Spyderco Junior, Review

Goldfinger

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Spyderco C150GP Junior


Technische Daten:
Länge geschlossen = 105mm
Klingenlänge = 81mm (gemessen auf der Linie zur Achse, gegen den Griff)
Gesamtlänge = 184mm
Griffstärke = 10,5mm
Klingenstärke = 2,90mm

Gewicht = 81g
Klingenstahl = VG-10
Verschluss = Compression Lock
Griffmaterial = G10


Preis = 206,70 Euro bei ACMA
Herstellerseite: Spyderco


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Seit fast einem Jahr ist das Messer erhältlich, aber im Forum hat es bisher keine Spuren hinterlassen. Ich konnte der breiten flachgeschliffenen Klinge nicht widerstehen und meine, es ist einer näheren Betrachtung wert.

Das Junior C150 ist nach dem Adventura C102 das 2te Messer des Rumänen Alexandru Diaconescu alias DiALEX, das Spyderco in Serie herstellt. Weitere Modelle finden sich auf seiner Homepage. Entworfen hat er es für seinen kleinen Sohn, wobei er besonderes Augenmerk auf sichere Handhabung gelegt hat, was sich im überdimensionierten Handschutz, der das Design prägt, widerspiegelt.


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Hergestellt wird es für Spyderco in Seki-City Japan und ist bislang nur in der hier vorgestellten Ausführung "schwarzes G10 mit glatter Leaf Klinge“ erhältlich.
Das erste Befingern verlief zufrieden stellend. Gut eingestellter Klingengang, spielfreier Lock und der Detentball hält die exakt zentrierte Klinge sicher im Griff. Die G10 Schalen sind umlaufend bündig und fühlen sich angenehm gerundet an, als wäre es schon längere Zeit in Gebrauch. Nirgends scharfen Kanten wo keine hingehören.

Unschön. Das Spyderhole liegt recht zu nah an der Achse, so dass man beim Öffnen mit dem Daumen am vorstehenden Guard schrammt...und 3mm mehr Klinge hätten auch noch in den Griff gepasst.:hmpf:


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Aus rein ästhetischen Gründen bin ich kein Freund des Compression Lock, weshalb das Junior mein erstes Messer mit diesem Verschluss ist. Bedingt durch die Konstruktion des Lock werden beide Platinen an ihrer schmalsten Stelle zusätzlich geschwächt. Es wäre übertrieben, das Messer als labil zu bezeichnen, aber es lässt sich durchaus etwas biegen. Ein Mid-Backlock wäre eleganter gewesen und hätte dem Griff mehr Stabilität verliehen. Jedoch ist die offene Bauweise bedeutend wartungsfreundlicher.

An der Zuverlässigkeit des Verschlusses habe ich keine Zweifel und den Spinewhacktest hat's auch bestanden. Einhändiges Schließen erfordert etwas Übung, speziell weil der Lock wirklich gegen die Griffschale gedrückt werden will bevor er die Klinge freigibt.

Anmerken möchte ich noch, dass ich beim Öffnen der Klinge schon ein paar Mal vom vorspringenden Liner in den Zeigefinger gezwickt wurde :)


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Die Daumenrampe auf dem Foto ist nicht verdreckt, sondern schlicht unsauber gearbeitet. (Wäre mir ohne Makroobjektiv wohl nie aufgefallen)


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Die Handlage ist für mich, Handschuhgröße 9 – 9 ½, nahezu ideal. Es liegt absolut sicher in der Hand. Durch den tief ausgeschnittenen Griff ergibt sich eine niedrig liegende Schneide, die vorteilhaft bei Küchenarbeiten auf dem Brett ist. Der Schwerpunkt liegt genau auf dem Zeigefinger und der Daumen kann massiven Druck auf die Schneide ausüben. Aber um dauerhaft ermüdungsfrei zu arbeiten ist mir der Griff im Bereich des Zeigefingers schon zu schmal. Auch im Reverse Grip liegt es gut in der Hand und das raue G10 rundet die Sache ab.
Die breite Klinge eignet sich wunderbar als Nutella-Spachtel, nur das Ablecken der Klinge sollte man sich dann verkneifen.


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Mit 184mm etwas kleiner als ein Tenacious (196mm), aber größer als ein Caly III (177mm)


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Die 2,9mm starke Klinge ist auf 0,55mm ausgeschliffen und hat einen Keilwinkel von etwa 4,5°. Auffällig ist die ungleichmäßig breite Schneidfase. Leider wurde beim Schärfen geschlampt, so dass der Schneidwinkel zwischen 30° und 48° variiert. D.h. beim ersten Nachschliff ist eine Korrektur auf durchgehend 30° angesagt. :mad:


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Die Konstruktion ist verschraubt und bevor jemand fragt, die Griffschrauben sind Torx 6, Achse und Clip haben Torx 8. Der stramme Drahtclip lässt sich rechts/links umsetzen.
Eine 4mm starke Achse mag für Navy Seals etc. ausreichen, aber für ein Kind, das event. keine Gelegenheit auslässt sein Messer irgendwo hinein zu rammen, hätte ich mindestens 8mm gewählt.
Gelagert ist die Klinge auf weißen Nylon Gleitscheiben. Zur Gewichtsersparnis wurden die Liner durch je 2 große Bohrungen skeletiert, was letztlich zu einem Gewicht von nur 81g führt.


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Fazit: Insgesamt ein gutes Gebrauchsmesser für eher kleinere Hände. Als Zweitmesser, neben einem Fixed, hat es gute Chancen mich auf einer Trekkingtour zu begleiten.


Andreas
 
Wow,
DAS nenne ich ein amtliches Review:super:, da hat sich jemand richtig Mühe gegeben!!
In der Tat gab es imho noch nichts über dieses Messer- umso größer die Freude über Dein Review.
Meinen Glückwunsch für die tolle Fotodokumentation- bitte mehr davon.

Namaste Excalibur
 
Sehr schöner und unverschämt gut bebildeter Review, auch von mir vielen Dank dafür!

Ich durfte das Junior auch schon mal ausgiebig befingern; die Handlage fand ich auch sehr gut, aber noch eben für meine 8,5er-Mädchenhände ausreichend.
Darüber hinaus wird's dann wohl knapp.
Was mir jedoch, wie üblich, überhaupt nicht gefallen hat, war der Compression-Lock. Diesen finde ich irgendwie fummelig und nicht besonders ergonomisch.
Der Compression-Lock und ich werden keine Freunde mehr fürs Leben, naja wenn's mal ein Para2 mit Titanschalen und Compressionframelock geben sollte, wird das wohl anders aussehen...

Greetz,
Marcus
 
Danke auch von mir für die Vorstellung, ich habe das Modell von der Ergonomie auch ganz nett gefunden. Aber mit dem Compression-lock bin ich schon früher nicht warm geworden, ich hatte schon mehrere und habe mir als Linkshänder permanent was vom Handballen eingeklemmt. Auch mit dem Compression-Framelock, das macht keinen Unterschied. Stabil, aber "Autsch".
 
Danke für das super Review :super:
Leider finde ich bei dem Messer (hier muss gesagt werden, dass ich kein Fan von Löchern in der Klinge bin) das Öffnungsloch extrem weit in der Klinge. Und hier habe ich eine Frage: Sind bei deinem "Nutella-Schmiertest" ca. 20gr Nutella in der Öffnungshilfe verschwunden? :D ;)

Cheers,
UglyKid
 
Servus,

das Design könnte polarisieren, finde ich schon sehr speziell. Die Präsentation selber ist eine Wucht, gekonnt gemacht!

Auch meinen Dank fürs Zeigen

Gruss, güNef
 
Und hier habe ich eine Frage: Sind bei deinem "Nutella-Schmiertest" ca. 20gr Nutella in der Öffnungshilfe verschwunden? :D ;)

NeinNein, so viel kann es eigentlich nicht sein.

Habe gerade eben die spezifische Dichte von Nutella bestimmt: 1,32 g/cm3

Mit Hilfe folgender Parameter:
DSh = Durchmesser des Spyderholes in mm
KS = Klingenstärke in mm
SDHc = spezifische Dichte der Haselnusscreme in g/mm3

ergibt sich folgende Formel für die Beaufschlagung mit Nutella (MHc = Masse der Haselnusscreme im Spyderhole):

DSh/2 x DSh/2 x Pi x KS x SDHc = MHc

und für das Junior:
6,5mm x 6,5mm x Pi x 3mm x 0,00132g/mm3 = 0,53g

Dies entspricht bei 20g aufgerundet 38 Nutellabroten; ich glaube nicht, dass der OP so einen ausführlichen Feldversuch durchgeführt hat. Hätte bei Selbstverzehr doch zu massiven Bauchschmerzen geführt.

Analoge Überlegungen lassen sich auch für andere Haselnusscremes wie Nutoka/Nusskati, Nusspli und Nudossi anstellen, wobei bei Nudossi aufgrund der durch den erhöhten Haselnussanteil verringerten Viskosität nicht von einer vollständigen Belegung des Spyderholes auszugehen ist.

BTW: Ferrero hat ein Einsehen mit unseren Jung-Fussballnationalspielern gehabt und dank ausgeklügelter Marketingstrategie den Nutella-Fluch besiegt. -->Link

Grüsse,
Marcus
 
Last edited:
Freut mich wenn es Euch gefällt.

Die Nutella/Spyderhole Problematik wird m.E. entscheidend von der Übung und den motorischen Fähigkeiten des Anwenders beeinflusst. Anfänger können sich aber behelfen, indem sie den Zeigefinger von der Rückseite der Klinge auf das Loch drücken. :D


Andreas
 
Na dann mal vielen herzlichen Dank für die ausführliche Darlegung, dass man mit dem Messer wirklich Nutella (oder andere Nusscremes) erfolgreich auf dem Brot verteilen kann :super::D Jetzt kann ich ja doch ein Fan von Löchern als Öffnungshilfe werden, da das der einzige Grund war, mich davon abzuhalten ;)
Nein, mal im Ernst. Das habe ich wirklich gedacht, dass es u.U. zu viel Fläche zum schmieren weg nimmt. Ansonsten finde ich die Positionierung schöner als bei so manch anderem Spyderco :super:
 
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