Nun ist es bereits einige Tage her, seit ich im Laden von Teruyasu Fujiwara vorbeischaute. Der Meister selbst war zwar nicht im Haus, aber ich wurde sehr herzlich empfangen und konnte mich länger unterhalten und diverses anschauen. Grundsätzlich gibt es dem aussergewöhnlich guten Bericht von Gabriel aber eigentlich nichts hinzuzufügen! Entsprechend halte ich mich relativ kurz, aber wenn Fragen auftauchen, beantworte ich diese (wenn möglich) sehr gerne.
Wie Gabriel schon geschrieben hat, sind die Abweichungen innerhalb einer Serie recht gross. Das ist gewollt und für alle, die die Gelegenheit haben, im Laden selbst vorbeizuschauen, auch ausgesprochen gut (auch dank den von Gabriel angesprochenen Rabatten und Gastgeschenken
). Ob man sich ein solches Messer bestellen will, muss dann aber halt doch jeder für sich beantworten; von der Geometrie her hätte ich mich auf jeden Fall mit jedem der angeschauten Gyutos anfreunden können. Aber so konnte ich halt ganz genau das auswählen, was ich wollte. Wobei ganz stimmt das nicht: Zur Zeit meines Besuchs hatte es keine Denka-Gyutos mit japanischem Griff an Lager. Wie mir erklärt wurde, verkaufen sie diese v.a. im Ausland, während in Japan bei den nicht-traditionellen Messertypen hingegen fast ausschliesslich westliche Griffe nachgefragt werden. Ich hätte problemlos ein Messer nach meinen Wünschen bestellen können, aber ich konnte mich dann doch mit einem 210mm Gyuto mit einem westlichem Griff anfreunden, das sehr schön verarbeitet ist und mich v.a. sonst überzeugte. Erwähnenswert ist, dass der westliche Griff bei den 210mm-Gyutos nicht gerade gross ist. Ich habe nicht allzu grosse Hände, so dass es mir gut in der Hand liegt. Die Grösse des Griffs ändert sich übrigens auch mit der Länge des Messers. 240er-Gyutos beispielsweise haben einen doch deutlich grösseren Griff. Wäre da nicht der allzu steile Preisanstieg... Auf jeden Fall würde ich von meinen Eindrücken her ebenfalls die Meinung vertreten, dass da beim F&F vor allem unterschiedliche ästhetische Vorstellungen am Werk sind und es sich aus ihrer Perspektive überhaupt nicht um Schlamperei handelt. Dass viele das anders sehen und
sich damit nicht jeder anfreunden kann, ist verständlich, und ich selbst hielt es zugegebenermassen auch für besser, ein Messer mit westlichem Griff, das ansonsten genau meinen Wünschen entsprach, vor Ort zu kaufen, als eines mit japanischem Griff zu bestellen.
Nun zum Messer selbst: Schneidfreude ist hier wirklich das richtige Wort. Das Messer gleitet durch Möhren, als ob sie Butter wären. Ok, ok, ich übertreibe, aber der Widerstand ist tatsächlich nur sanft, wie sich dann auch auf der Schnittoberfläche zeigt: diese ist ähnlich glatt, wie wenn man eine Usuba zur Hand nimmt. Einhändiges Tomatenschneiden? Kein Problem. Dabei ist es nicht so, dass man das Denka wie eine Usuba nur mit Samthandschuhen anfassen darf, sondern man kann damit problemlos richtig arbeiten. Der Foodrelease ist ok aber vielleicht der einzige Punkt, in dem das Denka meine Erwartungen nicht übertrifft. Denn in puncto Schnitthaltigkeit und Reaktivität weiss das Messer genauso zu überzeugen wie auf den Steinen. Kurzum, ich fürchte, dass ich vom Anwendungstyp her ähnliche Messer wie z.B. mein Sakai Yusuke-Santoku in Zukunft kaum mehr gebrauchen werde. Das Denka hat es in meine Top 1 geschafft, wobei die Konkurrenzsituation zugegebenermassen eine ganz andere als bei vielen anderen Mitgliedern hier ist.
Aber ich denke nicht, dass eine grosse Steigerung in irgendeiner Eigenschaft noch möglich ist, ohne dass dafür starke Einbussen an anderer Stelle gemacht werden muss. Für mich ist es den Preis ohne Frage wert und trotz meinen Anmerkungen zuvor würde ich auch von einer Bestellung keineswegs abraten: Griffe lassen sich austauschen und wenn man per Mail Kontakt aufnimmt, kann man sich auf jeden Fall z.B. eine dicker oder dünner ausgeschmiedete Variante wünschen. Nun die obligaten Bilder:
Grüße, Pascal