Anlassen einer Schwertklinge

Tiber

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Guten Tag Freunde der heißen Kunst!

Ich habe demnächst vor diverse Schwertklingen zu schmieden. Damit der Verlust nicht so groß
ist wenn sie nichts werden sollten, schmiede ich sie zunächst aus C45 Stahl aus, also Monoklingen.

Ich habe mich mit dem Thema schon relativ umfassend befasst, komme aber mit dem Punkt des
Anlassens nicht klar.
Das Problem ist (und das Betrifft ja einige hier) in einem Ofen wird eine Schwertklinge niemals reinpassen,
also in einem Standartmäßigen Backofen :hmpf:. Also hab ich nach lektüren und auch Videos geschaut.

In einem Video das ich sah sieht man wie jemand eine frisch gehärtete Klinge langsam über das Feuer
führt und es auf "Strohgelbe" Anlassfarbe bringt. Das ist ja gut zu wissen das das funktioniert, aber wie lange
muss diese Anlassfarbe beispielsweise gehalten werden?? Muss ich 1 stunde damit verbringen die Klinge
über den Feuer zu erhitzen?? 2 Stunden?? Oder nur 20 Minuten??

Eine andere Möglichkeit die ich sah war das anlassen in einem Ölbad. Jemand hatte dich eine knapp 1,20m lange
Metallsäule gebaut die unten verschlossen war(logisch:glgl:). Unten an der Säule war ein Dachpappenbrenner, der
das Öl erhitzte. Dort wurde nun die Klinge eingehängt.
Das würde zwar mit einigen Ölen (Frittieröl müste gehen) funktioniere, aber mir wäre das bei weitem zu gefährlich,
wenn ich nur daran denke, wie immens das Öl abfackelt wenn ich es zum härten nutze, also mit Öl ist nun wirklich nicht
zu Spassen.

Hat jemand von euch noch Ideen?? Oder weiss über das erstere Feueranlassen bescheit??

Beste Grüße
Tiber
 
Hallo Tiber,

wenn Du die Klinge über einem Feuer Anlassen wilst muss die Klinge direkt bei erreichen der Anlassfarbe abgeschreckt werden. Ich denke das es bei einem so großen Objekt wie einer Schwertklinge sehr schwierig ist die Anlassfarbe gleichmäßig hinzubekommen. Beim Anlassen wird auch der Restaustint in Martensit umgewandelt und das geht so schnell nicht. Ich lasse normal lange Klingen 3 x 45 min an wobei die Umwandlung dann erfolgt ist. Es gibt sicher Sprezialisten, die eine Schwertklinge Härten und anlassen können.

Der C45 ist sicher gut wenn man eine flexible Klinge haben will wobei die Härte dann nur oberflächlich ist. Also für ne harte Klinge würde ich C60 vorziehen.

Grüße

DHO
 
Also bei C45 müsste einmaliges Anlassen über dem Feuer ausreichen. Wenn du aber sicher sein willst dann kannst du noch ein Mal drüber schleifen bis es wieder blank ist und das ganze wiederholen.
Ich würde auch erst einmal ein Messer bauen und meine Härte Methode überprüfen, Schnitttest, Bruchtest, machen.
Allerdings ist es fraglich ob der C45 in Öl ausreichen Härte annimmt. Sollte das nicht der Fall sein, musst du ihn eben in Wasser härten. Kommt auf das Öl an!
Ich würde auf keinen Fall altes Motorenöl nehmen. Aus eigener Erfahrung würde ich billiges Kochöl aus dem Supermarkt empfehlen, das Billigste tuts.
Viel glück beim Schwertbau.
P.s man kann auch eine lange Wanne mit Sand über dem Feuer erhitzen und dann das Schwert darin vergraben. Die Temperatur mit Thermometer überprüfen und den Sand mehrmals durchmischen.
 
Ich danke euch für eure Antworten!

Ich habe mit absicht C45 gewählt, da er günstig verfügbar ist und trotzdem härtbar. C60 ist einer
meiner Favoriten was den Messerbau angeht und da er leider oftmals etwas teurer ist habe ich mich
für seinen günstigeren Kollegen entschieden.

@DHO
Das ist ja genau mein Ziel erstmal, die Klinge soll flexibel bleiben aber eine gewisse Härte aufweisen, da
es sein kann das ich die Schwerter im Kampfsport verwende.
Ich würde auch lieber direkt mit einem Schwert anfangen das einen C45 Kern hat und eine C100 Schneidlage,
aber ich befürchte das ich in meinem jetzigen Wissensstadium was den Schwertbau angeht die Materialen
zerstören würde aufgrund von mangelnden Möglichkeiten.

@Hamurra-e
Was meinst du mit einmaligen Anlassen?? Einmal die gesamte Klinge auf Strohgelb erhitzen und dann abschrecken?
Da stellt sich mir nur die Frage, wie lange erhitzen? Ich mein man kann ja auch einen Lötbrenner dafür nehmen
und dann erhitzen.
Das mit dem Sand ist eine richtig gute Idee! Ich denke mal das beispielsweise Quarzsand sehr gut wäre, da er
sehr feinkörnig ist.

Mir geht es bei diesen "Anfängen" des Schwertschmiedens nicht um Rasiermesser scharfe Klingen, dafür ist der C45 auch
nicht der richtige. Ich möchte nur erreichen (sozusagen als ersten Schritt und zur Eingewöhnung) das mein Werkstück,
die Härtung mit macht, und vor allem das Anlassen überlebt. Wenn dann ein gutes Resultat erfolgt freut mich das umso mehr.

Sozusagen ein einarbeiten in das Schwertschmieden. Messer und Äxte habe ich schon zu Hauf geschmiedet, aber Schwerter
stellen nunmal aufgrund Ihrer Länge einen gesonderten Bereich da.

Beste Grüße
Tiber
 
Genau! wenn der Stahl den gewünschten Bronzeton angenommen hat dann ist er auch richtig angelassen. Da der C45 ein sehr einfacher Stahl ist, vergibt der auch viel, die richtige Wärmebehandlung vorausgesetzt.
Wie gesagt ich würde mit ein paar Messern oder auch einfach ein paar Probestücken anfangen. Einfach ein kurzes Stück nehmen, dass die ungefähre dicke der gewünschten Klinge hat, mit deinen Mitteln Härten und anlassen und dann Brechen um das Gefüge zu betrachten. wenn es schön fein ist dann biste gut dabei.
Hier gibt es sicher einige Seiten voll zu dem Thema zu lesen.
 
Frag doch einfach mal einen Bäcker oder Gastronom, die haben große Öfen, da passt eine Schwertklinge locker rein. Evtl. nach dem Härten in Alufolie packen und ganz schnell zum Bäcker oder Wirtshaus.....

Bei mir kommt alles was daheim nicht in den Backofen passt in den Kombidämpfer.

Grüße Wastl.
 
Guten Morgen!

@ Hamurra-e
Werde ich so machen! Ich werd es mal direkt über den Feuer probieren, oder mit einer Metallplatte über dem Feuer und einem einfachen
Probestück und dann mit der Sandmethode. Ich werde für den Sand einfach ein dickes Rohr mittig trennen, vorne und hinten zu und dann
Füße dran und über die Esse stellen bei leicht glimmenden Feuer. Das sollte im Normalfall aussreichen.
Was alternativ auch noch gehen würde (nutze ich oftmals zum normalisieren von langen Klingen) 3 lange Ytong Steine, einen hinlegen,
2 hochkant stellen und da dann Holzkohle rein und die Wanne oben drauf mit dem Sand.

@gast
Ich härte oftmals meine Klingen in der Dämmerung, oder wenn es dunkel ist. Dementsprechend würde ich beim Anlassen eine Lampe zuschalten.
Die Bäckereien haben dann leider hier zu und der nächste Gastronom ist ein Stückweit weg.
Ansonsten aber keine blöde Idee! Die arbeiten im Normalfall bei 180-200 Grad denke ich, oder?

Beste Grüße
Tiber
 
Beim Bäcker kommts drauf an, was gerade gebacken wird. Pizzabäcker (die ja auch abends da sind) arbeiten bei deutlich höheren Temperaturen, was ja bei einer Schwertklinge auch angebracht wäre. C45 halte ich allerdings selbst für solch lange Klingen für grenzwertig.
 
Guten Abend!

Ich denke ich werde die Klinge am besten nach den Härten auf knapp 200°C Anlassen, was einer Farbe von Strohgelb/Goldgelb entspräche, das sollte
vom Temperaturbereich her reichen.

Wie ich schon sagte, da das Schwert der erste seiner langen Art für mich ist, fertige ich es erst einmal aus C45, da dieser günstig verfügbar ist.
Ich hab noch diverse andere Stähle (C45, C60, C75(Uddeholm), C100, Tamahagane, 75Ni8, diverse Feilen und Raspeln und was weiss ich nicht noch für Kohlenstoffhaltigen Stahl....) hier, aus denen ich danach auch Schwertdamaszener
machen möchte, aber erstmal das C45 Schwert rum rantasten an die Technik und zum lernen.

Beste Grüße
Tiber
 
Guten Abend Freunde der heissen Kunst!

Ich habe mir gerade auf Youtube eine ältere Doku über das Schmieden von Katanaklingen angeschaut und
man sieht dort, wie nach dem Härtend er Klinge, der Schmied die Klinge anlässt. Allerdings erscheint mir das
sehr kurz!

Aber urteilt selber:
https://www.youtube.com/watch?v=gxwWf-MfZVk

AB 41:10 Minuten ist die Härtung beendet und der Schmied geht zum Anlassen über!

Nicht nur das die Temperatur "geschätzt" wird, es ist auch gar keine Farbe sichtbar durch die immer noch mit
angebackenen Lehm versehene Klinge.

WAs haltet Ihr davon??

Beste Grüße!
Tiber
 
Das machen alle Top-Schwertschmiede in Japan (und anderswo bei Nihon-to) so. Wenn man weiß, was man tut, ist das kein Problem.
 
Das machen alle Top-Schwertschmiede in Japan (und anderswo bei Nihon-to) so. Wenn man weiß, was man tut, ist das kein Problem.

Is scho richtig! Aber erstmal muss man lernen das man weiss was man tut, daher denke ich das die Methode nur schwer reproduzierbar ist.
Ich hab das elber mal mit einem 4mm dicken Teststück ausprobiert und ich hatte sehr oft das Problem, das es oftmals zu Überhitzungen kam, selbst wenn man
das Feuer nur "streichelte".

Ich find das sehr krass wenn man sieht was diese Schmiede für ein Talent haben und auf was für simple Mittel die zurückgreifen und trotzdem gelingen denen
mit einfachsten mitteln Kunstwerke, die anderen die neuste Technik gebrauchen teilweise nur schwer zugängig ist.

Beste Grüße
Tiber
 
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