CNPL-Folder von Schmiedeglut & K-Nives

lacis

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Das Messer wurde hier bereits vorgestellt, wegen des Ratespiels habe ich mich aber nicht ans Ende gehangen, sondern war so frei, einen neuen Thread zu eröffnen. Allgemeine Informationen zur Kooperation von Schmiedeglut & K-Nives bei diesem Modell gibt es hier. Doch nun zum Bericht:

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Als Nandger Franck von Schmiedeglut und Nils Kohring von K-Nives ihr Kooperationsmodell CNPL im Messerforum vorstellten, war ich von der Optik und der offensichtlichen EDC-Tauglichkeit sofort angetan. Für diesen Bericht hat mit Nils ein Exemplar zur Ansicht geschickt.

Zunächst die technischen Daten:
  • Stahl: 1.2519
  • Griff: stabilisierter Kamelknochen / Titan
  • Gesamtlänge: ca. 190 mm
  • Klingenlänge: ca. 81mm / 71 mm (ab Griffschalen bzw. ab Ricasso)
  • Klingenstärke: ca. 3,1 mm
  • Griffstärke: ca. 20mm

Diese Maße versprachen zusammen mit der Griffform ein sehr alltagstaugliches Taschenmesser. Diese Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Wie die Fotos vielleicht erahnen lassen, liegt das Messer sicher und komfortabel in der Hand.

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Die Zeigefingermulde bietet klare Orientierung, alle übrigen Finger meiner vergleichsweise großen Hand finden ebenfalls bequem Platz. Der Griff liegt schön satt in der Hand, was insbesondere beim längeren Arbeiten mit größerem Krafteinsatz das Druckgefühl in der Handfläche vermindern sollte. Ich persönlich würde dennoch flachere Griffschalen bevorzugen, damit das Messer komfortabler zu tragen ist. Hier sind die Geschmäcker aber unterschiedlich.

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Die Klingenform ist ebenso bekannt, wie bewährt. Der Klingenschiff mit der Fehlschärfe gibt dem Messer aber eine individuelle Note und eine dynamischere Optik. Die Klingendimensionen sind sehr alltagstauglich. Das bezieht sich sowohl auf Klingenstärke als auch auf die Klingenlänge, die beide meinen persönlichen Präferenzen entsprechen.

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Zu dem ist das Messer sehr dünn ausgeschliffen. Mit meinen bescheidenen Mitteln habe ich 0,2 mm Klingenstärke direkt über der Schneidfase im vorderen Bereich und 0,4 mm im hinteren Bereich messen können. Diese Verteilung macht Sinn, wenn man sich überlegt, wo üblicherweise mehr Kraft beim Schneiden aufgewendet wird. Mein Testexemplar wurde sehr gut abgezogen, so dass Rasur- und Schnitttests mit Papier viel Spaß bereiten.

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Das Messer ist als „Zweihänder“ konzipiert, so dass es keinerlei Führungsbeschränkungen unterliegt. Ich persönlich finde einhändiges Öffnen immer noch wesentlich praktischer, habe mich aber damit abgefunden, dass die Gesetzeslage andere Modelle befördert. Auf einen Nagelhau – der nach meinem Empfinden nur zu ganz klassischen Taschenmessern passt – wurde hier verzichtet. Da der Klingenrücken weit genug aus dem Griff ragt, ist das Öffnen dennoch kein Problem.

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Die Klinge rastet in der geöffneten Position sauber und spielfrei ein. Allerdings fehlt mir hier das vernehmbare Klacken der Feder (es soll ja Sounddesigner geben, die das Öffnengeräusch von Bierflaschen oder das Zuschlaggeräusch von Autotüren optimieren). Diese schiebt sich geradeso hinter die Klingenwurzel. Ich habe keine Spinewack-Tests gemacht, wahrscheinlich wird der Lock halten. Aber für meinen persönlichen Geschmack könnte die Feder deutlicher hinter der Klinge stehen.

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Nils Kohring hat mir das so erklärt: Er hatte schon eine Reihe von amerikanischen Custom-Foldern zur Reparatur in der Werkstatt, bei denen der Liner durchschlug. Seit dem ist er in diesem Bereich eher vorsichtig und stellt die Feder so ein, dass die Verriegelung geradeso klappt. Wenn dem Kunden das nicht gefällt, kann er den Liner immer noch nachbearbeiten. Andersherum ist das nicht möglich. Ich wäre so ein Fall, bei dem das nötig wäre.

Das Lösen der Feder gestaltet sich etwas hakelig, weil sie a) wahrscheinlich noch nicht „eingelaufen“ und b) mit dem Daumen nicht so gut erreichbar ist. Hier gibt es (mindestens) drei Varianten:
  1. Aussparung für den Daumen auf dem gegenüberliegenden Liner (führt leider zu unsymmetrischen Griffschalen)
  2. Ein Teil der Feder ragt etwas aus den Griffschalen hervor (wird oft bei eingelegten Federn gemacht)
  3. Die Innenseite der Feder wird mit einer kleinen Mulde/Fase für den Daumen versehen.

Wahrscheinlich würde drittens schon ausreichen, um den Komfort beim Schließen zu erhöhen. Dafür rastet der Detendball beim Schließen der Klinge sehr sauber und angenehm „saugend“ ein. Das gibt ein gutes Gefühl wegen der handwerklich sauberen Arbeit und ein sicheres Gefühl für die Hosentasche.

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Das Messer wurde auch insgesamt sehr sauber gearbeitet. Die Klinge läuft gut und liegt zentriert zwischen den Platinen, die Griffschalen wurden gut angepasst und in Form gebracht. Die Klinge hat Nils in Längsrichtung satiniert, für mich immer noch eins der schönsten Finishs bei Handmades. Gut gemacht, würde ich sie persönlich einer Spiegelpolitur vorziehen.

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Ich hoffe, man erkennt auf den Fotos, dass diese hier schon ziemlich gut ausschaut. Bei ungünstigem Licht und je nach Blickwinkel findet man aber einige kleine Stelle die man mit mehr Geduld oder besserem Licht in der Werkstatt noch perfekter hinbekommen kann. Alternativ würde dem Messer für den tagtäglichen Einsatz bei 1.2519 Knochenschalen auch ein Acid-Finish sehr gut stehen.

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Während die sauber gemachte Anodisierung des Titans farblich gut zum Griffmaterial passt, bin ich beim Backspacer hin und her gerissen. Einerseits lockert ein anderes Material das Bild ein bisschen auf, andererseits bin ich mit mir noch nicht im Reinen, ob das farblich harmoniert.

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Abschließend bleibt festzuhalten, dass sich die Erwartungen voll erfüllt haben, die ich nach den ersten Bildern an das Messer hatte. Das CNPL ist ein handliches Klappmesser, mit hoher Alltagstauglichkeit, sehr guter Handlage und schneidfreudiger Klinge. Ich bin gespannt, wie unterschiedlich die 11 Exemplare der Reihe ausfallen werden. Vielleicht wird eines davon meins, das hier wird in Reiskirchen/Alten Buseck auf Nils Tisch liegen.
 
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