Fujiwara Teruyasu Denka 210er Gyuto auf Atlantiks Wunsch erste Eindrücke

...Die Geometrie ist also kaum vorhersehbar...

Das würde ich nicht sagen, die Geometrie aller Fujiwaras von denen ich bisher gehört habe (egal welche Reihe) ist hervorragend und schneidfreudig, nur die genaue Ausprägung unterscheidet sich eben. Wiegesagt, vor Ort wurde mir gesagt, dass man eine Auswahl an "dickeren" und "dünneren" Klingen (div. Varianten... sh. ursprünglicher Post) anbietet. Ich denke einfach, dass der Laden lokal orientiert ist in seiner Geschäftspolitik ist und vielleicht vom Marketing und der Ausrichtung noch nicht so wirklich auf dem internationalen Onlineparkett angekommen ist im Sinne, dass man sich dort "sein Messer" aussucht und eben kein Wert auf minimale Serienstreuung und enge Toleranzen etc. gelegt wird.

Wie es dieser Schmied zu "Weltruhm" gebracht hat, erschliesst sich mir immer noch nicht ganz, aber es muss was dran sein, also bitte was ist es?

Ganz einfach, die Messer schneiden einfach verdammt gut. Gegenfrage: Wie hat es denn ein Tritz zu Ruhm gebracht? ;)
Im direkten Vergleich (und dieser bietet sich nun mal jetzt für mich an) ist das Fujiwara einem analogen Tritz aus SC145 in fast jeder Hinsicht (außer ggf. Food Release und Schneidkantenstabilität) überlegen... obwohl auch das mir bekannte Tritz ein mir lieb gewonnenen Messer ist.

Wobei die Preise der Denka's in US-Shops auch wirklich teilweise sehr überzogen (und teils ja auch erheblich höher als vom Hersteller) sind. Das verstehe ich auch nicht so ganz.

Preis-Leistungs-Kracher werden sie aber mit Sicherheit nicht. Mein Denka ist auf jeden Fall jeden Cent (und mehr) wert.


Gruß, Gabriel
 
Servus,

Ganz einfach, die Messer schneiden einfach verdammt gut. Gegenfrage: Wie hat es denn ein Tritz zu Ruhm gebracht? ;)
Im direkten Vergleich (und dieser bietet sich nun mal jetzt für mich an) ist das Fujiwara einem analogen Tritz aus SC145 in fast jeder Hinsicht (außer ggf. Food Release und Schneidkantenstabilität) überlegen... obwohl auch das mir bekannte Tritz ein mir lieb gewonnenen Messer ist.

das ist zwar ein Argument, aber einen leichten und guten Schnitt können andere auch herstellen! :)

Wie es JJT zu Ruhm gebracht hat, wissen wohl seine Kunden, ich bin da nicht die richtige Zielgruppe, obwohl ich von der Funktion da ganz deiner Meinung bin! ;)

Gruß, güNef
 
...das ist zwar ein Argument, aber einen leichten und guten Schnitt können andere auch herstellen! :)

Hm... ja ist ein Argument. Aber so gut und so leicht und so gut schärfbar und dabei trotzdem Schnitthaltig ist mir bisher nur selten begegnet (ob japanisch oder Produkt europäischer Messermacher).

Wenn ich es vergleichen müsste, fallen mir da v.a. das Aoki Aogami Super Santoku ein, welches ich mal vorgestellt habe. Oder dein Kamo tatsächlich (was rein die Leichtigkeit des Schnitts angeht), wobei es da in ein paar anderen Aspekten wieder nicht ganz mithalten kann (dafür aber auch günstiger ist ja).

Edit: Aber klar, letztlich geht es in solchen Gefilden eher um Nuancen. Ich kann nur sagen, wenn ich alle Messer bis auf 3 weggeben müsste, mein Denka würde (den Erinnerungsstück-Charakter auch außen vor) bleiben.


Gruß, Gabriel
 
Hallo liebe Messer Community, bisher war ich nur ein stiller Mitleser aber dieser Thread hat mich nun doch dazu gebracht mal was zu schreiben.

Ich habe nach eifriger Lektüre 2 recht konkrete Fragen:

1. Welche Umstände und Mehrkosten entstehen bei Direktkauf auf der TF-Website bzgl. Importzoll und -Steuer? Wie sieht dann der Endpreis in etwa aus? So kalkuliert mit westlichem Griff komme ich auf etwa 360€ + Zoll etc.

2. Weiß jemand zufällig ob es auch möglich wäre lediglich die fertige Klinge ohne Griff zu beziehen und dann selbst/beim Schmied des Vertrauens ein eigenes Handle anzubringen? Gäbe es da evtl. Preisnachlass? Diese Teilcustomization fände ich durchaus interessant.

Viele Grüße und dank im Voraus für aufschlußreiche Antworten

Matthias
 
Servus zusammen, nochmals ein bis anhin stiller Mitleser mit einer Frage. Und zwar richtet sich diese an Gabriel, aber ich könnte mir vorstellen, dass das auch andere interessieren könnte. Da ich mein Messerset um ein Fujiwara Teruyasu Denka-Gyuto erweitern möchte und in ca. 3 Wochen in Japan sein werde, habe ich vor, beim Meister vorbeizuschauen und mit etwas mehr Gewicht, dafür ein paar Yen weniger, wieder herauszulaufen. ;)
Worauf hattest du, Gabriel, damals bei der Auswahl vor allem geachtet? Deinen Beitrag mit den Bildern von den verschiedenen Variationen habe ich natürlich angeschaut, und da sind natürlich dann die persönlichen Vorlieben entscheidend. Aber vielleicht gab es doch auch noch weitere beachtenswerte Aspekte bzw. Unterschiede, die dir aufgefallen sind (und meinen doch ungemein weniger geschulten Augen entgehen könnte).

Grüße, Pascal
 
Moin Pascal,

erstmal wünsche ich dir viel Freude auf der Reise :)

Worauf hattest du, Gabriel, damals bei der Auswahl vor allem geachtet? Deinen Beitrag mit den Bildern von den verschiedenen Variationen habe ich natürlich angeschaut, und da sind natürlich dann die persönlichen Vorlieben entscheidend. Aber vielleicht gab es doch auch noch weitere beachtenswerte Aspekte bzw. Unterschiede, die dir aufgefallen sind (und meinen doch ungemein weniger geschulten Augen entgehen könnte).

Also zunächst einmal musst du schauen, was er vorrätig hat. Was die Ebenholz-Wa-Griffe angeht herrscht da wohl öfter Knappheit. Notfalls würde ich sonst einfach eine Klinge mitnehmen und hier dann von einem unserer hervorragenden Messermacher einen montieren lassen.

Dann würde ich zunächst primär auf das Gewicht achten und die Klingen vergleichend vom Kehl her betrachten. Die Unterschiede in Dicke und Gewicht sollten dir auffallan. Suchst du ein schneidfähiges Messer, solltest du natürlich dann das entsprechend dünnere wählen. Auch ist manchmal die Angel etwas breiter oder schmaler ausgeführt. Das ist denke ich primär Geschmackssache. Ich bevorzuge z.B. eine Dünnere.

Würde dir auf jeden Fall empfehlen im Vorhinein mal per Mail Kontakt aufzunehmen. Der Laden liegt nicht gerade im Zentrum und wäre ja blöd, wenn du hinfährst und sie gerade an dem Tag geschlossen haben o.ä.

Gruß, Gabriel
 
Servus Gabriel,

Vielen Dank für die ganzen Tipps! Die Option, einfach die Klinge mitzunehmen, hatte ich noch gar nicht in Erwägung gezogen, aber das ist ne gute Idee. Auf der japanischen Seite informieren sie übrigens jeweils über aussergewöhnliche Aktivitäten etc., aber werde ihnen sowieso mal schreiben, damit es soweit auch sicher klappt.

Das wird definitiv gut. Werde dann ein paar Eindrücke posten, sofern ich Interessantes zu berichten haben sollte. :)
 
Das wird definitiv gut. Werde dann ein paar Eindrücke posten, sofern ich Interessantes zu berichten haben sollte. :)

Da bin ich sehr gespannt drauf :super:

On Topic: Zwar wird das Denka momentan nicht sehr viel genutzt aber die Begeisterung hält immer noch an. Gibt nach wie vor höchstens zwei oder drei andere Messer bei mir, die vom Schneidgefühl hier mithalten können :D

Gruß, Gabriel
 
Nun ist es bereits einige Tage her, seit ich im Laden von Teruyasu Fujiwara vorbeischaute. Der Meister selbst war zwar nicht im Haus, aber ich wurde sehr herzlich empfangen und konnte mich länger unterhalten und diverses anschauen. Grundsätzlich gibt es dem aussergewöhnlich guten Bericht von Gabriel aber eigentlich nichts hinzuzufügen! Entsprechend halte ich mich relativ kurz, aber wenn Fragen auftauchen, beantworte ich diese (wenn möglich) sehr gerne.
Wie Gabriel schon geschrieben hat, sind die Abweichungen innerhalb einer Serie recht gross. Das ist gewollt und für alle, die die Gelegenheit haben, im Laden selbst vorbeizuschauen, auch ausgesprochen gut (auch dank den von Gabriel angesprochenen Rabatten und Gastgeschenken :steirer:). Ob man sich ein solches Messer bestellen will, muss dann aber halt doch jeder für sich beantworten; von der Geometrie her hätte ich mich auf jeden Fall mit jedem der angeschauten Gyutos anfreunden können. Aber so konnte ich halt ganz genau das auswählen, was ich wollte. Wobei ganz stimmt das nicht: Zur Zeit meines Besuchs hatte es keine Denka-Gyutos mit japanischem Griff an Lager. Wie mir erklärt wurde, verkaufen sie diese v.a. im Ausland, während in Japan bei den nicht-traditionellen Messertypen hingegen fast ausschliesslich westliche Griffe nachgefragt werden. Ich hätte problemlos ein Messer nach meinen Wünschen bestellen können, aber ich konnte mich dann doch mit einem 210mm Gyuto mit einem westlichem Griff anfreunden, das sehr schön verarbeitet ist und mich v.a. sonst überzeugte. Erwähnenswert ist, dass der westliche Griff bei den 210mm-Gyutos nicht gerade gross ist. Ich habe nicht allzu grosse Hände, so dass es mir gut in der Hand liegt. Die Grösse des Griffs ändert sich übrigens auch mit der Länge des Messers. 240er-Gyutos beispielsweise haben einen doch deutlich grösseren Griff. Wäre da nicht der allzu steile Preisanstieg... Auf jeden Fall würde ich von meinen Eindrücken her ebenfalls die Meinung vertreten, dass da beim F&F vor allem unterschiedliche ästhetische Vorstellungen am Werk sind und es sich aus ihrer Perspektive überhaupt nicht um Schlamperei handelt. Dass viele das anders sehen und
sich damit nicht jeder anfreunden kann, ist verständlich, und ich selbst hielt es zugegebenermassen auch für besser, ein Messer mit westlichem Griff, das ansonsten genau meinen Wünschen entsprach, vor Ort zu kaufen, als eines mit japanischem Griff zu bestellen.

Nun zum Messer selbst: Schneidfreude ist hier wirklich das richtige Wort. Das Messer gleitet durch Möhren, als ob sie Butter wären. Ok, ok, ich übertreibe, aber der Widerstand ist tatsächlich nur sanft, wie sich dann auch auf der Schnittoberfläche zeigt: diese ist ähnlich glatt, wie wenn man eine Usuba zur Hand nimmt. Einhändiges Tomatenschneiden? Kein Problem. Dabei ist es nicht so, dass man das Denka wie eine Usuba nur mit Samthandschuhen anfassen darf, sondern man kann damit problemlos richtig arbeiten. Der Foodrelease ist ok aber vielleicht der einzige Punkt, in dem das Denka meine Erwartungen nicht übertrifft. Denn in puncto Schnitthaltigkeit und Reaktivität weiss das Messer genauso zu überzeugen wie auf den Steinen. Kurzum, ich fürchte, dass ich vom Anwendungstyp her ähnliche Messer wie z.B. mein Sakai Yusuke-Santoku in Zukunft kaum mehr gebrauchen werde. Das Denka hat es in meine Top 1 geschafft, wobei die Konkurrenzsituation zugegebenermassen eine ganz andere als bei vielen anderen Mitgliedern hier ist. ;) Aber ich denke nicht, dass eine grosse Steigerung in irgendeiner Eigenschaft noch möglich ist, ohne dass dafür starke Einbussen an anderer Stelle gemacht werden muss. Für mich ist es den Preis ohne Frage wert und trotz meinen Anmerkungen zuvor würde ich auch von einer Bestellung keineswegs abraten: Griffe lassen sich austauschen und wenn man per Mail Kontakt aufnimmt, kann man sich auf jeden Fall z.B. eine dicker oder dünner ausgeschmiedete Variante wünschen. Nun die obligaten Bilder:
DSCF5422.jpg

DSCF5426.jpg

DSCF5598.jpg

DSCF5524.jpg

DSCF5595.jpg

DSCF5594.jpg


Grüße, Pascal
 
Last edited:
Hi,
Vielen Dank für den Interessanter Bericht, Gratulation zu deiner Reise und einem Top Messer.
Was die Schneidfähigkeit angeht bist damit in der Champions League angekommen.
Das Denka ist in der Hinsicht eine echte Benchmark.
Gruss K.keller
 
Hallo Pascal,

vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Es ist immer interessant und frustrierend zugleich wenn du siehst was alte Handwerkskunst bewirken kann. Ich muss mich zur Zeit mit solch Billigware herumtreiben, da ich gerade jeden Cent für mein Studium dreimal umdrehen muss. Finger weg kann ich euch sagen! Sobald es mir finanziell besser geht werde ich auf jeden Fall auch wieder umsteigen. Die Motivation ist jetzt auf jeden Fall wieder da :steirer:
 
Back