Suche Beschreibung über's "Ausmachen" [Messer-Eigenbau mit Fertigklinge]

kirchi

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Hallo zusammnen,

ich möchte mir gerne Griffmaterial und Klinge besorgen und mein Messer selber fertig machen.

Jetzt suche ich dringent Literatur oder eine Beschreibung, wo die einzelnen Arbeitsschritte detailiert beschrieben sind (am besten bebildert).

Könnt Ihr mir einen Tip geben?

Gruß Kirchi
 
AW: Suche Beschreibung über's "Ausmachen" [Messer-Eigenbau mit Fertigklinge]

Hi Kirchi.

Zu dem Thema gibts verschiedene Bücher, die beispielsweise beim Wieland-Verlag erhältlich sind. Den Link Bücher: Messer anwählen und das passende aussuchen. Es gibt hier einige Bücher, in denen die Herstellung von Messern allgemein enthalten ist. Bei der Endmontage eines Messers spielt es absolut keine Rolle, ob die Klinge fertig gekauft oder aus eigener Herstellung ist.

Die Bücher behandeln aber nicht nur die Herstellung eines Messers, sondern schneiden meist auch Verwendungszwecke, verschiedene Formen und Arbeitsweisen mit den Messern an. Interessanter Stoff, wenn man sich einen Überblick über die Materie verschaffen will.

Grundsätzlich haben Flachangelmesser den Vorteil, dass die Herstellung wesentlich einfacher ist, da die Anpassung an den Erl des Messers leicht zu bewerkstelligen ist. Die Griffschalen werden beidseitig aufgesetzt, mit einer Klammer fixiert und an mindestens zwei Stellen durchbohrt, um die Pins für die Befestigung einzusetzen. Entweder es sind zwei Pins, oder ein Pin und ein Röhrchen aus Sahl, Messing, Neusilber oder Kupfer, das die Funktion einer Fangriemenöse übernimmt. Die Pins haben nicht die Aufgabe, die Schalen zu halten, sondern nur gegen seitliche Scherkräfte zu schützen. Den eigentlichen Halt übernimmt ein 2-Komponenten-Kleber, der gleichzeitig eventuelle Unebenheiten in der Oberfläche ausgleicht und für eine wasserdichte Verbindung zwischen Griffschalen und Erl sorgt.

Steckangelmesser benötigen Bohrungen im Griffstück, die sauber ausgeführt sein müssen, damit die Klinge später fest und gerade sitzt. Hierfür braucht man eine Bohrmaschine (eine Ständerbohrmaschine ist natürlich am besten geeignet), sowie Rund- und Vierkantfeilen um die Bohrungen dem Erl anzupassen. Da hier keine hunderprozentig genaue Anpassung an den Erl möglich ist, werden noch vorhandene Hohlräume im Griff mit Gießharz aufgefüllt, damit die Klinge hinterher kein Spiel mehr hat und keine Feuchtigkeit und Schmutz in diese Hohlräume eindringen können. Damit der Halt möglichst hoch ist, sollte der Erl des Messers nicht glatt sein, sondern kleinere Einbuchtungen aufweisen, die am besten mit einer dünnen Rundfeile eingearbeitet werden. Wenn das Harz ausgehärtet ist, kann die Klinge sich nicht mehr lösen. Normalerweise reicht die Verbindung mittels des Harzes, wobei Messer, die auch als Haumesser dienen sollen, je nach Festigkeit des Griffmaterials eine zusätzliche Verstärkung durch einen Pin benötigen, damit sich die Klinge durch die Erschütterungen nicht löst.

Das Beste ist allerdings ein Gespräch mit einem Messermacher, der schon etwas mehr Erfahrung hat. Wenn man es in Natura gezeigt bekommt, kann man es wesentlich leichter umsetzen, als wenn man es nur in Büchern liest.

Da du dir ohnehin eine fertige Klinge zulegen willst, kannst du gleich im Laden ausprobieren, was am besten zusammenpasst. Gerade die Kombination der Griffmaterialien entscheidet zu einem nicht unerheblichen Teil darüber, ob das Messer hinterher gut aussieht.

Und zwei Punkte, die man gerade beim ersten Versuch berücksichtigen sollte.
1. Nicht gleich das teuerste Material nehmen. Wenn was schiefgeht ist der Schaden nicht so groß.
2. Gut überlegen, ob man sich etwas schwierigeres zutraut, oder ob man lieber mit etwas einfacherem anfangen soll.

Ich selbst habe mit einem kleineren Steckangelmesser angefangen, wobei hier die Angel etwa 4 mm stark war und nahezu rund. Daher konnte ich die Anpassung sehr einfach durchführen. Das Messer hat sich über 4 Jahre im täglichen Gebrauch bewährt. Der Aufbau war einfach, aber es ist schön, wenn das Messer hinterher funktioniert und gefällt. Später habe ich mich dann schrittweise an aufwendigere Stücke herangewagt.

Also. Schau dir die Bücher mal an und geh dann in Ruhe an dein Messer dran. Wenn man zu schnell das Ziel erreichen will, wird es meistens Murks.

Viel Erfolg.


Gruß, Alex
 
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AW: Suche Beschreibung über's "Ausmachen" [Messer-Eigenbau mit Fertigklinge]

schau doch mal hier
Ist zwar wohl nicht ganz, was Du suchst, aber vielleicht hilfts weiter.
Die ganzen Anleitungen (und seien sie noch so detailliert und gut bebildert) bringen nur bedingt was und ersetzen nicht persönliche Erfahrungen. Jeder hat auch so seine eigenen Methoden, die bei Ihm gut funktionieren.
Also: ran und loslegen, Erfahrungen sammeln und gut is`.

Beim Machen tauchen dann immer mal wieder Probleme auf und man fragt sich: "Wie haben die das denn auf die Art und Weise blos geschafft? Das sieht bei mir ganz anders aus." Aber da gibt es ja noch das Forum und Detailtips en masse.

Viel Erfolg,
torsten
 
AW: Suche Beschreibung über's "Ausmachen" [Messer-Eigenbau mit Fertigklinge]

@kirchi: [Klugscheiss]Du willst nicht nur Ausmachen, sondern vorher auch Reiden:

Utmäker: (Ausmacher) Gebrauchs- und Taschenmesser, also auch Brot- und Küchenmesser, die vom Reïder mit Heften versehen wurden, befinden sich noch in einem recht rohen Zustand. Der U. schleift die Federn im Rücken von Taschenmessern blank, pliestet und poliert sie, bricht und glättet scharfe Ecken und Kanten der Hefte und pliestet die Nieten glatt. Nach immer feiner werdenden Arbeitsgängen, wie feinpliesten und schuren, werden die Messer rundum mit der Polierlappen auf Hochglanz gebracht.

Reïder: (Reider) Eine typische Solinger Berufsbezeichnung. Es gibt ®Platterl,- Einsteck,- ®(Enstek), Rasiermesser-. Besteckmesser und Taschenmesser-Reider. ®(Täschenmetzerreïder) Grundsätzlich ist der R. für das Zusammenfügen und Verbinden von Klinge und Heft oder Griff zuständig. Im einzelnen ist der R. vor der Montage auch für die vielen notwendigen und sehr aufwändigen Vorarbeiten verantwortlich.

aus einem wunderschönen Wörterbuch von August Scheidtmann
[/Klugscheiss]


Viel Spaß

Willy
 
Danke für die Tipps

Hallo Alex, hallo Torsten,

vielen Dank, für die guten Tipps. Ihr habt mir Mut gemacht und ich werde es jetzt in aller Ruhe angehen. Bei dem geplantem Messer handelt es sich übrigens um eine Flacherlbauweise (Forstnicker Klinge). Das Griffmaterial wird Hirschhorn sein (gibts da irgendwelche Besonderheiten zu beachten?).

Nochmals danke, für Eure Tipps

Kirchi
 
AW: Suche Beschreibung über's "Ausmachen" [Messer-Eigenbau mit Fertigklinge]

Bei Hirschhorn (eigentlich bei allem was Staub und Mief entwickelt) unbedingt einen Staubschnuffel tragen, eine Absauganlage - so man denn eine hat - ist auf jeden Fall vorteilhaft. Gute Schnuffel (auch Staubschutzmaske genannt) gibts in Baumärkten, Malergeschäften und ähnlichen Läden. Achte aber auf austauschbare Filter und eine gute Passform. Sitzt die Maske schlecht ist sie unbrauchbar.

Und vor allem: Auf Mief einstellen. Wenn man Hirschhorn, Knochen und ähnliche organische Substanzen schleift stinkt das wie verbrannte Fußnägel.:irre: Wie stark hängt davon ab, womit das Horn geschliffen wird. Per Hand müffelt es höchstens ein wenig. Am Bandschleifer gibts erst das richtig gute Aroma. :glgl: Vor allem aus den Klamotten kriegt man den Geruch nur durch waschen wieder raus. Lohnt sich aber erst wenn man fertig ist.

Wer den Geruch nicht kennt, aber einen Deckenfluter mit Halogenröhre sein eigen nennt: eine richtig fette Fliege, die in ebendiesem Fluter ihr Leben aushaucht stinkt genauso.

Aber keine Sorge. Wenn das Horn fertig geschliffen und gereinigt ist riecht man das nicht mehr.:)

Ansonsten sollte man auf die gleichen Dinge achten, wie bei allen anderen Materialien. Erst mit groben Mitteln (Raspel oder grobe Schleifbänder) die Grundform mit Übermaß ausarbeiten, dann immer feinere Schleifmittel benutzen und zum Schluss mit Wasserschleifpapier in verschiedenen Körnungen die Oberfläche glätten. Wasserschleifpapier gibts im Fachhandel in Körnungen bis etwa 1500. Damit kriegt man eine schöne, glänzende Oberfläche hin.

Eine Nickerklinge mit Flachangel ist übrigens ein gute Wahl um erste Versuche zu starken.

Also, viel Spaß beim Werkeln.
 
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AW: Suche Beschreibung über's "Ausmachen" [Messer-Eigenbau mit Fertigklinge]

[...] Wenn man Hirschhorn, Knochen und ähnliche organische Substanzen schleift stinkt das wie verbrannte Fußnägel.:irre: Wie stark hängt davon ab, womit das Horn geschliffen wird. [...]
[9xklug-Modus an]:
Hirschhorn besteht aus Knochenmasse, Fußnägel und Horn (z.B. von der Kuh) bestehen aus Keratin(fasern), einem Eiweiß.
[9xklug-Modus aus] ;) ;)
Bezüglich des bestialischen Gestanks hast du natürlich recht!
 
AW: Suche Beschreibung über's "Ausmachen" [Messer-Eigenbau mit Fertigklinge]

... und wenn du maschinell schleifst (Band-, Teller- oder sonstwie): Scharfe (neue) Schleifmittel und mit wenig Druck arbeiten vermindert die Geruchsbelästigung.

Staubschutzmaske!

Grüße Willy
 
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