2 Langschwerter in Arbeit

Hallo Chenessfan,

die Schwerter sehen toll aus und auch deine Dokumentation über die Herstellung ist klasse.

Hast du den Vierkant für das Parierelement rund geschliffen ?
So lange Schwerter sind sicherlich nicht einfach am Bandschleifer zu schleifen und den Materialabtrag gleichmäßig zu halten ...
Wenn du dir ein Blech als Führung an den Bandschleifer schraubst, müßtest du die Schwerter damit auch Schärfen können !? Bei Messern geht das 1a bei 400er Körnung und etwas Wasserkühlung.

Gruß Thorsten
 
Danke allseits ;)

Ja, das Parierelement war mal ein Vierkant.

Bzgl. Bandschleifer: Man muss dazu sagen, das ist dieser:http://www.amazon.de/900-Watt-Bands...31764252&sr=8-1&keywords=berlan+bandschleifer

Da kann man wenig dranschrauben oder anderweitig basteln. Ich "montiere" den im Schraubstock, je nachdem, wie ich ihn brauche.
Ich schärfe daran auch bzw forme die Schneide (natürlich nach jedem Pass einmal kühlen). Das eigentliche Schärfen folgt hinterher von Hand mit Schleifpapier, Stein und Leder.
 
Also ich finde deine Arbeiten genial und es zeigt auch wieder mal das man mit relativ einfachem Equipment aber viel Geschick einiges erreichen kann.

Wirklich ein sehr schöner Bericht.

Gruess René
 
Danke! Ich hoffe, ich kann damit Leute motivieren, sich auch ohne High-End-Ausrüstung an ehrgeizige Projekte heranzutrauen. Geschick und Motivation kann durch keinen 2000 Euro Bandschleifer ersetzt werden... (nicht dass ich nicht auch gerne einen hätte :hehe:)
 
Stimmt, ich habe mir jetzt aber zur Sicherheit trotzdem einen 2000 .- Euro Bandschleifer gekauft :hmpf: naja aber vorher schon meine 100 Messer ohne hergestellt!

Macht du auch noch ne Scheide zum Schwert?

Gruess René
 
Hallo chenessfan,

noch eine weitere Frage, bekommen deine Schwerter eigentlich eine Schneidfase ? Falls nein, wie vermeidest du Kratzer beim schärfen .. ? Nach dem satinieren geht das schlecht oder ..

Gruß Thorsten
 
Ich nehme an, du meinst eine sekundäre Schneidfase? Normalerweise nicht. Typisch für mittelalterliche Schwerte ist eine konvexe Schneide, die glatt in die Primärfase übergeht. Ballig sozusagen. Seit neustem bin ich dazu übergegangen, in Längsrichtung zu schärfen, also wie man auch poliert. Tatsächlich mache ich beides gleichzeitig. Nach dem Polieren (bis 1000 Grit) hat das Schwert einen Grat an der Schneide. Darum kümmere ich mich mit dem belgischen Brocken und dann dem Abziehleder. Dabei entstehen keine Kratzer im Finish (bzw keine sichtbaren, mit dem Stein bearbeitet man ja nur den letzten 1/10mm der Schneide.
Oft nachschärfen muss man ein Schwert, mit dem nur Plastikflaschen, Tatamimatten, etc geschnitten wird ja nicht, besonders, wenn man es regelmäßig abzieht. Wenn man doch mal wirklich nachschärfen muss, geht's mit dem Stein oder falls Scharten drin sind, eben mit Schleifpapier.
 
Hallo Chenessfan, den Beitrag hier verfolge ich schon länger mit Spannung und muss dir jetzt mal meinen Respekt aussprechen. Was du hier zeigst ist wirklich saubere Arbeit und es ist sehr beeindruckend, dass du dazu nicht mal auf einen imposanten Maschinenpark zurückgreifen musst.
Ich beneide dich um deine Geduld und dein Geschick, an solche Projekte wagen sich wahrscheinlich nicht viele Leute ran.
Ein selbst angefertigtes Schwert würe mir auch gut gefallen, davor muss ich aber wohl noch ein paar Jährchen kleinere Schneidwaren basteln :hmpf:...

OT an:
Als Fan von Cheness Cuttlery (oder bin ich da auf dem Holzweg?) kannst du mir vielleicht weiterhelfen, wo ich in DE Schwerter von Cheness beziehen kann? Ich habe mir vor Jahren mal ein Kaze von zecondosbushido individualisieren lassen, leider gibt's den Shop aber nicht mehr...
OT aus...
 
Danke ;) Warte nicht zu lange mit dem eigenen Schwert, irgendwann kommt man sonst gar nicht mehr dazu...

Bzgl. Cheness: Das Cheness Tenchi Ko Katana war mein erstes Schwert, deswegen hab ich seit Jahren diesen Namen in diversen Foren. Eigentlich ist er überholt, weil ich von Cheness nichts mehr halte. Das Tenchi leistet mir nach wie vor treue Dienste, aber das meiste, was ich seitdem von Cheness gesehen habe, hat mich eher abgestoßen. Die waren mal gut, haben sich aber nicht weiterentwickelt (im Gegenteil) und hinken jetzt dem Rest des Marktes weit hinterher. Die neueren Sachen kommen an die älteren nicht ran. Neu würde ich mir kein Cheness mehr kaufen, da gibt es von anderen Herstellern deutlich bessere Alternativen.

Bei dem "wo kaufen" kann ich dir leider nicht helfen, ich habe schon seit Jahren kein Schwert mehr gekauft... allerdings habe ich noch ein Kaze (ein paar Jahre alt, also hoffentlich besser als die jetzigen ;)) zu Hause rumliegen, soweit ich mich recht erinnere. Das würde ich verkaufen (falls du noch ein zweites willst :D). Bei Interesse schick mir einfach ne Email.
 
Hallo chenessfan, das Kaze habe ich (wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht) seit 2008, vielleicht ist das auch noch eines der "guten". Die komplette Montierung incl. Tsuba und Tsuka wurde von Zecondosbushido nach meinen Wünschen gemacht; die Härtelinie sieht nach der Politur von Hr. Beer auch ganz nett aus. Als schneidfähiges Dekoobjekt macht das Teil was her und ist im Vergleich zu meinem früheren PaulChen Shinto immerhin ein Einzelstück. Ein zweites muss aber nicht sein, ich hatte eher an ein passendes KoKatana oder Wakizashi gedacht. Aber trotzdem vielen Dank fürs Angebot.

Aber wieder etwas zurück zum Thema: Was für einen Stahl verwendest du denn für die Schwerter?
Im Beitrag habe ich nichts gefunden (ggf überlesen?).
Im Messerforum gibt's zum Schwerterbau meines Wissens nach nicht all zu viele Infos, kannst du mir deshalb ein paar andere Quellen mit Tips und Tricks zum Thema nennen? Ich wollte mich zwar eigentlich die nächste Zeit mit dem Bau von Klappmessern beschäftigen, ein Eigenbau wie deine reizt mich aber auch.
Du kommst nicht zufällig aus der Gegend und hast Lust, dein Fachwissen zu teilen? :hehe:
 
Für meine Schwerter verwende ich nur 56Si7.
An deutschsprachigen Foren gibt es glaube ich nichts in Richtung Schwertherstellung, aber sehr empfehlen kann ich Don Fogg's Bladesmith's forum board. Da sind eigentliche fast alle bekannten Größen wie Peter Johnsson, Jake Powning, Petr Florianek und viele weitere vertreten (ich selbst auch ;)). Gibt natürlich nicht nur Schwerter da sondern so ziemlich alles scharfe, was man aus Stahl machen kann.

Schwerter im Allgemeinen werden auf myArmoury und Sword Buyers Guide Forum ausführlich diskutiert.

Bevor man sich an ein Schwert heranwagt, sollte man eine gute Vorstellung davon haben, was ein gutes Schwert ausmacht. Handling, Balance, harmonische Ausgewogenheit, etc, alles absolut essentiell für ein Schwert, kann man auch der ausführlichsten Anleitung nicht entnehmen, das muss man mit dem Schwert in der Hand kennen lernen. Zumindest Grundlagen des Schwertfechtens sind auch von Nöten.

Falls du mal in Ulm bist, stehe ich gerne zu einem Treffen zur Verfügung ;) Ich bin hier auch Trainer für historisches Fechten (Schwabenfedern Ulm) und wir sind für ein Schnuppertraining immer offen.
 
So... das Parierelement ist ein Haufen Arbeit, aber so langsam geht's voran:











Die seitlichen Bügel sind natürlich auf beiden Seiten, hab nicht genug Finger, um beide festzuhalten.
Den Knauf sieht man auch, klassische Birnenform. Schön angenehm in der Hand ;)

Hier mal ein Bild vom Original, das das Parierelement inspiriert hat:
 
Zwei Bilder, auf denen man die Proportionen gut erkennen kann.





Dieses Schwert ist keine Replik des Originals im letzten Post, nur davon inspiriert. Wesentlich größer und massiver.
 
Hallo, dein Einwand bezüglich "was ein gutes Schert ausmacht" ist interessant und sicherlich komplett richtig. Leider erwischst du mich da aber komplett auf dem falschen Fuß. Mit großen Klingen habe ich überhaupt noch Praxiserfahrung, alles über 12 cm ist (außerhalb der Küche) bei mir bisher lediglich Deko.

Ich hätte deshalb ungeachtet der Praxistauglichkeit einfach mal drauf losgebastelt aber jetzt hast du mich diesbezüglich verunsichert. Sich vorab ein wenig mit dem tatsächlichen Handling eines Schwerts vertraut zu machen ist wohl doch eine wichtige vorbereitende Maßnahme. Ulm ist ja nicht gerade ums Eck, ist dir vielleicht ein Verein oder ein Trainer im näheren Umkreis von HD bekannt?

Es ist echt aufregend zu sehen wie es mit deinem Schwert weiter geht. Das Parierelement wird ja ein richtiger Hingucker, bin gespannt wie es fertig aussieht.
 
In Heidelberg gibt es z.B. die Schwertschule Krifon... könnte man mal vorbeischauen. Ich kenne da persönlich niemanden, aber die können dir sicher mal ein Schwert in die Hand geben. Ob ein scharfes von guter Qualität da ist, weiß ich nicht, aber auch ein ordentliches stumpfes ist besser als nichts.
Guck mal hier, das ist eine Übersichtskarte der meisten historischen Fechtgruppen in D: http://www.communitywalk.com/moscow/european_marital_arts_group_finder_eastern_europe/map/896439

------------
Knauf ist montierfertig.

Wie man sieht, ist der runde Teil, der durch den Knauf geht, direkt aus der Angel gearbeitet (allzu oft wird einfach ein Stab angeschweißt) und der Übergang zwischen rund und rechteckig erfolgt im Inneren des Knaufes (und nicht darunter), was wichtig für die Stabilität ist.
Die Passgenauigkeit ist so, dass der Knauf 3/4 des Weges leicht runterrutscht, das letzte Stück aber runtergehämmert werden muss. Auch ohne das noch folgende Vernieten lockert sich da nix...

Der abschließende "Knopf", über dem vernietet wird, muss noch geformt werden, ich habe das Ausgangsstück trotzdem schon mal draufgelegt.











 
Last edited:
Danke :)

Alle Bügel sind angeschweisst. Lichbogen-Schweissen ist hier alles andere als ideal und ich bin auch nicht der beste Schweißer, aber solange es hält und man es sauber machen kann, bin ich zufrieden.









Die Enden der Seitbügel weisen die gleiche Form auf wie der Knauf und die Enden des Pariers. Man sieht oft bei Originalen, wie sich so ein "Thema" durch das ganze Gehilz zieht.
 
Last edited:
Parierstange ist bis auf die Politur und das Schwärzen fertig. Natürlich wird sie schlussendlich direkt an den Klingenschultern sitzen, die letzten 2cm muss sie aber runtergehämmert werden, was eben erst beim endgültigen Montieren geschieht. Gibt auch so schon einen recht guten Eindruck.







 
Back