Verbrannter Stahl

Hagen1981

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Hiho, mir geistert mal wieder was in der Rübe rum...
ist es denn eigentlich nicht möglich einen verbrannten, teils angeschmolzenen Stahl durch falten und schmieden wieder zu homogenisieren? Mir ist bewusst, dass er Kohlenstoff veroren hat, wenn er erstmal Wunderkerze gespielt hat, aber an sich könnte man mit dem Eisen ja vielleicht dennoch was anfangen für Decklagen oder Griff-/Parierstücke
Ich frage nur deshalb, weil ja ein Tamahagane und auch ein europäisches Renneisen teils verbrannt und oxidiert und ebenfalls sehr grob, porös und inhomogen ist vor dem Falten.

LG
Basti
 
Huhu!

Ich denke dass jeder moderne Stahl, welcher verbrannt worden ist für immer verloren ist. Auch ist es kaum möglich daran witerzuschmieden, da der ausgeglühte Stahl unter dem Hammer zerfällt. Die angefressenen Enden von einem Teil wieder mit einzuschmieden halte ich für gefährlich, dadurch können Schwachstellen im Paket bzw Muster- und Härtestörungen auftreten.
Ich vermute jedoch dass ein Rennfeuerstahl am ehesten eine solche Prozedur überstehen kann. Fragt sich nur ob ein Schmied, der sein Eisen verbrennen lässt gut genug ist, um solch eine Reperatur durchzuführen:D

Gruß Dama
 
Moin,
ein 'verbrannter' niedrig legierter Stahl lässt sich mit Sicherheit 'reparieren'.
Allerdings könnte im extremsten Fall ein Niederschmelzen z.B. in einem Aristoteles-Ofen oder einer Evenstad-Esse notwendig sein.
Was dabei heraus kommt ist eine Art Luppe wie aus einem Rennofen, nur kompakter. Diese muss anschließend genauso raffiniert werden wie ein Rennstahl/-eisen.
Auch kann das Material während dieses Prozesses Kohlenstoff aufnehmen oder abgeben, zudem wird es zu Materialverlust kommen.
Wenn ich einen verbrannten Stahl 'nur' raffiniere (wiederholt mit sich selbst verschweiße) werde ich auch ein verwendbares Material erhalten, das dem Ausgangsmaterial aber ebenfalls nicht mehr gleicht. Wie der Einfluß auf die anderen Legierungselement ist, kann ich nicht sicher beurteilen, dazu müsste man halt mal Vorher/Nachher-Analysen machen. Wie gut und ob das ganze mit hochlegierten Stählen funktioniert kann ich ebenfalls nicht beurteilen, bezüglich niedrig legierter Stähle kann ich jedoch auf eigene Erfahrung zurück greifen.
Einen verbrannten Stahl nur durchzuschmieden und einer passenden Wärmebehandlung zu unterziehen dürfte nicht ausreichen, da allein schon der C-Gehalt stark inhomogen sein dürfte.

Gruß,
Timm
 
Hallo,

Das Verbrennen von Stahl sagt eigentlich schon alles: Es verbrennt nicht nur der Kohlenstoff, sondern der Stahl selbst! Du hast dann eigentlich keinen Stahl mehr, sondern Eisenoxid…

Was ich schon ein oder zweimal gemacht habe (die Profis schlagen vermutlich Hände und Beine über dem Kopf zusammen): Wenn ich sehe, dass der Stahl Funken sprüht, stecke ich ihn sofort wieder ins Schmiedefeuer und lasse ihn darin auf Schmiedetemperatur abkühlen. Dass das Gefüge danach katastrophal ist, muss ich wohl nicht extra erwähnen…

Gruß,
hobbit
 
Einen schönen Abend aus München,
wie Damascener schon geschrieben hat, ist das Verbrennen bei Rennfeuermaterial wohl eher "reparierbar" als bei modern erzeugtem Stahl.
Hierzu hat H. Denig in seinem Buch "Alte Schmiedekunst, Damaszenerstahl (Band 2) ab Seite 25 das Frischen von "krankem" Eisen, zur Verbrennung von überschüssigem Kohlenstoff und dem Ausschmelzen der Schlacke bzw. des Rohstahles, erwähnt. Ab Seite 46 beschreibt er div. Legierungen, unter anderen 1.3401 den er als kritisch bei der Erstschweißung einstuft. Seite 47 unten, ... Der hochlegierte Manganstahl neigt leicht zur Überhitzung, ..., und fällt dann bei der Schweißung grobkörnig auseinander. Empfehlen kann ich, trotzdem weiterzuschmieden, mit nachlassender Temperatur gibt es wieder Verbindung....
Einen Anspruch auf entsprechende Materialeigenschaften im Bereich Klinge wird man aber sicher knicken können. Der Gedanke es als Zierelement einzusetzen ist aber interessant, Poren oder übrig gebliebene "Schweißfehler sind sicher dekorativ, bleibt nur die Bearbeitbarkeit der entsprechenden Bereiche. Die auftretende Oxidbildung und die sonstigen Verbrennungsrückstände könnten hier der Teufel im Detail sein und eine spanende Bearbeitung durch Bohren und Feilen, etc. zu einem werkzeug- und zeitfressenden Unterfangen machen.
Ich wünsche euch auf alle Fälle das ihr möglichst wenig mit dieser Problematik konfrontiert werdet, d.h. eure Schmiedeunternehmungen von Erfolg gekrönt sind.
Stefan
 
Danke Leute, die Frage war auch nur hypotethisch zu betrachten... ich habe bislang noch nicht solche Menge an verbrannten Material hergestellt und wenn, dann war es meist Baustahl, den ich zu einem Stresstest herangezogen habe um mein neues Esseisen auf Belastbarkeit zu testen.
Mit um/überschmieden war übrigens durchaus auch Feuerschweissen, also Falten gemeint um das Material wieder zu homogenisieren. Übrigens hat Denig durchaus recht, wenn er sagt, dass es sehr dekorativ sein kann. Ich hatte mal ein kleines Paket im Feuer verloren, dass ich erst nach 10 Minuten (der Stickel war "abgefault") wieder gefunden habe (Luft habe ich gleich ausgemacht und abkühlen lassen). Das Paket war natürlich Oberfläschlich ziemlich angegriffen. Ich habe es dann gefaltet und mit Nickel verschweisst und es ergab sich ein sehr interessantes Muster aus lauter kleinen, schneckenförmigen Spiralen in Milimetergrösse :)
Nur hab ichs dann mit ner Schneidlage versucht, die dann irgendwie in dem Paket verschwunden ist und das entstandene Messer wollte daher nicht so härten, wie ich es wollte ;-) aber das Muster war richtig tollig, es hat im Licht sehr interessant geschillert.
 
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