Ich lerne schmieden - Fotos der entstandenen Klingen

Nach einigen turbulenten, fast schon sehr turbulenten Wochen ein Update:

Einige Klingen habe ich neu geschmiedet und komplett fertig gemacht, wobei mein Hauptaugenmerk aktuell beim Honsanmai-Aufbau liegt. Tolle Kombi, mit der man viel anstellen kann:

1. Honsanmai mit Ledergriff und Edelstahldraht und einer Rose vom Dammhirsch. Mein lieber Schwan, was habe ich bei dem Griff geflucht. Zum Glück gibt es keine Tonbandaufnahme :)

HonSanmai_Ledergriff.jpg

2. Die wurmbunte Klinge aus #180 habe ich mit einem Griff aus Robinie, einem Stück Blessbock, Leder und Bronze versehen. Das ist bisher einer meine Lieblinge:

Robinie_1.jpg

3. Ein wurmbuntes Yakut, ebenfalls ein Liebling von mir, mit einem Griff aus Brikenrinde, Nussbaum und Messing versehen. Der Erl ist durchgängig und hinten vernietet.

Wurmbunt_7.jpg Wurmbuntes_Yakut_1.jpg

4. Und dann noch "meine" Art von Jagdmessern geschmiedet: Silberstahl roh geklopft und dann mit Horngriff zum Messer verbaut....praktisch ein sehr grobes Halbintegral. Der Silberstahl wird wirklich sehr scharf, ich bin überrascht :staun:

Jagdmesser_7.jpg Jagdmesser_6.jpg

Sowas gefällt mir natürlich sehr....grob, aber nicht schlampig.

5. Final und aktuell arbeite ich sehr viel und intensiv am Honsanmai-Aufbau.

HonSanMai_Schnitt.jpg

Diese Art von Klinge finde ich sehr interessant, vor allem auch, weil hier die Stahlkombinationen meiner Meinung nach mehr Sinn machen als reiner Damast.
Ich werde auch bis heute nicht so richtig warm mit den diversen Damastsachen, aber hin und wieder mache ich doch wieder einen:

Honsanmai mit Torsionsdamast als Aussenlage, C45 im Rücken und SC125 als Schneidlage.

HonSanMai_Damast.jpg

6. Auch an der Wärmebehandlung schraube ich derzeit und experimentiere doch recht viel. Interessanterweise ist Blau und Grau meine neue Lieblingsfarbe im Rücken/ Spitze der Klinge und der Test ist dann wie folgt:

Honsanmai-Klinge aus SC125, C45 und 42CrMo4:

Mo4.jpg
Das ist die Klinge.

Und das der Test in bewegten Bildern:

Ich habe - auch wenn es ein recht weiches Holz ist - damit schon die ein oder andere Spitze abgebrochen. Eben dieses Brechen hat mich sehr geärgert, sodass ich jetzt eben recht viel mit dem Anlassen spiele, um eben dieses Brechen zu vermeiden bzw. in Richtung elastisches/ plastisches Biegen zu verschieben.
Da gibts noch viel zu probieren, aber bisher bin ich recht zufrieden.

Das Anlassen im Wasserbad + Lötlampe ist bisher recht vielversprechend, vor allem, weil man mit der Eintauchtiefe die Anlassfarben recht gut steuern kann.

7. Review der Messeteilnahme:

Alles in allem war die Jagdmesse in Ellingen/ Bayern sehr interessant und auch angenehm klein bzw. überschaubar. Eine Messe an sich sollte bekannt sein, aber eins kann ich sagen: Es waren drei anstrengende Tage, wirklich sehr anstrengende Tage. Von dem her war ich dann froh, als es Sonntag Abend war :)

Interessant war vor allem auch der Austausch mit einem anderen Messermacher, der nicht schmiedet, sondern via Stock-Removal arbeitet. Hier verwendet er meist Pulverstähle, also gänzlich anderes als ich.
Ich meine auch, dass er mal Mitglied in der Gilde war und von dem her war es sehr interessant mit ihm zu plaudern und Leerläufe sinnvoll zu überbrücken.
Alles in allem aber: Das war mal schön und wird auch erstmal ein einmaliges Erlebnis bleiben. Die Organisation und das Durchführen eines Messeauftritts ist schon nicht ohne, vom finanziellen Einsatz einmal abgesehen.

8. Änderung meines Status: Natürlich ändert sich durch die Messeteilnahme mein Status von "Mitglied" zu "gewerblichem Mitglied". Dies halte ich für fair, wichtig und richtig, da ich unglaublich viele Tipps und Kleinigkeiten durch eben dieses Forum erhalten habe.
Auch möchte ich allen danken, die sich über die Jahre engagiert haben, denn es gibt hier wirklich tolle Tipps und Tricks zu finden.

Allerdings heisst dies nicht, dass ich tatsächlich ans Verkaufen denke. Für mich gehts grundsätzlich und immer noch um die Faszination "Schmieden und Basteln"

Da gibts noch so viel zu entdecken und auszuprobieren, insbesondere die Wärmebehandlung mit den mir zu Verfügung stehenden Mitteln ist noch ein weites und interessantes Thema.
 
Last edited:
Die Jagdmesser gefallen mir sehr gut, insbesondere 4.1 (links). Schaut recht bullig/kräftig aus :super: .
 
1. Ein Ganzstahlmesser aus 1.2210 gemacht: Pineapple-Twist am Griff und dann eine Klinge ausgeschmiedet. Über den Suchbegriff "Pineapple twist" findet man alles wichtige.
Ein Tipp war aber wirklich sehr wichtig: Die erste Drehung ist im Uhrzeigersinn....die zweite Drehung ist GEGEN den Uhrzeigersinn und bei weitem nicht so weit wie die erste. Das habe ich in den Videos fast übersehen und nur durch einen schriftlichen Hinweis entdeckt.

Wie dem auch sei:
War nicht wirklich schwer, allerdings ist die saubere Linienführung beim Ausschmieden der Klinge wichtig....denn man kann sich dann leicht den Griff durch falsche Hammerschläge kaputt machen.
Diese Art von Messer finde ich super, da es noch eine Fülle an Varianten gibt.

Das Anlassen habe ich über den Griff gemacht, der gleich nach eben dem Anlassen in schönen Farben geschillert hat. Leider ist das auf dem Foto nicht so sichtbar, aber die Anlassfarben sind im Griff noch vorhanden. Aber natürlich auch gleich wieder einen Rüffel vom Schmied bekommen, der das Anlassen nicht so schön fand. Er will mehr blau....:glgl::glgl::glgl::glgl:
Auch die Methode "Schneide in Wasser und dann Bunsenbrenner auf den Rücken" findet er etwas exotisch, sagt aber noch nichts konkretes. Ich bin mal gespannt, wann hier ein kleiner, gewohnt kommunikationsstarker Hinweis kommt.:D:D

Ananas_1.jpg Ananas_2.jpg


2. Beim Aufräumen alle alten Klingen zusammengesucht, gestapelt und grob fixiert. Anschliessend alles im Feuer verschweisst. Da ich wirklich nicht mehr wusste, was in den Klingen ist, habe ich dies als Aussenlage einer neuen Honsanmai-Klinge verwendet.

Angelehnt an die Metzger - und ich meine auch Outdoormesser - habe ich nun eine recht gewöhnungsbedürftige Klinge geschmiedet, die mir aber nun wirklich gut gefällt.
Schneide aus SC125, Rücken C45 und Seiten aus dem Damast. Hier habe ich wieder recht bzw. sehr hoch angelassen, zumindest den oberen halben Zentimeter und die Farbe dann vorlaufen lassen.
Das Messer habe ich dann wieder ins Brett gehauen und geknippelt, aber es ist nichts abgebrochen.

Metzgermesser.jpg
 
Hallo Alex

Sehr schön! Von diesen Pineapple-Twist Griffen habe ich bis jetzt noch nichts gehört.
Das sieht schon echt cool aus.
Hast du super gemacht.

Weiter so!

Gruss Heiri
 
So, wieder ein Update:

1. Die Klinge aus #187 habe ich nach langem hin- und herziehen mit einem Griff ausgestattet und grob in Form geschliffen. Trotz der ungewohnten Form gefällts mir wirklich gut.

Allerdings ärgere ich mich gerade wieder: Das weisse Zwischenstück ist eine Tagua-Nuss, deren Löchrigkeit ich schon beim Anschleiffen gesehen, aber trotzdem weiter verarbeitet habe....."Schleif ich dann schon hin".....leider war die Unregelmäßigkeit grösser als gedacht, sodass ich jetzt natürlich blöd schaue.

Holz: Türkische Walnuss, die ich auf der Messe von einem Schafthersteller gekauft habe.

IMG_0643.jpg IMG_0644.jpg

2. Ich bin aktuell etwas unkreativ, was Griffe und co angeht und so mache ich lieber das, was mir immer Spass macht: Schmieden.

So habe ich die letzten Tage/ Wochen einige Klingen aus Resten, alten Metallen, etc. gemacht, die eine Gemeinsamkeit haben: Alle Klingen haben einen Schneidlage aus einem mir bekannten Metall und die Spitze bzw. der oberste halbe Zentimeter der Klinge ist recht hoch angelassen.

Damast aus Resten_1.jpg
Diese Klinge gefällt mir recht gut: ca. 250 Lagen tordierter Damast aus allem, was so rum lag und dann eine Schneidlage aus SC125. Reste-Schmieden ist immer wieder schön.

Damast aus Resten_2.jpg

Damast und Nussbaum.jpg

3. Dann noch ein Yakut gebaut, dass ich in ähnlicher Form schon mal gemacht hatte....dieses Mal aber etwas feiner und filigraner.

IMG_0590.jpg

Wieder der 1.2003 als Klinge. Das ist wirklich ein toller Stahl, ich mag ihn sehr.
 
1. Die Klinge aus #189 habe ich endlich mit einem Griff versehen....der zwar recht massiv erscheint, aber sehr gut in der Hand liegt. Ich bin selbst etwas überrascht, aber habe dann alles so gelassen wie es ist:

Damast_Nussbaum_2.jpg Damast_Nussbaum_1.jpg


2. Manche Lebenswendungen sind wirklich überraschend, vor allem, wenn ich an die recht beschwerlichen Anfänge im August 2015 zurückdenke...in den ersten Wochen klappte aber wirklich nichts.
Die Grundlagen des Schmiedens saßen dann nach einigen Monaten und auch das Feuerverschweissen klappte nach einem Besuch bei Tobias Haselmayr.

So war dann auch ein Anruf von Tobias Haselmayr der Grund, warum ich vor einigen Wochen recht kurzfristig nach Ruhmannsfelden gefahren bin.
Es hätte sich ein TV-Team vom BR angemeldet, ob ich denn mitmachen möchte :staun::staun: :staun: :staun: :staun:

Ich habe dann eben während des "Kurses" ein Damastmesser geschmiedet und das erste Mal auch den Lufthammer verwendet. Wahnsinn, das ist wirklich eine Erleichterung....aber dennoch bleibe ich - für Messer - lieber bei meinen Handhämmern.

In Summe waren es dann 1.200 Lagen aus Baustahl und Sägebändern mit einer Kernlage aus C120, knappe drei Stunden Arbeit und grober Schliff fürs Fernsehen:

Klinge_Ruhmannsfelden.jpg

Zuhause alles dann fertig gemacht, gehärtet und verbaut....mit drei Sorten Eiche und bissl Kleinzeugs:

Damast_Ruhmannsfelden.jpg Eiche_3.jpg Eiche_1.jpg

Auf dieses Messer bin ich unglaublich stolz, so richtig stolz und es bleibt bei mir...weil es ganz grob auch ein Jahr des Schmiedens für mich zeigt. Vor einem Jahr ging nichts....jetzt mach ich 1.200 Lagen ohne Stress, mit Zuschauern, Kamera, etc.

Während des Normalisierens etc. der ersten Klinge habe ich in Ruhmannsfelden noch ein Paket ausgeschmiedet....dank des Lufthammers geht das ja zackzack: ca. 600 Lagen mit einem Kern aus SC125

Damast_Ruhmannsfelden_3.jpg Damast_Ruhmannsfelden_2.jpg


3. Immer zur Weihnachtszeit wage ich mich an Küchenmesser :D:D:

Küchenmesser_Buckeye-1.jpg Küchenmesser_Buckeye-2.jpg

Buckeye_4.jpg Buckeye_3.jpg

# Klinge aus C45 und 1.3505 im dreilageigen Aufbau
# Griff aus stabilisiertem Buckeye Burl....was für ein Teufelszeug.
# Für mich ein sauberer Verbau des Parierstücks und eine recht dünne Klinge von ca. 2,5mm an der dicksten Stelle am Rücken.

Aber was habe ich geflucht....ich habe zwar brav normalisiert, aber nicht spannungsfrei geglüht. Und beim Härten hat es sich mal schön in alle Richtungen verzogen. Was hatte ich für einen Hass, auch, weil ich mich beim Schmieden ziemlich geplagt habe.

Wie dem auch sei: Es hat dann mit einigen oder besser vielen Richtschlägen - und viel Glück - funktioniert. Nichts ist gebrochen.
ABER: Solche Klingen härte ich ab sofort nur noch mit der Schneide zuerst. Weil ich mich wegen des Verzugs so geärgert habe, habe ich noch einige feine Probestücke gehärtet....und bei "Schneide zuerst ins Öl" hatte ich viel viel weniger Verzug.
 
Hi,
Es ist mir immer eine Freude Deine Berichte zu lesen und mitzuerleben, wie die Entwicklung von "einem der Schmieden lernen will", zu einem "begnadeten Schmied und Messermacher" ablaufen kann. Und das bereits innerhalb eines Lehrjahres.:super::super::super:


Es hätte sich ein TV-Team vom BR angemeldet, ob ich denn mitmachen möchte :staun::staun: :staun: :staun: :staun:

Ich habe dann eben während des "Kurses" ein Damastmesser geschmiedet und das erste Mal auch den Lufthammer verwendet. Wahnsinn, das ist wirklich eine Erleichterung....aber dennoch bleibe ich - für Messer - lieber bei meinen Handhämmern.

In Summe waren es dann 1.200 Lagen aus Baustahl und Sägebändern mit einer Kernlage aus C120, knappe drei Stunden Arbeit und grober Schliff fürs Fernsehen:

Ist die Fernsehdoku bereits ausgestrahlt oder gibt es einen Termin?
Gruss
Felix
 
1. In letzter Zeit habe ich ja wirklich einige Messer gemacht und ich meine, dass die Grundlagen des Schmiedens - von Messern - soweit gut sitzen.

Was aber so gar nicht klappt sind Dinge wie Äxte oder Hämmer, also klassiche Werkzeuge. Auch wenn ich alleine arbeite und das Lochen deswegen nicht ganz einfach ist, stehe ich doch manchmal etwas ratlos vor dem Amboss und weiss nicht genau, wie ich denn nun den nächsten Schlag setzen soll.

Wie dem auch sei:
Somit gestern eine kleine, eher eine sehr kleine Bartaxt aus Damastresten gemacht. Sowas wollte ich schon immer haben und da kam mir dieses Projekt dann sehr gelegen.

Bartaxt.jpg

Die Grundform und Grösste ist soweit ok, gefällt mir und war auch so gewollt.
Feinheiten, die nicht passen, fallen natürlich auf den ersten Blick auf :glgl::glgl:

Aber: Das Loch ist oval und tatsächlich mittig ausgerichtet. Das ist schon mal sehr fein.
Leider sind mir aber bissl die Lagen beim ausrichten des "Barts" aufgegangen, aber kann später noch bissl kaschieren.
Alles in allem nicht ganz einfach zu schmieden.

2. Feststehende Messer sind für mich klassischerweise Dinge, die man verwendet, die man braucht, gebraucht und hart rannimmt.
Heppen, Outdoor oder ähnliches habe ich ja genügend gemacht, auch unter der Prämisse "100%" Finish brauch ich nicht.

Seit einigen Tagen geht mir aber das Thema "Taschenmesser" nicht mehr aus dem Kopf...obwohl ich eigentlich nie wirklich ein Taschenmesserfreund war. Seltsame Interessensentwicklung :lach:

Wie dem auch sei II:
Diese Art von Messer steht für mich klassischerweise für Feinheit, Erbstück, Beständigkeit. Fein gearbeitet, schlicht, einfach, edles, aber nicht unbedingt teures Material mit einfacher, aber robuster Funktion, ein Gentleman Folder eben.
Mir ist natürlich bewusst, dass sich meine Arbeitsweise von "Lass mal 5 gerade sein" ändern muss. Ganz klar. Sonst geht einem das Messer buchstäblich in der Hose auf und das wäre sehr unschön.

Somit stell ich im Bereich "Taschenmesser" die Uhr auf "0", besorg mir ein oder zwei Bücher und dann gehts los. Ich bin gespannt.
 
Hallo Alex,
wir auch :)
Das Video habe ich mir gleich angesehen. War schön zum Namen nun auch ein Gesicht und eine Stimme zu haben
Grüße Kai
 
Hallo Kai,

hab gestern die Messer-Magazin-Bücher zum Thema "Klappmesser" bekommen und natürlich auf einen Rutsch durchgemacht. Freundin grantig, aber sie hats im Ansatz verstanden :D:D

Backlock stell ich erstmal hinten an, denn alleine der Verschluss braucht filigrane Aufmerksamtkeit, die mich - noch - erstaunt....ja, nennen wir es: erstaunt.
Aber zum Glück muss ich ja erst noch eine Klinge schmieden, dann brauch ich anständige, gute Nadelfeilen und Reibahlen und habe somit noch einige Tage Zeit zum Reflektieren.

Beste Grüsse


Alex
 
Hallo Alex,

das mit dem Klappmesser werde ich auch mal angehen. Im ersten Wurf hatte ich mal eines aus Holz gebaut. So als Muster um zu sehen, wo die Schwierigekeiten liegen. Das mit dem Backlog scheint soweit zu gehen, aber die Einstellerei wir im ersten Klapper sicherlich ein Thema werden.

Grüße Kai
 
Hallo Alex
Ich habe mir vor einiger Zeit auch die Bücher Backlock und Linerlock gekauft.
Das erste Klappmesser wurde dann ein Slipjonit. Dieses lässt sich gut auch ohne Fräse mit Handwerkzeugen und einer einigermassen genauen Ständerbohrmaschine realisieren.
Im Netz findest du genügend Anleitungen für den Slipjont-Bau. Vor allem im englisch-sprachigen Raum.
Wichtig ist, dass du sauber planst und genau arbeitest. So steht der Klapperbau nichts im Weg.
Wenn es dich interessiert, findest du meine drei Klapper im anderen Forum mit dem selben Benutzernamen.
Ich kann hier leider keine Bilder hochladen oder bin nicht fähig.

Freue mich auf weitere Arbeiten von Dir.

Gruss Heiri
 
Ich bin sehr gespannt, wie sich das Thema "Taschenmesser" entwickelt und freue mich auch auf den Prozess, der mir noch bevor steht. Habe mir auch einen wunderbaren Satz Nadelfeilen gekauft, damit mit den Passungen auch nichts schief geht :)

Bis zum Start habe ich die letzten Tage ein Projekt begonnen, dass ich schon lange machen wollte, aber nie die innerliche Ruhe hatte, es umzusetzen:

1. Ich wollte für mich schon lange ein kurzes Sax in Multibarrenform, etwa 30cm lang, einem Griff aus Horn und Walnussholz, schlicht, einfach, schön.

Somit dann mit dem Schmieden begonnen:

Würmer_1.jpg


Würmer_2.jpg

Da ich den 1.2003 wirklich mag, war der Grossteil des Pakets eben aus diesem Stahl, plus 1.2842 und Eisen in den Würmern.


2. Alles lief soweit gut, ich war sehr, sehr zufrieden.

Würmer_3.jpg


3. Die Probeätzung nach dem Schleifen war super, keine Schweissfehler und das TROTZ einer zweimaligen Schweissung, weil das Paket so lang war.

Würmer_5.jpg Würmer_4.jpg

4. Die Klinge nicht zu dünn ausgeschliffen, die Schneide leicht nach unten gezogen, sodass es beim Härten nur eine leichte Biegung nach oben gibt, also leicht säbelartig, alles geplant, wunderbar.

Und dann....Härtung...und Risse....und Hass...und fast sowas wie Tränen :glgl::glgl::glgl::glgl::glgl:

Würmer_6.jpg

Warum: Habe in einer geistigen Umnachtung Wasser statt Öl als Härtemedium genommen.

Ja, passiert, kann man nichts machen. Schade, aber es ist ja jetzt kein Weltuntergang. Allerdings sind gute 12h ziemlich harte Arbeit für die Katz...

5. Das Sax ist hinüber, aber ich kann Teile davon noch als Aussenlage für eine Honsanmai-Klinge nehmen. Von dem her nicht ganz so schlimm :)
 
Last edited:
Natürlich konnte ich die "Schmach" vom kaputten Sax nicht auf mir sitzen lassen und so habe ich noch eins gemacht.

Dieses Mal aus Eisen-Stahlseil-Eisen-Stahlseil-Eisen-1.2003, alles in einem Rutsch hochkant verschweisst.

Das hat wunderbar geklappt, ich bin mehr als erstaunt. Habe nichts entrostet, geschliffen, das Seil nicht verdreht, oder sonst was. Das einzige war: Ich habe doch recht viel Borax und zu Beginn auch viel Öl verwendet und sehr schnell und flott mit dem 900 Gramm Hammer verschweisst.

Dann normalisiert, gehärtet, angelassen und geschliffen:

SAx_1.jpg SAx_2.jpg

Zu meiner Überraschung ist Seil wirklich gut verschweisst....das ist ja nicht immer ein leichtes Unterfangen. Aber wie dem auch sei: Alles wieder gut, jetzt kann ich mich an den Nussbaumgriff machen.

Wie dem auch sei II:

Hier ein Video auf Youtube, genau so habe ich es auch gemacht: HIER
 
Mein Beileid zu der Klinge mit der Wasserhärtung, da war bestimmt ne Menge Arbeit für die Katz.
Wozu dient das Öl vor dem verschweißen?
 
Ja, das waren gute 11h....war ärgerlich, aber es hilft kein Bibbern und kein Jammern.

Das Öl hält den Sauerstoff bissl länger von der Oberfläche fern und sorgt bei mir für bessere Verschweissungen. Habe ich von Achim Wirtz übernommen, wobei er - wenn ich mich richtig erinnere - Petroleum nimmt.

Aber Öl mit Borax funktioniert bei mir hervorragend.
 
1. @ Andsi: Weiss ich leider nicht mehr genau. Ich meine es war Hainbuche und Ulme.

2. Wieder einige Tage vergangen, wieder einige Klingen geschmiedet, gehärtet, verbaut.

2.1: Ein Vergleich eines Jahres...ein ähnliches Küchenmesser:

Messervergleich_2016_2015.jpg

Der Aufbau ist ähnlich, jeweils in Sandwichaufbau. Ich weiss noch, wie ich mich beim ersten Messer geplagt habe...und das von diesem Jahr ging eigentlich recht gut.

2.2: Zum Jahreswechsel habe ich mir vorgenommen, genauer zu arbeiten. Also nichts mehr mit "80% ist das neue 100%", sondern mindestens 90%....wenn nicht gar mehr.
Das heisst für mich dann: Kein sauberes Maschinenfinish mehr, sondern tatsächlich polieren mit Mesh-Papier, Herausarbeiten von Härtelinien durch Schliff/ Politur und maximal Zitronensäure, messbare Winkeltreue, etc.

2.3: Honsanmai-Klinge mit Sambar, Messing und Fasanenholz:

Elegant_3.jpg Elegant_2.jpg

Für meine Verhältnisse sehr fein und elegant.

Ein Wort der Warnung: Fasenenholz ist toll - so finde ich - aber wohl nicht ohne. IMMER eine Maske tragen. Der Schleifstaub schmeckt unglaublich bitter, sodass das ganz sicher nicht gesund ist. Von dem her gilt für mich: Maske ist mindestens Pflicht, draussen schleifen und Maske noch besser.

2.4: Härtelinie ist ein neues Experimentierfeld, das macht mir aktuell recht viel Spass. Es ist nicht ganz einfach, aber so langsam komme ich dahinter, was wie gemacht werden muss:

Alle Klingen in Puukko-Stil, etwas abgewandelt.

2.4.1: SC125 mit Kupfer und Ebenholz...noch nicht fertig:

Härtelinie_2.jpg Härtelinie_1.jpg

Das war nicht ganz einfach, aber die Form der Klinge wird toll. Da freue ich mich aufs fertig machen.

2.4.2: Dann noch eine Härtelinie, wobei ich hier die Klinge noch ändere:

Nach dem Härten:
Härtelinie_5.jpg

Verbaute Klinge:
Härtelinie_4.jpg

Der Griss ist aus Nussbaum und Neusilber, vernietet. Die Klinge habe ich tatsächlich mit Mesh3200 geschliffen und dann leicht mit einer Zitrone abgerieben.

Der Puukko-Stil ist toll, da kann man viel basteln.

2.5: Basteln ist ein gutes Stichwort, so habe ich wieder planlos an der Esse gestanden und wollte eigentlich eine Multibarren-Klinge mit wurmbuntem Aufbau machen.....bin dann aber zu Federdamast umgeschwenkt:

2.5.1: Vier Pakete mit je 18 Lagen aus CK67 und 1.2842 geschmiedet. Die Barren hatten eine Länge von ca. 11cm.

2.5.2: Die Barren dann grob aufgeteilt und zerschnitten und schweisstechnisch fixiert. Dieses Konstrukt hat eine Länge/ Höhe von 16cm! Wagemutig ran ans Werk, dachte ich mir :)

Federdamast_3.jpg

2.5.3: Das alles dann in der Kohleesse erhitzt und per Hand verschweisst. War nicht ohne, aber hat funktioniert:

Federdamast_4.jpg

2.5.4: Gespalten mit der Hand, dabei ist mir eine Seite angebrochen. Wieder verschweisst, gespalten, etc.....meine Halsader pochte ziemlich wild.

2.5.5: Final klappte alles....wobei ich jetzt sagen kann: Ich wusste, was ich tue. Das freut mich sehr. Es sind zwar noch ein, zwei Hauer im finalen Paket gewesen, aber ich habe das "Federpaket" geteilt und mit 1.2003 als Schneidlage verschweisst.

Dafür, dass es tatsächlich Handarbeit ist, ist es gut geworten.

Federdamast_1.jpg

Federdamast_2.jpg

Die Wärmebehandlung ist soweit durch und es hat alles gehalten. Heute Abend härte ich und dann sehen wir, ob alles final halten wird. Alles in allem waren es 10h Arbeit für die Klinge und den ersten Anschliff.

Federdamast ist soweit aber wirklich schön und eröffnet einiges an "Spielraum". Aber ich überlege mir ernsthaft den Kauf einer billigen Presse für das Spalten. Das Feuerverschweissen stresst mich nicht, aber das Spalten ist schon derb, wenn man alleine ist.

Deswegen: Dinge, die ich gelernt habe: Beim nächsten Mal werde ich auch nicht mit dem Spalthammer spalten, sondern mir eine recht dünne Spaltklinge basteln, damit die Lagen beim Spalten nicht so sehr gedehnt werden. Das wird sehr helfen.
 
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