MF Lampentester Review: Petzl Nao Stirnlampe

grinsefalle

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Unser MF-Mitglied JoSch = Jochen war so nett, uns die Streamlight Sidewinders und eine Petzl Nao Stirnlampe für einen Test zur Verfügung zu stellen.
An dieser Stelle herzlichen Dank dafür! Nachdem die Sidewinder bereits im Forum beschrieben wurde, folgen hier ein paar Eindrücke zur

Petzl Nao
.

Die gezeigten Bilder stammen von AILL, sie sind auch in seinem Fotoalbum zu finden.

Totale3.jpg


Technische Daten:
Gewicht: 187 g.
Lichtkegel: breit und/oder fokussiert
Wasserdicht: IP X4
Temperaturbeständig von - 30 °C bis + 50 °C
Lithium-Ionen-Akku 2300 mAh mit einer auf 300 Lade-/Entladevorgänge angesetzten Lebensdauer (darüber hinaus verringert sich die Kapazität des Akkus um ca. 30 %).
Zertifizierung(en): CE
Im Lieferumfang enthalten:
- Lithium-Ionen Akku
- USB-Kabel von 30 cm
- Kopfband

Die Nao verwendet 2 Cree XP-G LED, verfügt über einen Helligkeitssensor und wird von 1x 18650 Lithium Ionen Akku befeuert. Der Akku ist ein proprietärer Energiespeicher, d.h. er verfügt über ein spezielles Anschlusskabel. Der Anwender kann also nur Petzl-Akkus verwenden, die weit verbreiteten 18650 sind nicht möglich.
Im Notfall kann die Nao aber mit 2 AAA-Batterien betrieben werden. Eine Batteriezustandsanzeige mittels dreier LEDs findet man direkt am Batteriegehäuse.

Akku1.jpg


Aus einen Testbericht des CPF-Mitglieds Szemhazai stammt diese Information zum verwendeten Treiber:
STMicroelectronics STM8L151G2 Ultra-low-power 8-bit MCU mit 4 Kbytes Flash, 16 MHz CPU, integrated EEPROM.
Warum die Nao einen solchen Prozessor benötigt, wird sich in Kürze erklären.

Die beiden verwendeten LED liefern zusammen bis maximal 355/315 Lumen, eine Reichweite von 108/93m und eine durchschnittliche Laufzeit von bis zu 8 Stunden
(Herstellerangaben, Werte für reactive lighting/continuous lighting). Während eine LED für Spotlicht zuständig ist, liefert die andere LED mit ihrem Diffusor weiches Licht für den Nahbereich.

Optik1.jpg


Die Verarbeitung der Nao ist gut und bietet keinen Grund zur Kritik, das Kunststoffgehäuse der Lampe macht einen robusten Eindruck. In einem anderen Bericht in einem anderen Forum wurde die Nao zerlegt, man konnte dort eine saubere Verarbeitung der Platine erkennen, ebenso den ordentlichen Kühlkörper. Einzig das Geräusch und das Gefühl, das entsteht, wenn man den Drehschalter in die lock-Position dreht, sind gewöhnungsbedürftig - sie vermitteln den Eindruck, dass man nun was kaputt gemacht hat (was aber nicht der Fall ist :) ). Das Batteriegehäuse ist fest und sicher in die Halterung am Kopfband eingeklippt, der USB-Anschluß ist geschützt. Kabel und Stecker sind ebenfalls eher kräftig ausgelegt und nicht so windig, wie bei manch anderem Produkt.

Der Reihe nach:

Die eigentliche Stirnlampe beherbergt die beiden LED sowie den Helligkeitssensor. Seitlich am Gehäuse aus Kunststoff findet man einen Drehknopf, mit dem alle Funktionen gesteuert werden. Die Lampe wird mittels einem neuartigen Tragesystem sicher am Kopf gehalten. Der Batteriebehälter am Hinterkopf sorgt für eine gleichmäßige Gewichtsverteilung. Lampe und Batterie werden über ein Spiralkabel miteinander verbunden, eine Verlängerung zur Befestigung der Batterie am Gürtel ist erhältlich. Das Spiralkabel kann am über einen sicheren Stecker vom Batteriegehäuse getrennt werden, ein USB-Stecker befindet sich am Batteriegehäuse, der während des Betriebes in einer Art Garage ruht - geschützt vor Umwelteinflüssen.

Die einzigartige Funktion der Nao nennt sich reactive lighting, was nichts anderes ist, als eine automatische Helligkeitssteuerung. Der Sensor über den beiden LED erkennt die Umgebungshelligkeit bzw. das reflektierte Licht und dimmt die Helligkeit bzw. erhöht diese. Der Anwender hat darauf auch viel Einfluss, was auf den ersten Blick etwas verwirrend klingen kann:

Über eine Software, welche von der Petzl-Homepage kostenlos geladen werden und auf dem heimischen PC installiert werden kann, wird die Nao programmiert (Anschluss über USB). Die Software beinhaltet bereits verschiedene Profile, wie z.B. Trailrunning, Camping, Heimwerken, Klettern, usw. Zu diesen vorgefertigten Profilen kann der Anwender auch eigene Profile erstellen, ganz nach seinem Geschmack. In jedem Profil stehen bis zu 5 Stufen zur Verfügung, wo man Leistung (also Helligkeit und Spot/Flutlicht) bzw. die gewünschte Leuchtdauer einstellen kann. 4 solcher Profile kann man gleichzeitig in der Nao abspeichern und diese dort auch umschalten.

Ladekontrolle.jpg


Ein kleines Beispiel:
Wir erstellen ein Profil für Heimgebrauch und Camping: Stufe 1 wird eingestellt auf kleine Helligkeit, lange Leuchtdauer und weiches Licht für den Nahbereich. Stufe 2 stellen wir auf eine mittlere Helligkeit ein mit mittlerer Reichweite. Stufe 3 geben wir eine maximale Helligkeit und hohe Reichweite (also auch Spotlicht dazu). Dieses Profil wird in die Nao gespeichert und es kann losgehen. Beim Einschalten (den Drehschalter kurz antippen) startet die Nao in diesem Profil in Stufe 1, wir haben also kleines Licht für den Nahbereich, im Zelt, zum Arbeiten. Innerhalb dieser Grenzen regelt der Sensor die Helligkeit automatisch von der minimalsten Stufe bis zu dem von uns gespeicherten Wert. Wollen wir etwas mehr Power reicht ein erneutes Antippen des Schalters und die Nao wechselt in Stufe 2 (auch hier wird wieder alles automatisch geregelt innerhalb der festgelegten Werte und Grenzen). Entsprechendes passiert in Stufe 3.

Der automatische Modus funktioniert dabei erstaunlich gut. Indoor, bei Arbeiten im Nahbereich regelt die Nao auf ein diffuses, weiches, gedimmtes Licht herunter. Richtet man die Nao dann in die Ferne fährt diese die Leistung stufenlos hoch auf helles Flutlicht oder sehr helles, kombiniertes Flut- und Spotlicht, je nach Einstellung. Während der Rumspielerei hatte ich nie das Gefühl, dass die Lampe etwas Unzweckmäßiges macht. Wenn ich nicht ganz zufrieden war, lag es nur an der Zusammenstellung des Programmes.

Natürlich ist reactive lighting nicht unfehlbar und hat auch seine Grenzen. Als ich bei kalten Temperaturen im Wald stand, kondensierte der Atem. Diese kleine Nebelwolke stieg auf und reflektierte das Licht der Nao - der Sensor regelte daraufhin auf das Minimum herunter, obwohl die volle Helligkeit gewünscht war. Dieser Effekt tritt also auch bei Nebel und starkem Schneefall auf. Auch fremde Lichtquellen (Freunde mit Stirnlampen z.B.), welche den Sensor beleuchten, führen dazu dass die Nao stark dimmt.

Wer diesen Effekt nicht brauchen kann, hat die Möglichkeit, reactive lighting zu deaktivieren und den continuous mode zu verwenden. Das sind feste Leuchtstufen, die in den Profilen eingestellt wurden und konstant gehalten werden, ohne Einbindung des Lichtsensors. Ein Umschalten zwischen den beiden Betriebsarten erfolgt über ein ca. 3 sekündiges Halten des Schalters.

mein persönliches Fazit:
Ich verwende so gut wie nie eine Stirnlampe (warum eigentlich nicht?) und habe nur Erfahrungen mit Zebralight. Die Nao ist die erste echte Stirnlampe, mit der ich zu tun habe. Meine Erwartungen an das reactive lighting waren nicht hoch, ich habe an einer funktionellen Umsetzung stark gezweifelt. Dementsprechend groß war die Überraschung: Das Ding funktioniert! Die Automatik hat mich überzeugt, die maximale Helligkeit mit dem kombinierten Flut- und Spotlicht reicht mehr als aus. Durch den gezielten Einsatz von hohen Leuchtstufen bekommt man eine sehr gute Leuchtdauer. Die Nao trägt sich auch angenehm, das Gewicht ist mir nicht negativ aufgefallen. Ausprobiert wurde die Nao in folgenden Szenarien: kleine Arbeiten am PC, kochen, Arbeiten am Fahrzeug im Freien bei Dunkelheit, Spaziergang im Wald bei Nacht und Schnee. Sportlichen Aktivitäten oder ausgedehnten Touren im Freien habe ich mit der Nao nicht unternommen.
 
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