Flecken nicht - das ist der gleiche Wirkstoff in einer gereinigten Variante.

Zusätzlich zum eigentlichen Zweck, dem Korrosionsschutz, hat die gereinigte Version noch den Nebeneffekt, auf Oberflächen einen schönen Glanz zu erzeugen. Das gilt für die Klinge, ich habs aber auch über Holzschalen als Pflege aufgetragen und einpoliert - sieht wunderbar aus.

Im Moment bin ich noch auf der Suche nach passenden Gebinden, also Döschen mit integriertem Schwamm, etc.

Anregungen, Fragen, Wünsche?

Grüße
Pitter
 

Attachments

  • Temporärer Korrosionschutz klein.pdf
    1.1 MB · Views: 776
Pitter, du siehst mich ziemlich begeistert. Solche Beiträge machen das Forum lesenswert und halten auch Mods bei der Stange! :D

Frage: ist der Korrosionsschutz auch spülmaschinenfest? :steirer: (Witz!)

Ein Tipp fürs Gebinde: Du kennst die Schuhcreme-Tuben mit dem eingebauten Schwamm? Wenn das Mittel wirklich so zähflüssig ist, wäre das doch evtl etwas.

-Walter
 
Hallo Pitter,

wirst Du das Zeugs verkaufen? Wenn ja, was kostet mich 100g davon ?

Liebe Grüße

Xzenon

Nee, das wird er wohl vermutlich /verschenken/ wollen.

Wenn es soweit ist, wirst du sicher im Onlineshop von Pitter oder hier im Forum einen Preis erfahren können.

//

Pitter said:
Anregungen, Fragen, Wünsche?

Wird es dat Zeuch im Kombi-Gebinde mit Tequila geben? :D

Gruss, Keno
 
Super!!
Ich hab erst kürzlich versucht Brunox Lubrifood in Österreich käuflich zu erwerben - bisher vergeblich, weshalb ich jetzt auf Dein Mittelchen warten werde:D - hoffe die Messerchen rosten nicht weg bis dahin...
 
wirst Du das Zeugs verkaufen?

Äh, ja, hatte ich vor. Spricht was dagegen? :steirer:

Wenn ja, was kostet mich 100g davon ?

Da ist noch nix kalkuliert, ich habe bisher nur Muster und noch ist auch nicht klar, worin ich das abfüllen möchte. Und gerade die Gebinde spielen beim Preis ne große Rolle. Ja, Spritze wäre das billigste (kost nix, leicht abzufüllen, nimmt wenig Platz weg). Aber ich halte Spritzen eben für ungeeignet, Preis hin oder her.

Grüße
Pitter
 
Ein wunderbarer und beeindruckender Test! Ich bin schon sehr auf das Produkt gespannt.
Was mich interessieren würde im Laufe der noch kommenden Tests: Wie sieht es mit der "Anziehungskraft" (sry, aber mir fällt kein besserer Begriff ein) auf Staub etc. aus?

Gruß,
Carsten
 
" Wie sieht es mit der "Anziehungskraft" (sry, aber mir fällt kein besserer Begriff ein) auf Staub etc. aus? "
Das würde mich auch interessieren und wie sich das Mittel nach dem Auftragen verhält: wird es fest, bleibt es ölig, fettig oder wischt es sich ab?
Womit löst man es ab..........?

Gespannt: drduke

Ich bin für Art.Nr.761431:p
 
Habe mal schnell gegoogelt:

Musst nicht googlen, so eine Firma hat einen Einkauf :steirer:. Was die Gebinde angeht, muss ich einfach noch mehr probieren. So man was mit Schwamm macht - dessen Eigenschaften müssen auch zu dem Mittel passen, vice versa. Muss da nochmal mit den Chemikern reden.

Aktuell habe ich einfach eine Blechdose, in deren Deckel ein getränkter Schwamm befestigt ist. Der ist höher, als die Dose, sitzt also am Boden auf. Und saugt da die Pampe :lach: weg. Funktioniert ganz gut. Deckel auf, umdrehen, Klinge über den Schwamm ziehen, fertich. Keine schmutzigen Finger, kein Geschwurbel.

Sieht aber recht hausbacken aus. Hat aber auch was.

BTW, weil hier Fragen per mail kamen.

1. Nein, ich verrate die Markennamen des "WaffenMesserspezial"fetts nicht. Das Zeug wurde chemisch analysiert, und als uninteressant abgehakt. Spezifikationen, die ausserhalb der Anwendung von uns Messerfuzzis liegen, erkauft man sich mit erheblichen Nachteilen, vor allem eben bei der Lebensmittelechtheit. Für Technikfreaks können wir natürlich auch Graphit, Nanotechnologie und Lotuseffekt mit reinmischen. Dann wirds halt unverträglich, auch nicht besser, klingt aber aufregend ;)

2. Ich habe den Hersteller der Muster aus dem Test gestrichen, weil die so ein Geschisserl für so wenig Menge sonst eh nicht anbieten. Ist eine Ausnahme, weil wir verwandschaftlich verbunden sind ;) Es wird aber später die ganz normalen Produktdatenblätter und Sicherheitsblätter geben, die in D bei chemischen Produkten üblich sind.

Grüße
Pitter
 
Die Ergebnisse des Bewitterungsversuchs decken sich durchaus mit mit den Erfahrungen, die ich seinerzeit mit meinen Versuchen gemacht habe. Bei Bewitterung kommt es weniger auf geheimnisvolle Zusatzstoffe (Inhibitoren o.ä.) an, sondern auf eine gewisse Zähigkeit des Schutzproduktes. Je dünnflüssiger das Produkt, umso schneller wird es durch Regen abgespült. Fette und Wachse zeigen sich in solchen Versuchen überlegen, wenn sie lückenlos aufgetragen wurden. Das ist bei zähen Stoffen natürlich (etwas) schwieriger als bei dünnflüssigen Ölen.
 
Ich versteh gar nicht, warum Ihr mich immer grundsätzlich falsch verstehen wollt :steirer: :super: (bitte den Staz nicht wieder in den falschen Hals kriegen *g*)

Es hätte ja auch sein können, dass das "Wundermittel" nicht von Pitter vertrieben werden soll, sondern dass er es einfach nur auf Tauglichkeit testet. Es gibt ja auch Beiträge wo ein Stahl mit anderen verglichen wird und der Tester keinen Stahlhandel betreibt.... daher meine Frage.

Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die erste "Packung" in meinem Briefkasten und werde das produkt sicherlich ausprobieren! :super:
Gibt es schon eine Möglichkeit das Zeugs auch ohne ausgetüftelte Dosierverpackung zu kaufen ?

Liebe Grüße

Xzenon
 
Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die erste "Packung" in meinem Briefkasten und werde das produkt sicherlich ausprobieren! :super:
Gibt es schon eine Möglichkeit das Zeugs auch ohne ausgetüftelte Dosierverpackung zu kaufen ?

:steirer: Ich muss noch ein paar Sachen wegen Viskosität, Langzeitstabilität klären. Mache ich die Woche, dann wird mal ne Runde von dem Zeugels abgefüllt.

Was die ausgetüftelte Dosierverpackung angeht - da darf ich Dir verraten, dass ich da sicher nicht dollste Verpackungs und Dosiertechnik einkaufe, sondern etwas, was funktioniert, praktisch und preiswert ist. Sonst wirds albern.

BTW, ja, Versuche im Salzsprüher sind auch noch geplant - geht aber nur, wenn die eh was zum Testen haben. Das gibt jedesmal ne Riesensauerei und es sollte weit und breit nix stählernes rumliegen ;) Alleine der heisse Dampf killt alles.

Pitter
 
Stecks doch in die Spülmaschine, da ist es auch heiss und salzig(?).
Zumindest kommen Kohlenstoffstähle rostig raus :)

Ciao, Basti
 
Korrosionsschutz für Messer

.....Ich muss noch ein paar Sachen wegen Viskosität + Langzeitstabilität klären......Versuche im Salzsprüher sind auch noch geplant....
Das wäre schon interessant, ein hochwertiges, unschädliches Produkt zu haben.

Ich habe einige Messer bei mir im Schaufenster liegen, von denen wiederum einige MIT Scheide, andere nackt ausgestellt sind. Außerdem gibt es immer wieder Probleme mit Korrosion nach Ausstellungen und Märkten, weil jeder Besucher ja unbedingt die Schärfe "testen" muss.

Daher interessiert mich neben den Ergebnissen des Bewitterungsversuchs, der ja schon wichtige Hinweise auf die Eigenschaften des "ruhenden" Schutzfilms gibt, ob und wie dieser mechanisch belastbar ist. Wie sehr bleibt der Staub daran haften und wieviel davon geht durch das Anfassen der Klinge oder durch das Versorgen in der Scheide wieder verloren?

Außerdem wäre mir auch wichtig zu wissen, wie das Leder der Scheide dauerhaft auf den Stoff reagiert - erfahrungsgemäß tut dem Leder der Kontakt mit Mineralölen nicht gut.

Gruß

sanjuro
 
AW: Korrosionsschutz für Messer

Daher interessiert mich neben den Ergebnissen des Bewitterungsversuchs, der ja schon wichtige Hinweise auf die Eigenschaften des "ruhenden" Schutzfilms gibt, ob und wie dieser mechanisch belastbar ist.

Ziemlich. Ist recht zäh. Da muss man einen Kompromiss eingehen. Entweder, du machst das Zeugs haftend. Dann hast Du eine Pampe. Der Grat der Pampigkeit wird durch die Auftragsdicke eingestellt :) Oder Du machst es schmusig gleitend, dann haftet es nicht und vor allem bildet sich nicht sicher einen durchgängigen Film.
Ich hätts gerne ein bisserl dünner, als bisher - aber wenn man wenig (!) nimmt, und ein bischen einpoliert, siehts sehr ordentlich aus.

Wie sehr bleibt der Staub daran haften

Ja :D. Einseitig haftende Emulsionen sind schwierig zu machen :steirer: Wie gesagt, wenn man wenig nimmt, sehe ich da kein Problem.

und wieviel davon geht durch das Anfassen der Klinge oder durch das Versorgen in der Scheide wieder verloren?

Naja, was ist wieviel. Natürlich geht was runter, wenn irgendwas daran reibt. Aber kritisch sehe ich das nicht, weil...

Außerdem wäre mir auch wichtig zu wissen, wie das Leder der Scheide dauerhaft auf den Stoff reagiert

Kein Problem. Dürfte auch einen gewissen Schutz gegen die Gerbstoffe bieten. Ausserdem gibts dem Leder etwas Feuchtigkeit - auf der Innenseite ist das ja ok.

erfahrungsgemäß tut dem Leder der Kontakt mit Mineralölen nicht gut.

Da ist nix Mineralöliges drin. Sonst könntest Du es nicht lutschen :) Im Ernst, wir hatten am Anfang an was ganz anderes gedacht. So Hightechzeugels mit wichtigen Zutaten drin und noch wichtigeren Geruchsstoffen, die den technischen touch geben. Alles kein Problem, ist deren täglich Brot. Aber das stinkende Zeug das man immer erst hundertprozentig abwischen muss, bevor mal seine Wurst schneidet, gibts eben schon in Massen. Und hundertprozentig gibts eben nicht.

Ich sag nur Campa Fett. Tuts sein ein paar Jahren für quasi alles am Rad. Ganz ohne Bimborium. Das vom Brügelwilli tuts aber auch :steirer:

Ich mach später mal ein paar Bilder.

Grüße
Peter
 
Wenn es lebensmittelecht ist, wie ist der "Geschmack"? Schält man z.B. eine Birne, schmeckt man etwas davon?

Upps - ich will das nicht essen. Ich halte diese Anforderung für wenig praxisnah. Entweder ich habe ein Messer im täglichen Gebrauch, auch zum Essen/Kochen. Dann kann ich mir auch bei rostenden Stählen eine Extra Pflege schenken, weil ich die Klingen eh sauberhalte. Oder ein Messer hängt ne Zeit an der Wand/im Messerblock/in der Vitrine. Dann wische ich eh drüber, bevor ich damit was essbares schneide.

Die Quasi (!) Lebensmittelechtheit finde ich deswegen nett, weil ich (temporären) Korrosionschutz nicht stundenlang abwischen will. Um diese Sicherheit gings mir, nicht um einen neuen Brotaufstrich.

Grüße
Pitter
 
Korrosionsschutz für Messer

Na ja, was ist wieviel. Natürlich geht was runter, wenn irgendwas daran reibt.......Außerdem gibts dem Leder etwas Feuchtigkeit - auf der Innenseite ist das ja ok..... Sonst könntest Du es nicht lutschen....Ich sag nur Campa-Fett. Tuts seit ein paar Jahren für quasi alles am Rad. Ganz ohne Brimborium. ....
Es gibt da durchaus Unterschiede, wie leicht ein Öl-/Fettfilm sich mechanisch entfernen lässt, und wie gut dann noch der Schutz ist. Das könnte man sicher auch durch Bewitterung oder Salzsprühversuch an sehr dünnen Schichten testen.

Ich hoffe, Du meinst hier nicht Feuchtigkeit im Sinne von Wasser, sondern als Fett respektive Öl?

Lutschen wollte ich es schon, aber ich lege großen Wert auf Erdbeergeschmack.

CAMPA-Fett ist ein Negativ-Beispiel. Nur weil es jahrzehntelang im Fahrradbereich nichts anderes gab (woanders aber schon!), ist es noch lange nicht gut. Wenn Du mal ein altes Lager aufmachst, das wenig bewegt wurde, fallen Dir die hellbraunen, relativ festen Brocken entgegen. Das Zeug enthielt TiO2, und es alterte vor allem durch Wasseraufnahme. Natürlich hielt ich das früher auch für gut, aber heute weiß ich, dass es den technischen Stand von Schweineschmalz hatte.

Gruß

sanjuro
 
Back