Schneide reparieren an Kanetsugu-Gyuto

Pflaster

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Hallo,

vor ein paar Jahren habe ich einem Freund ein Kanetsugu ProM-Gyuto geschenkt. Dazu erhielt er einen Zettel mit Empfehlungen für die Verwendung des Messers sowie "Unterlassungs-Ratschlägen". Nach dem Motto: "Lass den mal labern, wird schon nix passieren" hat er mir neulich gestanden, sich mit dem Messer an einem tiefgefrorenen Geflügel vergangen zu haben. Was er darüber hinaus mit dem ProM alles veranstaltet hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Naja, meine Aufgabe ist jedenfalls, das Messer wieder in einen schneidfähigen Zustand zu versetzen.

Dazu möchte ich euch um Hilfe bitten, da ich solch ein verunstaltetes Messer bisher noch nicht in der Hand hatte. Die Schneide ist brutalst umgebogen, alle paar Zentimeter in eine andere Richtung. Auf den angehängten Bildern sind außerdem kleine Ausbrüche sowie tiefe Dellen zu sehen. Genau die machen mir die größten Sorgen.

Wie bekomme ich die weg? Wie sollte ich vorgehen? Lässt sich die Schneide wieder richten, ohne die unteren 1,5-2 mm wegzuschleifen?

Die Klinge ist rostfrei mit 57 HRC. Über ein paar Tipps würde ich mich freuen.













Gruß
Pflaster
 
Ui.
IMHO "richten" ist nicht. Weg mit dem verbogenen Zeug, selber mit Bankstein oder Lansky oä oder zu Jürgen Schanz schicken.
Ich habe selber ein ProM Santoku, die sind schon nagelgängig die Klingen...
Demnach besser eine DAU-sicherere Geomtrie drauf schleifen lassen.

Andreas
 
Last edited:
Hallo Pflaster

Oje um das Messer, aber auch das ist zu schaffen!
Nach meiner Meinung solltest du keine Zeit mit zurückbiegen verschwenden.
Ich empfehle dir die folgenden Schritte:
- Schneide nass zurück zu schleifen bis du die Dellen raus hast und gleichzeitig den gewünschten Radius erhältst
- Anschliessend nass die Flanken ballig schleifen bis du soviel Speck am Knochen hast wie du dir wünschst
- Schärfphase auf dem Bankstein anbringen...

Viel Erfolg

Grüsse
Marco
 
Guten Morgen Pflaster,
sowas ähnliches, nur wesentlich schlimmer, hatte ich auch schon im Hause...
Bei einem der Kochmesser war die Spitze auf 2 cm abgebrochen, beim anderen, ein riesiges Sabatier, war die Klinge über die ganze Länge bis zu 2 CM auf die Breite (!) wellig verbogen.
Die Leute, denen das Haus für einen Zeitraum überlassen wurde, haben mit den KOCHmessern Farbdosen öffnen wollen...
Mit den Jagdmessern, Helle, wurden mit dem Birkenholz-Griff + der Klinge Nägel in die Wand geschlagen, mit der Klinge Radkappen abgehebelt...

Mein Hinweis, diese Leute doch auch mal zu schlagen, erntete ein breites Grinsen + die Antwort, es würde sich um Verwandte handeln...
(was meiner persönlichen Meinung nach kein Hinderungsgrund wäre)

Naja: da hilft nur wegschleifen.
Ich habe das erste mit einer Feile, Schleifpapier + Schleifstein, beim Sabatier mit meinem neuen Bandschleifer ausgeführt.
Beides klappte gut, ohne zusätzliche Kratzer auf die Klingen zu bekommen.
Solltest Du einen Bandschleifer haben: die Geschwindigkeit nicht zu hoch, die Klinge keinesfalls überhitzen.

Wenn Du das alles nicht hast + Dich nicht traust, schicke es zu Jürgen Schanz, ein sehr renomierter Messermacher.

Gruss
Zodiak
 
Moin,

kommt ein wenig drauf an. Wenn du gewillt bist 1-2 Stunden Arbeit zu investieren + die Abnutzung deiner Schleifsteine etc. dann würde ich es ebenfalls runterschleifen. Ausdünnen würde ich es garnicht mal so, eine stabile Geometrie scheint bei manchen Anwendern anscheinend sinnvoll :rolleyes:

Ansonsten direkt zu Jürgen Schanz damit... Rechnung am Besten an den Verursacher...

Viel Erfolg!

Gruß, Gabriel
 
Mit fachlichem Rat kann ich nicht dienen, so ein Messer hatte ich bisher noch nie in den Händen und das meiste wurde ja auch eh schon gesagt.

Ich möchte mich aber der tendenziellen Empfehlung anschließen und würde es wie Gabriel gesagt hat machen, wenn mir ein Kumpel so ein Messer vorbeibringen würde (egal ob es ein Geschenk von mir an ihn war oder nicht): Zu Schanz wegschicken und zwar auf seine Kosten, ansonsten befürchte ich gibt es keinen wirklichen Lerneffekt...

EDIT: Leute, die mit meinen Messern Farbdosen aufhebeln oder Nägel einschlagen, würde ich aber auch entweder im Affekt eine watschen und/oder ihnen den Spaß in Rechnung stellen, egal ob Verwandschaft oder nicht....
 
Du hast bestimmt schon geschaut, erfahrungsgemäß sind so misshandelte Messer auch oft krumm.

Die eine dicke Delle würde ich ein bisschen „ausbeulen", dann musst du nicht ganz so viel weg schleifen. Sieht wie die tiefste Macke aus, von der anderen Seite sieht es wie ein Riss aus, dann kannst du es vergessen. Ist anhand der Fotos schwer zu beurteilen.

Strafzahlung durch den Jürgen ist die eine Möglichkeit.

Zwangshilfsarbeiter von dir bei Wiederinstandsetzung die andere.

Dann sieht er den Aufwand und ist beim nächsten Mal vorsichtiger oder/und setzt es in Zukunft selbst in Stand.


Greets

Maxxd
 
Last edited:
Dem Verursacher einen abgerichteten langsamen groben Wetzstein in die Hand drücken und 3 Std. arbeiten lassen würde ich vorschlagen (das Abrichten dabei nicht vergessen), aber nur die Flanken bis keine Deformation mehr zu sehen ist.

Aber eigentlich ein Fall für Schanz.

Grüße wAstl.
 
Hallo zusammen,

ganz herzlichen Dank an euch alle für eure Einschätzungen und Ratschläge inkl. der Vorschläge pädagogischer Maßnahmen zugunsten des Messerschänders! :D

Ich fasse kurz zusammen: die Dellen in der Schneide lassen sich nicht zurück biegen, zumindest ist es nicht ratsam, das zu versuchen. Ok, das war meine Hauptfrage.

Daraus folgt, dass die Schneide bis oberhalb der fettesten Delle zurückgesetzt werden muss (ca. 2mm).

Die Klinge ist übrigens weder krumm noch habe ich Risse mit der 10-fach-Lupe entdecken können.

Eine grobe Zeit/Kosten/Nutzen-Kalkulation spricht eindeutig dafür, den lieben Jürgen da ran zu lassen. Was soll ich stundenlang rumwursteln mit ungewissem Ausgang, während das für Jürgen eine Kleinigkeit darstellt.

Nochmals vielen Dank an euch alle für die Entscheidungshilfe!

Gruß
Pflaster
 
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