Japanischen Küchenmessergriff anfertigen?

Datenhamster

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Hallo zusammen,

nun, da ich mich endlich durchringen konnte, einen Messerschmiedekurs zu buchen, habe ich hier schon eine konkrete Frage :) Es geht darum, dass ich ein Nakiri oder Usuba schmieden möchte. Leider kann der Schmied keinen Griff besorgen. Es gibt wohl Lieferschwierigkeiten. Aber ein Selbstbau ist mir sowieso lieber.

Nun ist die Frage, wie baut man einen solchen Griff? Die haben ja immer noch so ein Teil aus Horn oder Kunststoff dran, das meist farblich abgesetzt ist. Im Prinzip wird der Erl in eine Bohrum im Griff eingebrannt, oder? Hat jemand mit sowas Erfahrungen gesammelt?

Grüße aus Ilmenau,
Martin.
 
Die japanischen Griffe werden wie folgt hergestellt:
  • aus 朴の木 (hō-no-ki, Magnolia obovata) wird ein Rohling hergestellt
  • auf diesen Rohling wird eine Zwinge aus Horn, Metall oder Plaste aufgetrieben
  • der Rohling wird zu einem Griff geformt
  • es wird ein Loch für den Erl gebohrt
  • das Loch für den Erl wird aufgeweitet; man nimmt dafür ein Eisenteil in der Form des Erls, das man erhitzt (damit man nicht die fertige Klinge ständig erhitzen muss und die Wärmebehandlung beeinträchtigt)
Für die Hochzeit wird nur noch die Spitze des Erls erwärmt und die Klinge mit Hammerschlägen in den Griff getrieben.

Zu beachten ist:
  • das Holz wurde mit Bedacht gewählt,
  • es ist recht weich und besitzt eine geringe Dichte - dadurch wird der Einbrennvorgang wesentlich erleichtert
  • wenn es nass wird, stellen sich die Fasern auf, so dass die Griffigkeit erhöht wird, daher wäre eine Oberflächenbehandlung mit Öl oder Lack kontraproduktiv
  • durch das Einbrennen entstehen erhebliche Mengen Rauch und damit auch Gestank - also nicht im Wohnzimmer oder in der Küche versuchen
  • die Zwinge ist nicht (nur) für die Optik da, sondern erfüllt eine konkrete Funktion, nämlich dass der Griff beim Eintreiben der Klinge nicht gesprengt wird - entsprechend dick ist auch das Material der Zwinge
  • bevor Du selber einen machst, ist es vielleicht ganz gut, mal einen original japanischen Griff in freier Wildbahn zu betrachten


Ookami
 
boah! :staun:

So eine gute Beschreibung habe ich nicht erwartet! Vielen Dank! Und es verheißt eine spannende Sache zu werden.

Das heißt also, der Ersatz-Erl (wenn ich den mal so nennen darf) wird mehrfach erhitzt? Es macht dann natürlich Sinn, dass man den Erl an der Klinge nicht dafür verwendet. Heißt aber auch, dass der Ersatz-Erl dünner sein muss, als der an der Klinge, oder? Sonst klappert es doch am Ende?

Magnolie scheint ja schwer beschaffbar zu sein. Gibt es dafür Alternativen mit ähnlichen Eigenschaften? Kenne mich mit Holz eher nur mit den einheimischen Arten grob aus :) (Werde mal die Matrialsammlung hier im Forum noch durchsuchen, aber google hat auf Anhieb keine Shops ausgespuckt).

Martin
 
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