Laguiole - Das französische Original

Nachdem ich heute das Buch über Laguiole erhalten habe, muss ich meine Altersschätzungen zum größten Teil überdenken. Viele Einschätzungen werden annähernd passen, das Messer von Glandieres müsste jünger sein als ich vermutete.

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Mit Abstand das älteste Messer ist dieses:

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War glaube ich auch allen klar. Es hat Details, die ich so nicht beachtet habe. Die Feder bei diesem Stück ist noch handgeschmiedet, das Material mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Elfenbein. Die Originalität der Klinge ist fragwürdig, wobei die Nieten ein anderes Wort sprechen und zum Originalzustand tendieren lassen.

Den Entstehungszeitraum lege ich mal grob zwischen 1880 und 1910.

Dieses Messer

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könnte doch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammen und ein großes Hochzeitsmesser darstellen, was zum Prunk passen würde.

Das erstgezeigte von Calmels ist immernoch schwer einzuschätzen, die Frage die sich stellt ist, ob es nur eine ältere Klinge erhielt. Genauso wahrscheinlich ist aber auch, dass dieses Messer eher in die 1960 - 1980 hineinfällt und ich mich von der Rosette auf den Griffschalen zur Fehleinschätzung verleiten lies.

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Auf jedenfall ist das Buch auf den ersten Blick eine mehr als nette Lektüre.

Soweit so gut:super:
 
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Ich habe beschlossen, Deine posts nicht mehr zu lesen, Marcel. Das kommt mich zu teuer ... :)

Aber eine grundsätzliche Frage: Die meisten der Laguioles, die hier gezeigt werden, sind doch handgemacht, wenn auch in einer gewissen Serie. Wie werden die nach der Forumslogik platziert? Wo soll man Vorstellungen von solchen Messern künftig posten? Hier bei den Serienmessern? Oder bei den handgefertigten? Und was ist mit den nun wirklich einzeln handgefertigten Franzosen, wie die von Voissière, Dauvillaire, und den anderen? Ich fürchte halt, die ohnedies schon schwach präsenten Franzosen gehen dann noch mehr verloren, wenn die Posts darüber auf so viele Unterforen verzettelt würden.

Marcus
 
Jetzt muss hier endlich die Wahrheit kund getan werden. Marcus, wenn, mache ich Dich vielleicht ärmer an Geld, jedoch reicher an Wissen und in der Betrachtung von kleinen kostbaren Schönheiten.

Damit in diesem Post auch was sinnvolles zum Thema steht, da Du David erwähnst, er ist öfters mal bei der Fertigung und Herstellung von Modellen für Laguiole en Aubrac beteiligt. Sein Ruf in Frankreich ist viel größer als man in Deutschland erahnen kann.

Lebe Grüße,

Marcel
 
Was soll man jetzt dazu nur sagen?:staun:

Ich bin immer wieder von seinen Arbeiten begeistert.
Einfach eine herausragende Handwerkskunst, zu einem wie ich finde fairen Preis:super:
 
Wunderschön! Persönlich fasziniert mich an Dauvillaire die künstlerische Qualität von Ressort und Platinen. Er graviert ja mit dem Stichel, anstatt den Dekor mit der Feile anzubringen. Das mag zwar weniger traditionell sein, ist in der Ausführung aber um vieles hochwertiger.

Das von mir bestellte Messer ist noch eher schlicht, ein Messer ohne Backen, mit Horngriffen; auch nicht extrem teuer, aber ein ambitionierter Schritt in Richtung Armenhaus ... :fatigue: Andererseits: solange ich noch unter den Preisen für mechanische Uhren bleibe , geht's ja.

Marcus
 
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Marcus, jetzt mal unter uns. Die meisten der Messer die ich hier zeige liegen unter 200€, genau gesagt ausser sechs Stück, das sind die silbernen und die von David ( Damast will halt auch gezahlt sein, trotzdem beide unter 300€). Der Großteil von denen noch weit unter den 200€.
Und ein Laguiole ohne Backen ist doch eh viel traditioneller, dazu noch Horn, es kommt nicht nur auf das Material an, mehr auf Emotionen.:super:
 
Sehr schön, auf meiner Liste steht auch als nächstes ein Messer von David.
Ich könnte schwören ich hab mir das untere Messer schon das ein oder andere mal bei schickser angesehen ;)und dann
doch nicht zugeschlagen :hmpf:

Wie groß ist das obere Messer und woraus besteht das Griffmaterial?
Ist das beides Mammutzahn?

lg
 
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Mit Schickser könntest du Recht haben. ;)

Ja ist Mammutbackenzahn, hier die original Beschreibung von David:

"J’ai fabriqué ce couteau de 12 cm de longueur de manche et 11 cm de longueur de lame avec de la Molaire de Mammouth de première qualité.
J’ai finement ciselé le ressort de feuilles ornementales et j’ai finement taillé ma Mouche d'une corne d'abondance, elle est massive du ressort.
Vous remarquerez le travail de guillochage des double platines en accord avec le travail du ressort.
Pour l’acier de la lame, j’ai utilisé un acier damas 15n20 torsadé, 28 couches.
Les mitres sont en acier inoxydable martelées, la finition satinée.
"

Grüße
Kai
 
Ich hab zwar keine Ahnung ob es für Euch von Interesse ist, jedoch denke ich, ich sollte Euch auf dem Laufenden halten.
Nach langem Überlegen und Vergleiche mit diversen Messern der Hersteller bin ich zum Entschluss gekommen, dass diese Messer nicht dem Original entsprechen, für mich die Schönheit aber nicht schmälern. Ich habe auch die Beschreibung dieser Stücke dahingehend angepasst. Wenn man die Bienen betrachtet, tragen diese auch die Handschrift des gleichen Schöpfers, wobei die Ausformung etwas verschieden ist.

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Wir haben hier das Problem, dass ältere Klingen, teilweise auch Schalen, genommen werden und mit neuen Materialien ein neues Messer bilden. Diese beiden Käufe waren nicht teuer, auch das Gesamtbild stimmt, es sind halt nur keine Originale. Ein weiteres solches Messer habe ich hier, das ich vor kurzem gekauft habe und demnächst zeige. Bei diesem war es mir aber klar, dass es nicht Original ist. Die Messer stammen also aus der Neuzeit mit alten Teilen. Wer alte Messer kaufen will, sollte auf so etwas achten, vor allem wenn die Klingen für ein altes Messer von 50 Jahren aufwärts einfach zu gut aussieht. Lernt aus meinen Fehlern ;)

Ich verfluche dies Phänomen der Neuzeit auch nicht, würde mich aber bei Messern über die Erwähnung freuen (schmälert aber wahrscheinlich den Gewinn). Man muss aber auch sehen, dass Klingen früher auch schon getauscht wurden, um ein Messer zu erhalten, war ja mehr denn heute ein Gebrauchsgegenstand. Des weiteren gibt es auch Familienerbstücke, jene es einfach verdienen. Schmieden wie z.B. Honore Durand bieten diesen Service an, auch das Ersetzen oder Erneuern von Griffschalen fällt darunter.

Also, Augen auf beim Messerkauf:super:
 
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Interessant. Im Uhrenbereich nennt man das eine "mariage". Früher ging es dabei nur darum, ein Stück, das "noch gut" war, am Leben zu erhalten, indem man eben ein beschädigtes Gehäuse durch ein anderes aus anderer Herstellung, aber mit passender Größe ersetzte. Oder ein neues Zifferblatt einsetzte. Als dann bestimmte Marken besonders gesucht und damit wertvoll waren, bekam die mariage etwas Anrüchiges, da man durchaus betrügerische Intentionen dahinter vermuten konnte: Eine alte, an sich kaum wertvolle Uhr wird mit einem Zifferblatt ausgestattet, auf dem "Patek Philippe" steht - oftmasl nachträglich aufgedruckt.

IN der Welt der Messer herrscht da noch die unschuldige Reinheit einer Lämmerweide. Sollte das Gebiet aber von "Profi-Sammlern" erobert werden (und das liegt nach den neuesten Kurssprüngen von Euro und Dollar gegenüber dem Schweizer Franken durchaus im Bereich des Möglichen!), müssen wir uns im Bereich der alten Messer darauf einstellen, dass unzählige "echte Crocombettes" auftauchen.

Marcus
 
Hallo Marcus,

bei Crocombette, wird dies wahrscheinlich nicht vorkommen, da seine Stücke alle signiert sind (Berichtigung, nur die großen Messer sind signiert, die kleinen nicht), er fast nie Messer, sondern meist nur Schalen gemacht hat. Die Signatur ist auch wirklich nicht einfach nachzuahmen. Wobei Crocombette nunmal bei Laguiole ein eigenes Thema ist. Seine Stücke gehen aufgrund herausragender Handarbeit (er sollte Notariatsschreiber werden:glgl:) die seinesgleichen sucht, gepaart mit der Erhaltung in Bereiche von 20.000€ und darüber. Natürlich nicht jedes seiner Stücke. Auch empfinden es die Laguiole Hersteller als Ehre seine Formen nutzen zu können und berufen sich mit wahrer Ehrerbietung auf ihn.

Sind wir mal ehrlich, wer so viel Geld in die Hand nimmt, kauft auch bei Händlern denen man vertrauen kann. Solche Stücke werden meiner Ansicht nach niemals auf diversen Auktionsplattformen auftauchen, sondern bei den renommierten, wo die betuchten kaufen und nicht wir normal sterblichen.

Aber es werden nunmal Messer geschlachtet, deren Erhaltung mies ist und die Klingen wohlwissend anderweitig verwendet. Große Namen verkaufen sich leichter und teurer, wobei die investierte Zeit und Handwerkskunst bei den "Fälschungen" dem Original nicht immer Nachstehen muss. In der Neuzeit sind diese Phänomene aufgrund von Habgier gegeben, in früheren Zeiten ging es um Erhaltung, da der Markt und das dafür flüssige Geld einfach nicht vorhanden war.

Wenn man noch dazu bedenkt, das nach dem 2. Weltkrieg und bis in die 80er Jahre hinein das Laguiole eine weitere Krise erlebt hat, ist es umso mehr verwunderlich, welchen Weltruhm dieses Messer heute hat. Leider, wie man im Verlauf vieler Threads mit "Laguiole gefunden, welcher Hersteller " und ähnlichen merkt, herrscht über dieses Messer noch viel Unwissenheit, das sogar in der Heimat Frankreich. Auch ich bin hier kein Guru, ich kenne mich evtl. etwas besser aus als die Masse und lerne immer mehr, vor allem im Verlauf dieses Threads hinzu.

Um auf den Bereich der Uhren einzugehen, gab es da in früheren Zeiten auch schon Fälschungen. Die Schweizer waren groß darin den Engländern und auch Franzosen dadurch ihre Ehrerbietung zu zeigen. Dann wurden ihre Verfahren und Handwerkskünste halt so gut, das sie Weltruhm erlangten. Doch wir sind hier ja bei Laguiole.

Auch merke ich, dass ich immer wieder die Gepflogenheiten des gesitteten Miteinanders etwas vernachlässige. Daher muss ich mal wieder sagen:

Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag,

Marcel
 
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Ach jeckyll, ich glaube Du willst, dass ich zu Mr. Hyde werde:teuflisch

Wenn es für Dich keine Umstände macht, würde dieser Thread nur gewinnen können:super:
 
Guten Morgen werte Messerfreunde.


Auf die schnelle ein paar Bilder vom Messer, dass mich aber umgehend wieder verlässt.

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9 cm Klinge verstecken sich im 12cm Griff. 68g Gewicht und eine Griffdicke von 1,4 cm Runden das Bild ab.
Bei der Feder ist die Biene eindeutig zu weit vorgelagert, die Verzierungen sind wirklich hübsch.
Die Klinge kommt beim Schließen an die Platinen, geht einfach nicht!
Die Hirschhornschalen sind schön verarbeitet und gut poliert.

Es ist kein Original, sondern m. E. wurde dem Messer nur die Klinge spendiert.
Da ich meine Sammlung eh reduzieren will, stört mich der Abgang des Messers recht wenig.

Einen schönen Tag,

Marcel

P.S.: Im Hintergrund sieht man mein Laguiole von FP, wo die Silberschalen langsam wunderschön anlaufen
 
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Einen schönen guten Abend.

Als Vorgeschmack für meine Neuvorstellung demnächst, verlinke ich mal dezent zwei Bilder, damit ihr Euch auch schon mal an dem Anblick erfreuen könnt. Weitere Daten, wenn ich es in den Händen halte und eigene Bilder bereit stellen kann.

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Dafür sind die zwei Messer von David gegangen, jedoch kommt bestimmt wieder eins in die Sammlung.
 
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