Wootz: Legierungseinflüsse durch Tiegel?

Koraat

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ich habe da mal eine Frage die mich schon ein weilchen beschäftigt. Bei der herstellung von Wootz wird ja immer peinlichst darauf geachtet reineisen oder ein bis auf den Kohlenstoff ziemlich reines Eisen (Cxx) zu verwenden. Bis auf eine geringe menge Legierungselemente wie niob oder Vanadium sollte ja außer Kohlenstoff nichts mit im Tiegel sein.
NUR: Der Tiegel besteht doch selbst aus teils legierungsfähigen materialien....
Das ist jetzt nur eine Überlegung weshalb ich ja auch frage ob meine Überlegung sinn macht oder nicht....
Aber sollte nicht bei einem Ton tiegel einiges an Si mit in den Stahl kommen? Und wahrscheinlich noch einige andere elemente?
Und wenn man jetzt einen graphit Tiegel nimmt, müsste man dann nicht weniger graphitpulver beimengen um das gewünschte ergebniss zu erzielen?
 
....bei der herstellung von Wootz wird ja immer peinlichst darauf geachtet reineisen oder ein bis auf den Kohlenstoff ziemlich reines Eisen (Cxx) zu verwenden.....

Nicht richtig. Es können, wie ich schon in anderen Beiträgen erwähnt habe ,eine ganze Menge Materialien zum Einsatz kommen. Klassisch ist es natürlich, Material aus dem Rennofen zu verwenden, denn so wurde das "alte" Material auch gemacht. Ich stelle zum Beispiel auch einen sehr rostträgen Wootz her, der 15 % Chrom enthält.

....der Tiegel besteht doch selbst aus teils legierungsfähigen Materialien....
....Aber sollte nicht bei einem Ton tiegel einiges an Si mit in den Stahl kommen? Und wahrscheinlich noch einige andere elemente?
Und wenn man jetzt einen graphit Tiegel nimmt, müsste man dann nicht weniger graphitpulver beimengen um das gewünschte ergebniss zu erzielen?

Ja sicher. Beim Graphittiegel sind das nach unseren Analysen je nach Zustand (neuer/alter Tiegel), Zeit und Menge der Charge, so zwischen 0,2 und 0,5 % Kohlenstoff zusätzlich, die der Stahl aufnimmt. Bei Tontiegeln sicher auch kleinste Mengen von Si und Mn, aber das ist zu vernachlässigen.

Achim
 
danke für die Info. ich lerne immer wieder gerne was dazu.
Eine Frage hätte ich da gleich noch.
Wenn man jetzt in einem Graphittiegel reineisen mit graphitpulver auf ca 0,9-1,1 % C legiert, müsste das nicht ein perfekter stahl für differentielle härtungen sein? Und würde sich so ein Stahl normal schmieden lassen oder müsste man bei dem die gleichen wärme und schmiedebehandlungen durchführen wie bei Wootz?
 
Zu Koorats Frage:
Versuche mit aufgekohltem Reineisen gibt es durchaus. Al Pendray hat bei seinen Wootzversuchen zunächst auch mit solchen Materialien gearbeitet. Er hat das ganz schnell aufgegeben, weil die so erzeugten Stähle a) kein Wootzgefüge entwickelten und b) ein solches Kornwachstum aufwiesen, daß ihre mechanischen Eigenschaften schlecht waren.
Bei weiteren Versuchen zeigte sich, daß ein Stahl aus Reineisen und 1,4 % C mit einer Geschwindigkeit von über 3000 Grad /sec. abgekühlt werden mußte, um noch Härtegefüge zu entwickeln.
Ich selbst habe spaßeshalber mit aufgekohltem Armcoeisen experimentiert, dabei aber keine Vorteile gegenüber leicht legierten Stählen feststellen können. Es wird oft Reklame mit ultrareinen Stählen gemacht- Wenn damit weitgehende Freiheit von Stahlschädlingen gemeint ist, ist das in Ordnung. Wenn damit Freiheit von Legierungselementen gemeint ist, sollte man vorsichtig sein.
MfG U. Gerfin
 
Danke für die Information. Dann werd ich davon wohl die Finger lassen. Nachdem ich ohnehin gerade einen Rennofen baue werde ich wohl aus dem so gewonnen Stahl versuchen Wootz zu machen. So der Rennofenversuch überhaupt gelingt...

Apropos Rennofen. Wie wirkt sich eigentlich der relativ hohe mangan Gehalt (mein raseneisenerz ist teils richtig blauschwarz) auf eine etwaige differentielle Härtung aus? Mit was für einem mangan Gehalt kann man bei einem derart gewonnen Stahl nach dem raffinieren rechnen? Mir ist klar das es sicher nicht möglich ist diese Frage ohne weiteres zu beantworten ohne das Erz gesehen zu haben aber ein grober Richtwert würde mir schon helfen.
Ich hoffe ich überstrapaziere mit meinen vielen Fragen nicht eure Geduld.:D
 
Soweit ich weis, geht kaum Mangan in den Stahl, sondern fast vollständig in die Schlacke.
 
Gut das zu wissen. Danke. Ich hatte schon befürchtet einen schönen hamon deswegen abschreiben zu können.
 
Mangan hat eine höhere Affinität zum Sauerstoff, als Eisen. Der Schrott aus hochprozentigen Manganstählen geht beim Schmelzen zum größten Teil in die Schlacke. Beim Arbeiten mit manganhaltigen Erzen im Rennfeuer ist daher nicht mit höheren Mangangehalten im Stahl zu rechnen. Mit der Erzeugung einer deutlichen Härtelinie hat das sowieso nichts zu tun. Etwas anderes ist es, wenn man streng nach japanischem Vorbild arbeiten will.
MfG U. Gerfin
 
hallo Charles,

ich habe ein zwei kleine Versuche unternommen, aber noch keine brauchbaren Ergebnisse gehabt.
Meine Esse und selbstgebaute Tiegel sind halt nicht das Wahre ;-)
Den Stahl aus dem Rennofen habe ich dann doch nicht zu Wootz geschmolzen sondern durch feuerschweißen raffiniert.
Die Klinge daraus ist in Arbeit.
Vielleicht komme ich nächstes Jahr mal dazu mir einen ordentlichen Schmelzofen zu bauen und das Wootzschmelzen in Angriff zu nehmen.

mfg
Ulrik
 
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