beagleboy
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Da ich beruflich auch immer viele Pakete auspacken muß, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis mir die blöden Plastik-Cuttermesser auf den Senkel gegangen sind, die wohl in jeder Firma und in jedem Schreibtisch vertreten sind.
Eine kurze Recherche und eine Art Intuition haben mich dann ein Spyderco Cricket (mit Zytel-Griff, Klingenlänge 49mm) anschaffen lassen, und das ist seither mein meistgenutztes Messer.
Ich trage es nur bei der Arbeit, und zwar nicht anstatt, sondern zusätzlich zu meinem jeweiligen EDC. Das EDC befindet sich vorne rechts in der Tasche (Clip), während das Cricket in die Gesäßtasche geklippt ist.
Eigentlich bin ich kein Freund von Klingenlöchern, und das Cricket ist auch bisher mein einziges Spyderco; kein anderes Spyderco hat mich bisher gereizt.
(OT-Einschub: Das ATR hat mich solange interessiert, bis ich es zum ersten Mal in der Hand gehabt habe – aber das gehört nicht hierher. OT-Ende)
Das Cricket hat sich bisher exzellent bewährt, und dies in verschiedener Hinsicht:
Einerseits bietet die Griff- und Klingengestaltung die Möglichkeit, das Messer mit dem Zeigefinger auf dem Klingenrücken bis zur Klingenspitze hin zu führen, was eine sehr präzise Einhaltung der Schnittiefe ermöglicht (siehe 2. Bild) . Dies ist eine sehr wichtige Eigenschaft z.B. bei verpackten Textilien.
Wer schon mal beim Öffnen eines prall gefüllten Kartons eine 300-Euro Motorradjacke aufgeschlitzt hat, weiß, wovon ich rede.
Aber auch für das Öffnen aufgeklebter Versandtaschen, das Kappen von Klebeband oder auch eines dünneren Kabelbinders ist das Messer sehr gut geeignet.
Der Zytelgriff bietet ausreichende Stabilität bei dieser Messergröße und zudem guten Grip, und der Liner sitzt gut zugänglich in der Griffaussparung.
Das einzige Manko dieses Messers ist IMHO der Klingenstahl.
Ich habe mit ATS-55 sonst keine Erfahrung, aber die Schnitthaltigkeit ist eher bescheiden.
Natürlich ist das auch eine Folge vom Zurechtschneiden von Karton, denn das malträtiert eine Schneide natülich schon recht stark durch die berühmten, in Karton zahlreich vertretenen abrasiven Elemente.
Es gibt ja auch eine Variante mit VG10-Klinge, aber die hat den meines Erachtens ziemlich untauglichen (Spyderco-typischen) Edelstahlgriff, der für mich nicht in Frage kommt.
Und so hat die Frage nach der Schnitthaltigkeit, gepaart mit einer günstigen Gelegenheit, zum Kauf eines MOD Ladyhawk geführt, das hier immerhin mit 154CM aufwarten kann (Klingenlänge 65mm).
Um es kurz zu machen: das Ladyhawk ist trotz oberflächlicher Ähnlichkeiten in einem ganz anderen Sektor angesiedelt und bringt diverse Nachteile mit sich.
Zwar ist die Größe ähnlich, und das Kappen von (den recht zähen) Kabelbindern geht auch besser, aber was den größten Unterschied im Handling ausmacht, ist die außermittig positionierte Klingenspitze.
Beim Cricket liegt die Klingenspitze durch den S-förmigen Schneidenschwung in der geraden Verlängerung der Griffachse, während das MOD hier einen seitlichen Versatz der Klingenspitze um etwa 50mm zur Griffachse aufweist.
Dies beeinträchtigt die Kontrolliertheit der oben beschriebene Schnitte erheblich, wobei das MOD auch das entscheidende Quentchen länger ist, welches es (mir zumindest) eben nicht mehr ermöglicht, mit dem Zeigefinger bis zur Klingenspitze zu reichen.
Ein weiterer Minuspunkt ist der sehr versteckt angebrachte Liner, der das Schließen mit einer Hand recht mühsam macht, wozu auch die leichte Tendenz zum Haken des Liners ihren Teil beiträgt. Dies könnte sich natürlich bei längerem Gebrauch eventuell noch einspielen, wozu es bei mir aber wahrscheinlich nicht kommen wird.
Ein weiterer Punkt im direkten Vergleich ist, daß man mit dem Cricket so gut wie jedermann vor der Nase rumfuchteln kann, ohne Panik hervorzurufen, d.h. man kann einem Kunden auch mal ein Preisschild von der angezogenen Jacke abschneiden, ohne daß der Angstschweiß auf die neue Jacke tropft.
Beim MOD provoziert man da durch die Tactical-Optik eher komische Blicke oder Kommentare (obwohl mein Ladyhawk Bead Blast/plain ist).
Für den gedachten Einsatzzweck des wild-um-sich-Hauens mag es also sicher hervorragend geeignet sein, aber im Alltagsbetrieb (in dem diese Disziplin bei mir eher eine untergeordnete Rolle spielt) fällt es bei mir durch.
Da das Ladyhawk also wieder abgemeldet ist, bin ich auf der Suche nach anderen möglichen Kandidaten noch auf das Benchmade 310 Benchmite gestoßen.
Leider fehlen hier zwei wesentliche Elemente: die Möglichkeit der Einhandbedienung und ein Clip.
Das erste Manko erledigt sich mit der (noch ausstehenden) Lieferung des schon lange erwarteten 3100 Benchmite Auto, und was den Clip angeht, werde ich hoffentlich auch noch eine Lösung finden, die ich Euch im Erfolgsfall sicher nicht vorenthalten werde.
Im Zusammenhang mit dem intensiven Gebrauch des Cricket möchte ich auch noch auf andere Klingenformen und ihre Alltagstauglichkeit eingehen.
Eine weitere Anwendung besteht bei einem Paketmesser nämlich auch im Durchtrennen der (etwa zentimeterbreiten) Kunststoff-Paketbänder, die oft um Kartons gespannt werden und die ja ebenfalls recht zäh sein können.
Gerade für die Entsorgung bietet es sich an, die sich ansonsten immer wieder entrollenden Bänder klein zu schneiden, indem man damit eine Schlaufe bildet und das Messer mit der Schneide durch diese Schlaufe zieht (siehe 3. Bild, zur Illustration mit Reepschnur dargestellt).
Diesen Vorgang wiederholt man mit den halbierten Stücken immer wieder, wobei sich die Anzahl der Stränge natürlich bei jedem Schnitt verdoppelt.
Übrigens ein interessanter und nachvollziehbarer Test hinsichtlich der Schneidleistung, da man die Anzahl der mit einem Schnitt durchtrennten Bänder ja recht zweifelsfrei ermitteln kann und auch die Durchführung wenig Spielraum für Varianten läßt (das gleiche Paketband vorausgesetzt).
Nicht, daß das Cricket hier mit seiner kurzen Klinge brillieren könnte, aber schließlich gibt es ja noch ein EDC in der vorderen Tasche.
Überraschend für mich war hier z.B. das relativ schlechte Abschneiden meines MT EMS (das Messer in Bild 3, nähere Info siehe HIER ).
Es ist erstaunlich, wie die starke Krümmung der Schneide hier ein Abrutschen des Schnittgutes zur Klingenspitze begünstigt und das Schneidergebnis negativ beeinflußt, obwohl die Schärfe keineswegs zu wünschen übrig läßt.
Mein BM 730 Ares schneidet hier im Wortsinne besser ab.
Hier hat sich für mich relativ schnell die Erkenntnis eingestellt, daß eine sehr gerade Schneide ausgezeichnete Dienste leistet, und auch im Hinblick auf die erstgenannten Anforderungen ist dies geradezu ein prädestiniertes Einsatzgebiet z.B. für eine Wharncliff-Klinge.
In der Diskussion um die Praxistauglichkeit dieser Klingenform (oder auch einer Tanto-Klinge) wird meines Erachtens viel zu oft automatisch vom Schneiden auf einer Unterlage ausgegangen.
Aber gerade die präzise Führung der Klingenspitze wie auch der gleichmäßige Winkel bei dem gerade beschriebenen ziehenden Schnitt lassen mir hier keine geeignetere Klingenform in den Sinn kommen als eine Wharncliff-Klinge.
Fazit: wer möchte, kann das genannte ja mal nachvollziehen, und wenn wir mal einen kleinen Paketband-Contest starten sollen, dann laßt es mich wissen.
Daß die Klingenlänge hierbei natürlich eine entscheidende Rolle spielt, ist mir klar, aber wir können ja einen Klingenlängen-Strangzahl-Quotienten bilden, der das Ergebnis vergleichbar macht.
Also: ich bitte um ergänzende oder korrigierende Kommentare und freue mich, mal was für die „exotischeren“ Klingenformen getan zu haben.
Eine kurze Recherche und eine Art Intuition haben mich dann ein Spyderco Cricket (mit Zytel-Griff, Klingenlänge 49mm) anschaffen lassen, und das ist seither mein meistgenutztes Messer.
Ich trage es nur bei der Arbeit, und zwar nicht anstatt, sondern zusätzlich zu meinem jeweiligen EDC. Das EDC befindet sich vorne rechts in der Tasche (Clip), während das Cricket in die Gesäßtasche geklippt ist.
Eigentlich bin ich kein Freund von Klingenlöchern, und das Cricket ist auch bisher mein einziges Spyderco; kein anderes Spyderco hat mich bisher gereizt.
(OT-Einschub: Das ATR hat mich solange interessiert, bis ich es zum ersten Mal in der Hand gehabt habe – aber das gehört nicht hierher. OT-Ende)
Das Cricket hat sich bisher exzellent bewährt, und dies in verschiedener Hinsicht:
Einerseits bietet die Griff- und Klingengestaltung die Möglichkeit, das Messer mit dem Zeigefinger auf dem Klingenrücken bis zur Klingenspitze hin zu führen, was eine sehr präzise Einhaltung der Schnittiefe ermöglicht (siehe 2. Bild) . Dies ist eine sehr wichtige Eigenschaft z.B. bei verpackten Textilien.
Wer schon mal beim Öffnen eines prall gefüllten Kartons eine 300-Euro Motorradjacke aufgeschlitzt hat, weiß, wovon ich rede.
Aber auch für das Öffnen aufgeklebter Versandtaschen, das Kappen von Klebeband oder auch eines dünneren Kabelbinders ist das Messer sehr gut geeignet.
Der Zytelgriff bietet ausreichende Stabilität bei dieser Messergröße und zudem guten Grip, und der Liner sitzt gut zugänglich in der Griffaussparung.
Das einzige Manko dieses Messers ist IMHO der Klingenstahl.
Ich habe mit ATS-55 sonst keine Erfahrung, aber die Schnitthaltigkeit ist eher bescheiden.
Natürlich ist das auch eine Folge vom Zurechtschneiden von Karton, denn das malträtiert eine Schneide natülich schon recht stark durch die berühmten, in Karton zahlreich vertretenen abrasiven Elemente.
Es gibt ja auch eine Variante mit VG10-Klinge, aber die hat den meines Erachtens ziemlich untauglichen (Spyderco-typischen) Edelstahlgriff, der für mich nicht in Frage kommt.
Und so hat die Frage nach der Schnitthaltigkeit, gepaart mit einer günstigen Gelegenheit, zum Kauf eines MOD Ladyhawk geführt, das hier immerhin mit 154CM aufwarten kann (Klingenlänge 65mm).
Um es kurz zu machen: das Ladyhawk ist trotz oberflächlicher Ähnlichkeiten in einem ganz anderen Sektor angesiedelt und bringt diverse Nachteile mit sich.
Zwar ist die Größe ähnlich, und das Kappen von (den recht zähen) Kabelbindern geht auch besser, aber was den größten Unterschied im Handling ausmacht, ist die außermittig positionierte Klingenspitze.
Beim Cricket liegt die Klingenspitze durch den S-förmigen Schneidenschwung in der geraden Verlängerung der Griffachse, während das MOD hier einen seitlichen Versatz der Klingenspitze um etwa 50mm zur Griffachse aufweist.
Dies beeinträchtigt die Kontrolliertheit der oben beschriebene Schnitte erheblich, wobei das MOD auch das entscheidende Quentchen länger ist, welches es (mir zumindest) eben nicht mehr ermöglicht, mit dem Zeigefinger bis zur Klingenspitze zu reichen.
Ein weiterer Minuspunkt ist der sehr versteckt angebrachte Liner, der das Schließen mit einer Hand recht mühsam macht, wozu auch die leichte Tendenz zum Haken des Liners ihren Teil beiträgt. Dies könnte sich natürlich bei längerem Gebrauch eventuell noch einspielen, wozu es bei mir aber wahrscheinlich nicht kommen wird.
Ein weiterer Punkt im direkten Vergleich ist, daß man mit dem Cricket so gut wie jedermann vor der Nase rumfuchteln kann, ohne Panik hervorzurufen, d.h. man kann einem Kunden auch mal ein Preisschild von der angezogenen Jacke abschneiden, ohne daß der Angstschweiß auf die neue Jacke tropft.
Beim MOD provoziert man da durch die Tactical-Optik eher komische Blicke oder Kommentare (obwohl mein Ladyhawk Bead Blast/plain ist).
Für den gedachten Einsatzzweck des wild-um-sich-Hauens mag es also sicher hervorragend geeignet sein, aber im Alltagsbetrieb (in dem diese Disziplin bei mir eher eine untergeordnete Rolle spielt) fällt es bei mir durch.
Da das Ladyhawk also wieder abgemeldet ist, bin ich auf der Suche nach anderen möglichen Kandidaten noch auf das Benchmade 310 Benchmite gestoßen.
Leider fehlen hier zwei wesentliche Elemente: die Möglichkeit der Einhandbedienung und ein Clip.
Das erste Manko erledigt sich mit der (noch ausstehenden) Lieferung des schon lange erwarteten 3100 Benchmite Auto, und was den Clip angeht, werde ich hoffentlich auch noch eine Lösung finden, die ich Euch im Erfolgsfall sicher nicht vorenthalten werde.
Im Zusammenhang mit dem intensiven Gebrauch des Cricket möchte ich auch noch auf andere Klingenformen und ihre Alltagstauglichkeit eingehen.
Eine weitere Anwendung besteht bei einem Paketmesser nämlich auch im Durchtrennen der (etwa zentimeterbreiten) Kunststoff-Paketbänder, die oft um Kartons gespannt werden und die ja ebenfalls recht zäh sein können.
Gerade für die Entsorgung bietet es sich an, die sich ansonsten immer wieder entrollenden Bänder klein zu schneiden, indem man damit eine Schlaufe bildet und das Messer mit der Schneide durch diese Schlaufe zieht (siehe 3. Bild, zur Illustration mit Reepschnur dargestellt).
Diesen Vorgang wiederholt man mit den halbierten Stücken immer wieder, wobei sich die Anzahl der Stränge natürlich bei jedem Schnitt verdoppelt.
Übrigens ein interessanter und nachvollziehbarer Test hinsichtlich der Schneidleistung, da man die Anzahl der mit einem Schnitt durchtrennten Bänder ja recht zweifelsfrei ermitteln kann und auch die Durchführung wenig Spielraum für Varianten läßt (das gleiche Paketband vorausgesetzt).
Nicht, daß das Cricket hier mit seiner kurzen Klinge brillieren könnte, aber schließlich gibt es ja noch ein EDC in der vorderen Tasche.
Überraschend für mich war hier z.B. das relativ schlechte Abschneiden meines MT EMS (das Messer in Bild 3, nähere Info siehe HIER ).
Es ist erstaunlich, wie die starke Krümmung der Schneide hier ein Abrutschen des Schnittgutes zur Klingenspitze begünstigt und das Schneidergebnis negativ beeinflußt, obwohl die Schärfe keineswegs zu wünschen übrig läßt.
Mein BM 730 Ares schneidet hier im Wortsinne besser ab.
Hier hat sich für mich relativ schnell die Erkenntnis eingestellt, daß eine sehr gerade Schneide ausgezeichnete Dienste leistet, und auch im Hinblick auf die erstgenannten Anforderungen ist dies geradezu ein prädestiniertes Einsatzgebiet z.B. für eine Wharncliff-Klinge.
In der Diskussion um die Praxistauglichkeit dieser Klingenform (oder auch einer Tanto-Klinge) wird meines Erachtens viel zu oft automatisch vom Schneiden auf einer Unterlage ausgegangen.
Aber gerade die präzise Führung der Klingenspitze wie auch der gleichmäßige Winkel bei dem gerade beschriebenen ziehenden Schnitt lassen mir hier keine geeignetere Klingenform in den Sinn kommen als eine Wharncliff-Klinge.
Fazit: wer möchte, kann das genannte ja mal nachvollziehen, und wenn wir mal einen kleinen Paketband-Contest starten sollen, dann laßt es mich wissen.
Daß die Klingenlänge hierbei natürlich eine entscheidende Rolle spielt, ist mir klar, aber wir können ja einen Klingenlängen-Strangzahl-Quotienten bilden, der das Ergebnis vergleichbar macht.
Also: ich bitte um ergänzende oder korrigierende Kommentare und freue mich, mal was für die „exotischeren“ Klingenformen getan zu haben.
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