Unterschiedlicher Abzug für verschiedene Anwendungen optimal

Guido

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Ich habe festgestellt, dass für verschiedene Schärfetests unterschiedliche Abzugsmedien optimal sind.
Damit meine ich, dass nicht immer ein möglichst feiner Abzug das beste Schneidergebnis bringen muss.

Geschärft habe ich zwei ballig geschliffene Fälkniven WM1, eines mit VG10 und eines mit 3G Stahl.

Geschärft wurde mit dem Sieger Longlife Rubin 28 cm Abziehstab.

Abgezogen habe ich mit den Bark River Sharpening Compounds in schwarz (grob), grün (fein) und weiß (sehr fein) auf Leder.

Für den Schnitt in gefaltetes Küchenpapier ist der Schliff mit dem Sieger ohne Abzug bzw. mit Abzug mit dem schwarzen Compound am besten.
Wenn ich danach noch mit grün und weiß abziehe wird das Schneiden in Küchenpapier wieder schlechter

Für den Schnitt in Papier oder Zigarettenpapier bringt es aber einen Vorteil mit grün und weiß die Schneide weiter zu verfeinern.

Ich vermute, dass die Micro-Sägezähne die bleiben, wenn man nicht zu fein abzieht für das Küchenpapier das beste Schneidgefühl ergibt.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Wie sind eure Erkenntnisse diesbezüglich?
 
Dazu gibt es auch wissenschaftliche Untersuchungen:

http://www.cliffstamp.com/knives/articles/grits.html

Kurz zusammengefasst: ein "grobes" Finish ist im Zugschnitt (bei rauem Material) überlegen, hat auch die längere Standzeit. Ein "feines" Finish ist im Druckschnitt / Push-Cut überlegen, hat aber eine deutliche geringere Standzeit.

(Küchenpapier ist Zugschnitt, Zeitungspapier kann man sicher auch im Zugschnitt schneiden aber ein Test "höherer" Schärfe ist Druckschnitt auf Zeitungspapier im 90° Winkel in allen Ebenen.)

Ich habe bei Cliff Stamp einen Vergleich dieser Art gelesen: eine Säge als Beil zu verwenden lässt die Klinge schnell stumpf werden / brechen ohne Fortschritt am Material; ein Beil als Säge zu verwenden lässt ebenso Frust aufkommen.

Ein "perfektes Finish" für alle Anwendungen (vom Gemüse schneiden fürs Ausbeinen hin zum Holz schnitzen und dreckige Seile zerschneiden) gibt es im Endeffekt nicht, man kann nur nach Kompromisslösungen suchen.

Gruß,
PC
 
Vielen Dank, paper-crane!
Eine sehr interessante webpage.

Das was ich dort gelesen habe unterstützt meine Feststellung das es nicht immer hilfreich ist, zu versuchen ein Messer so scharf zu bekommen, dass es ein frei gehaltenes Haar zerteilen kann.
 
Hey,
auf derselben website in anderer Rubrik wurde noch mehr darüber geschrieben was die Schneidfreudigkeit durch verschiedene Materialien ausmacht:
Measures of cutlery sharpness

Ich habe auch solche Erfahrungen gemacht... So schön eine spiegelpolierte Schneide auch ist, so ist manchmal eine aggressive Sägezahnung sehr hilfreich. Außerdem ist der Schleifaufwand deutlich geringer ;)

Auch liest man hier auch immer wieder Berichte von Leuten, die für Bekannte Messer geschliffen haben und als Reaktion auf das mit nem 6 000er oder noch höher gefinishtem Messer die Aussage bekommen haben, dass sie nicht allzu zufrieden damit seien.

Ich denke man muss sich für jedes Messer überlegen in welchem Bereich man das Messer einsetzten will.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe es meine Messer so zu schärfen, dass sie durch Telefonbuchpapier fliegen, aber ich ertappe mich auch häufig dabei dass ich mir sehr genau überlege was ich damit jetzt schneiden werde. Mit meinen Opinels, die ich auf nem ziehmlich rauen Stein schleife, habe ich a) eine sehr aggressive Schärfe und b) ist diese Schärfe sehr schnell wiederhergestellt. Und auch mit nem so geschärften Messer hat man noch sehr passable Schnittergebnisse durch Papier.

Ähnliche Erfahrungen werden wohl auch " Die Fischer von Monte Gordo" gemacht haben: um Schnüre zu schneiden oder Netze zu flicken schärfen die Fischer ihre Messer auf normalen Steinen oder einem Sensenwetztstein.

Oder erfreute Berichte von Nutzern des Sieger Longleif Rubin Stabes, der bekanntlich auch eine schön aggressive Schneide vei geringem Abtrag erzeugt, bezeugen, dass diese micro-serrations im Alltag sehr angenehm sein können.


Ich denke jedoch dass es im Kochmesserbereich bei Messern mit hochwertigen Stählen und einem Finish in den hohen vierstelligen Bereich durchaus einer Schneide mit "micro-serrations" überlegen ist (je nach Anwendungsgebite), da man in der Küche ja doch sehr viel mit Push-cuts arbeitet.

LG
 
Während diese Trennung schon geläufig ist (grobes Finish = Zahnig/aggressiv; feines Finish = rasierscharf/push-cut) ist es doch möglich beides zu bekommen,
wenn auch technisch nicht ganz einfach. Die Schneide muss mit sauberem Apex geformt werden, ohne Grad, ohne ermüdetes Metall. Mit groben Steinen erfordert das am Ende des Schleifvorgangs engmaschige Kontrolle.

Als Beispiel Joe Calton (Messermacher aus den USA) stellt u.a. Kochmesser aus einfachem Kohlenstoffstahl her (1095 = C100), härtet diese aber sehr hoch (65-66HRC, die obere Härtegrenze) und schleift die Messer wenn gewünscht sehr schön dünn aus (0,1mm hinter der Schneide, so wie ein Herder Messer, wenns denn leicht nagelgängig ist). Diese Messer werden als sehr gut schneidend beschrieben, auch im Push-Cut. Als Finish nimmt er aber einen 325er Diamantstein. Das ganze ist in diesem Review beschrieben (http://www.cliffstamp.com/knives/forum/read.php?6,23972).

Gruß,
PC
 
@ paper-crane und Pxlowl
Vielen Dank, dass ihr die sehr interessanten Informationen zu dem Thema beigesteuert habt.

Hier im Post February 07, 2014 09:24AM:
http://www.cliffstamp.com/knives/forum/read.php?6,23972,page=2
beschreibt Joe Calton wie er darauf gekommen ist welche Schleifmethode am universellsten ist.
Er schreibt unter anderem, dass es mit einer Polierten Schneide nicht möglich war ein Seil zu schneiden.

Im Post February 08, 2014 08:24AM beschreibt er welcher Stein für seine Klingen am besten funktioniert hat.

Hier gibt es ein Video zum Thema:
https://www.youtube.com/watch?v=2IlCp4Zn21E

Das alles deckt sich mit der Erkenntnis, dass es für ein EDC-Knife gar nicht anzustreben ist, dass die Schneide poliert ist, weil dies für viele Schneidaufgaben nicht optimal ist.
Polierte Schneiden sind wohl nur was für Rasiermesser und bestimmte Küchenmesser, die hauptsächlich im Push Cut verwendet werden.
 
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