Das macht bald keinen Spaß mehr

Morty01

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Ich hoffe ihr könnt mir helfen. ich schmiede schon seit einem Jahr immer mal wieder Messer. Dabei sind schon 3 recht nette exemplare rausgekommen die scharf und hart geworden sind. jetzt versuche ich mich gerade an einem Kochmesser in einer Santokuform. Leider ist mir nun schon die 3. Klinge beim Härten kaputt gegangen. Die ersten beiden male habe ich weißen Papierstahl verwendet. Dieser wurde nur geschmiedet in Form geschliffen und dann ab zum härten.. naja ich weiß ich hab da ein paar Schritte weg gelassen wie normalisieren und Spannungsarm glühen.. Aber es ist so wie wenn man einem kind sagt der herd ist heiß. es fasst trotzdem hin :D Naja es kam wie es kommen muss jedes Messer hatte einen netten mindestens 1cm langen Riss in der Klinge und diese war fürn Arsch. Jetzt hab ich gedacht ich mach es mal wie beim backen udn halte mich an das Rezept. hab mir einen einfachen Stahl besorgt. C 75. Dieser wurde geschmiedet, dabei hab ich daraf geachtet das der Stahl nicht zu heiß wurde und immer im bereich zwischen hellorange bis Kirschrot geschmiedet, danach weichgeglüht. Danach hab ich ihn mit dem Bandschleifer bearbeitet. . Es hat zwar ab und zu kurz gezischt wen ich ihn zum kühlen ins Wasser gesteckt hatte, aber farblich verändert hat er sich nicht. Dann hab ich einen Mantel aus feuerfestem Mörtel druff gepackt und die Klinge vorne ca 1cm Durchmesser frei gelassen. Ich will nämlich nen schönen hamon haben. Dann ins Feuer gesteckt schön auf Temperatur gebracht bis er schön Hellrot war kurz am magnet getestet und dann (ja ich weiß das wird vermutlich der Fehler sein) ins warme Wasser... Es hat gezischt und ich konnte schön mitverfolgen wie die Klinge sich richtung Rücken biegt. Sah ser schön aus dann nach ein paar Sekunden Pleng.. nicht nur ein riss nein es waren 3! 2 hochkante Risse und ein langer Querverlaufender! Gut ich muss dazu sagen ich hab das Messer in den Topf mit Wasser gesteckt und dann als es drin war merkte ich erst das meine Handschuhe auch eine grenze haben was Temperatur angeht und dann habe ich die Zange aufgemacht und das Stück voll reinplumsen lassen. Könnte das der Fehler sein? oder generell der das ich in Wasser gehärtet habe? Muss ich nach dem bandschleifer nochmals Spannungsarmglühen? ich würde mich sehr über eure Hilfe freuen. Tut mir auch leid wenn mein Post so ewig lange ist aber ich hab versucht die Situation so gut wie möglich dar zu stellen.
Gruß matze
 
AW: Das macht bald keinen Spaß mehr :(

Moin,
stell dir vor, deine Härtung wäre gelungen. Nun überlege wie du es gemacht hast... :cool: ;)
Genau, wie du selbst geschrieben hast, liegt es sehr wahrscheinlich am Kühlmedium.
Nimm warmes Pflanzenöl und bewege die Klinge darin, dann wird (vermutlich) alles gut, sonstige WB voraus gesetzt.
Gruß,
Timm
 
AW: Das macht bald keinen Spaß mehr :(

das werde ich das nächste mal mit sicherheit auch machen.. ich hab mich nur etwas von den Japanischen Schmieden beeinflussen lassen die in Wasser abschrecken. Und an der Wärmebehandlung kann es eigentlich nicht liegen wie ich feststellen musste. Die 2 klingen vorher hatten alle große glänzende Kristalle in der Risskannte. Aber bei der c 75 Klinge war alles ein wunderschönes durchgehendes Grau ohne das man Kristalle mit bloßem Auge sehen konnte. Und genau so stelle ich mir eigentlich ein ideales Gefüge vor.
 
AW: Das macht bald keinen Spaß mehr :(

Zum Fall 1-

Was Du mit dem weißen Papierstahl gemacht hast, schreibst Du nicht. Hast Du ihn selbst gehärtet oder in die Härterei geschickt, falls letzteres, mit welchen Vorgaben ?.
Ohne Grundinformationen kann Dir zu diesem Thema niemand etwas Verbindliches sagen.

Zum Fall 2- C 75 gibt es immerhin ein paar Informationen.
Er wurde geschmiedet und die Beschreibung der Glühfarben hört sich so an, als sei das korrekt gelaufen.
Die Beschreibung des Härtevorgangs zeigt aber, daß einiges schiefgegangen ist.
Unterstellen wir mal, es war wirklich C 75 oder eben Stahl 1.1750.
Dieser Stahl enthält neben den 0,75 % C 0,25-0,50 % Si und 0,6 bis 0,8 % Mangan.
Das bedeutet, daß er, wie es im Stahlschlüssel und allen sonstigen einschlägigen Werken heißt, in Öl gehärtet werden muß.

Nebenbei- das ist bei so gut wie allen "Wasserhärtern" zu empfehlen, wenn es sich um so zierliche Dimensionen wie bei Messerklingen handelt.
Eine Ausnahme mag für ultrareine C-Stähle und/oder für wirkliche Fachleute nach entsprechender Vorbereitung des Stahls gelten.

Hier aber liegt ein ganz eindeutiger Härtefehler vor.
Neben der Abschreckung in Wasser scheint mir auch die Härtetemperatur fehlerhaft.
Schön hellrot hört sich für mich nach ca. 900 Grad an und damit nach eindeutiger Überhitzung.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Hi Morty, Kopf hoch das wird schon.

U. Gerfin hat ja die wichtigen Dinge bereits zusammengefasst.

Aber wenn du einen neuen Stahl ausprobierst und auch sonst noch nicht so viel Erfahrung hast, wieso probierst du es dann nicht erst ein-zwei mal ohne Hamon bis du den Dreh raus hast?

Gerade bei einem Gebrauchsmesser ist es ja auch gar nicht schlecht, wenn man es öfters schleifen kann, ohne nachärten zu müssen.

Zum Magnettest, das kam jetzt in deiner Beschreibung nicht so korrekt rüber:
Hier hat ja das das Werkstück Härtetemperatur, wenn der Magnet gerade nicht mehr greift, also solltest du es bereits öfters ausprobiert haben, solange er noch Greift.
Ansonsten kannst du bereits viel zu hoch liegen.

Zur Farbe möchte ich noch hinzufügen, es sieht für mich in relativ dunkler Umgebung auch bereits hellrot aus, wenn der Magnet nicht mehr greift und auch noch ein kleines Stückchen heller, wenn das Speisesalz beginnt zu schmelzen. Das kommt natürlich stark auf die Umgebung an, letztens hatte ich die Esse direkt in der Sonne und ich hab die ersten Farben kurz vorm Verbrennen gesehen.

Grüße,
Eisenbrenner

PS:du brauchst eine länger Zange
 
Last edited:
ok vielen vielen Dank für die schnellen und ausfürlichen Antworten. Ich werde in Zukunft nur noch in Öl härten und auch wegen der Glühfarbe werde ich es wohl Abends oder nachts machen damit ich diese besser einschätzen kann. Zu den ersten beiden versuchen noch diese habe ich selber gehärtet. Habe den Stahl vorher aber nicht wärmebehandelt. Das heißt einfach geschmiedet in Form geschliffen und dann sofort gehärtet... Das ich damit guten Stahl zerstört habe is mir mitlerweile leider klar.. Eine Frage habe ich aber noch. Wenn ich das Werkstück Weichgeglüht habe und es dann am bandschleifer bearbeite. kann es hier auch wieder zu spannungen kommen? sollte ich das Werkstück dann anschließend nochmal Spannungsarmglühen bevor es gehärtet wird?
 
Hi Morty01,
ich mache das Spannungsarmglühen immer nach dem Schleifen, bzw. direkt vor dem Härten. Ob es immer notwendig ist, wenn man sehr vorsichtig schleift, weiß ich nicht. Vorsichtshalber mache ich es und bin damit auf der sicheren Seite.
Ich nutze dann immer die Zeit während die Klinge im Ascheeimer langsam abkühlt damit, das Öl aufzuheizen und den Ofen für das Anlassen auf eine gleichmäßige Temperatur zu bringen.

Viel Glück

Jörg
 
Also das mit dem Speisesalz ist ein toller Trick fürs Härten, NaCl hat einen Schmelzpunkt von ca 800°C
(je nach Reinheit maximal 820°) und wäre damit wohl Narrensicher, wenn man es gut über die Klinge verteilt und das Messer aus dem Feuer/Ofen nimmt, wenn es gleichmässig geschmolzen ist (nur net zu lange laufen lassen *g*)

800-830°C verträgt eigentlich so ziemlich jeder Stahl als Härtetemperatur wunderbar (auch wenn XChrombomen und ein paar Hochgekohlte bei 950°-1050° bzw. ab 780° gehärtet werden müssen, ist die Temperatur laut Stahlschlüssel und damit nach Norm optimal für die meisten unserer Stähle :-D )
*bin begeistert*


LG
Basti


Wär das nicht was fürs WB-Tutorial?
 
Und immer mit dem Klingenrücken voran ins Öl tauchen!Dann verzieht die Klinge sich nicht ganz so schnell, da zuerst die stabilste Stelle der Klinge mit dem Kühlmedium in Kontakt kommt:)

Higonokami
 
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