Edelstahl Löten

Günther

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Ich hab mir bei Wolf Borger Lötzinn und Flussmittel für rostfreien Stahl gekauft.
Jetzt hab ich heute versucht einen Handschutz aus V2A auf eine Klinge aus SB1 von Jürgen Schanz zu löten.

Die betonung liegt auf "versucht", denn mehr ist daraus nicht geworden. Das Lötzinn perlt einfach ab.

Verspricht Herr Borger da einfach zu viel, ich hab noch nie rostfreien Stahl gelötet, er verkauft das Zeug aber extra für diesen Zweck.

Warum funktioniert das nicht, hat jemand Erfahrung mit dem Zeug von Broger?

Und ja, ich kann löten, ich verlöte alle meine Zwingen aber eben alles "rostend".
 
Du hast es mit Sicherheit, aber ich frag trotzdem:

Vorher entfettet? und die Lötstellen angeschliffen?
 
Hallo Günther
Ich würde Dir raten Handschutz so perfekt wie möglich anzupassen.
Man kann noch „japanische Stilrichtung“ auswählen (egal, wie das Heft angepasst, die Hauptsache die Klinge ist scharf).

Man kann auch noch die Zwischenräume mit Kleber dicht machen- dann sieht ein Messer wie „ein richtiger Arbeiter ohne Schnickschnack““.

ALLE Messer, die ich gesehen habe (wo Fingerschutz gelötet wurde) waren entweder nicht „wasserdicht“ oder lassen sich die gelöteten Stellen doch gut sehen.

Ps: alles IMHO
 
Moin,

mit Weichlöten von Edelstahl hab ich keine Erfahrung, kann aber vom Hartlöten mit Silberlot berichten, daß das eine ziemlich nervige Angelegenheit ist.
Im Gegensatz zu Edel- und Buntmetallen hat man keine Chance, nochmal nachzulöten, wenn das Lot nicht komplett durchfließt. Sobald einmal eine (leichte) Zunderschicht da ist, kommt das Flußmittel nicht mehr dagegen an und man kanns alles nochmal neu versäubern und von Vorne anfangen.

Fazit: alles obersupersauber vorbereiten, d.h. eine gute Passung ist wichtig, blank machen & sorgfältig Entfetten (am besten sogar das Lot) und ohne Zögern Löten; längeres Rumeiern führt zu nix.

Grüße,
Gunther
 
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AW: Edelstahl Löten, geht fast immer

>>Ich hab mir bei Wolf Borger Lötzinn und Flussmittel für rostfreien Stahl gekauft......<<

Das macht der ja auch nicht selbst, sondern verkauft es nur mit ordentlichem Aufschlag...

>>Jetzt hab ich heute versucht einen Handschutz aus V2A auf eine Klinge aus SB1 von Jürgen Schanz zu löten. Die betonung liegt auf "versucht", denn mehr ist daraus nicht geworden. Das Lötzinn perlt einfach ab.<<

Der 1.4301 lötet mit dem richtigen Flußmittel einwandfrei, allerdings braucht man wesentlich höhere Temperaturen als beim unlegierten Stahl. Ich empfehle löten mit der Propangasflamme, direkt!

mehr:
http://www.edelstahl-rostfrei.de/schriften.asp
und hier
http://www.edelstahl-rostfrei.de/schrift.asp?sid=68&q=&backurl=schriften
 
Ich hab vorher Sandgestrahlt und entfettet, dann mit der Lötlampe, wie immer. Es ist ausdrücklich Weichlot, also an der Temperatur kann es nicht liegen.

Sauer bin ich, weil ich das Zeug extra aus Deutschland bestellt habe und der Versand da immer happig ist.

Ich fühle mich beschissen, ich kann das Zeug nicht weiterempfehlen, Finger weg.
 
Ich habe diese Utensilien von Borger auch schon bestellt. Und ich muss sagen, es funktioniert einwandfrei, wenn auch etwas anders als gewohnt. Auch ich musste Lehrgeld bezahlen.
Der Edelstahl (In meinem Fall 18/10 an einer Spüle) muss 1.000% fettfrei und am besten mit Korn 1000 angeschliffen sein. Zum Schleifen schon das Flussmittel verwenden. Dann werden die Flächen mit einem elektrischen Lötkolben und einer frisch verzinnten Spitze komplett aber dünn verzinnt. Nun wird alles passend zusammengefügt und mit der Flamme langsam erwärmt bis überall das Lot aus dem Spalt austritt. Überschüssiges Lot mit einem feuchten Baumwolllappen entfernen und die Naht nach dem Abkühlen versäubern. VOILA. Fertig.
Wie überall gilt auch hier: Gewusst wie und Übung macht den Meister.
Daher nicht sofort über das Material schimpfen - daran liegt es meist nicht.
 
@ Günther
Da ich beruflich gerne und viel gelötet habe, kann ich folgende Hinweisegeben:
Durch das Sandstrahlen entsteht eine sehr rauhe Oberfläche, die von Flussmitteln jeder Art nur ungern benetzt wird. Bis das Flussmittel dünn genug geworden ist die Teile zu benetzen, sind die Oberflächen möglicherweise schon oxidiert.
Des Weiteren hinterlässt das Strahlen nicht immer eine reine Oberfläche, da sich Bestandteile des Strahlmittels mit dem Werkstück verbinden können.
Beim Auftreffen des Strahlmittel werden große Energien frei, erkennbar zB. an den Funken beim Stahl Strahlen, und diese Energien können ausreichen, um eine chemische Reaktion zw. Werkstück und Strahlgut entstehen zu lassen, welche eine Lötung behindern könnte.
Es wird zwar oft empfohlen zu lötende Werkstücke zu Strahlen, zwecks Oberflächenvergrößerung und somit verbesserter Diffusion des Lotes, aber meine bisherige Erfahrung zeigte, dass glatte, fast polierte Oberflächen das Lot besser "schießen" lassen.
mfG. Hartzahn
 
Auch bei Weichlot ist die Temperatur ein Faktor....

Ich hab vorher Sandgestrahlt und entfettet, dann mit der Lötlampe, wie immer. Es ist ausdrücklich Weichlot, also an der Temperatur kann es nicht liegen.

Hallo Günther,
das Flußmittel benötigt eine viel höhere Temperatur um die Oxidschicht des Edelstahls zu lösen. Ich selbst benutze ein Lötwasser (noch aus den 1960er Jahren, vom Opa) um Eisen oder Edelstahl zu verlöten. Beim Edelstahl ist mir aufgefallen, dass ich viel länger und auch stärker erwärmen muss, bevor das Lot benetzt. Das Flußmittel wird dann schon schwarz. Manchmal muß ich in der Hitze auch etwas Flußmittel nachlegen. Bei den relevanten Temperaturen spielt Fett keine wirkliche Rolle mehr. Von Sandstrahlen kann ich nur abraten. Falls sich kleinste Reste des Strahlguts (mineralisch, oder?) im zähen Gefüge des Edelstahls festsetzen, benetzt das nie wieder.
 
AW: Auch bei Weichlot ist die Temperatur ein Faktor....

Bei den relevanten Temperaturen spielt Fett keine wirkliche Rolle mehr.

Auch wenn das einleuchtend klingt - ich habe in der Praxis gegenteilige Erfahrungen gemacht - selbst beim Hartlöten (ca. 600 - 850 °C).

Grüße,

Gunther
 
Hallo Günther,

das Edelstahllötzinn von Wolf Borger funktioniert einwandfrei, es kommt nur auf das richtige Lötwasser an. Für Edelstahl verwende ich Staybright. Ist zwar schon uralt, funktioniert aber einwandfrei.


Schöne Grüße, David
 
Hier mal ein paar relevante Daten zum Lot und Flußmittel:
Zum Löten von Stahl und Edelstahl

Lötöl „ST“
DIN EN 29454-1, 3.2.2.A

Beschreibung

Flussmittel zum Weichlöten von Stahl und Edelstahl, Kupfer und Kupferlegierungen
auf Basis von Zinkchlorid und Ammoniumchlorid, in wässriger Lösung bei
Vorhandensein von freier Salzsäure. Besonders geeignet zum Weichlöten von
niedrigschmelzenden Sonderweichloten auf Bismut- und Indiumbasis.



Eigenschaften

Zustand : flüssig
Dichte : 1,8 g / cm³
Farbe : wasserklar
PH – Wert : 1
Das Flussmittel ist bereits bei Löttemperaturen ab ca. 50°C aktiv!


Waschen

Die Flussmittelrückstände sind korrosiv und müssen sorgfältig mit warmem Wasser
abgewaschen werden (evtl. Neutralisation, Ultraschall).

___________________________________________

Bleifreies Lot für Tauch- und Selektivlötanlagen

S-Sn97Cu3
nach DIN EN 29453

Art.-Nr.: 1497....


Anwendung

Bleifreie Lötungen in Tauch- und Selektivlötanlagen. Auch für den Einsatz im Kupferrohr-installationsbereich für Trinkwasser-, Kälte- und Klimatechnik geeignet.


Eigenschaften

Die hohe Schmelztemperatur dieses Lotes gewährleistet eine hohe Dauereinsatztemperatur bis zu 150°C (Trinkwasserinstallation 110°C)! Die empfohlene Löttemperatur liegt, abhängig vom Lötprozess, zwischen 270°C und 450°C.

Legierung S-Sn97Cu3
Schmelztemperatur in °C 230 – 250 °C
Dichte in g/cm³ 7,3
Zugfestigkeit in N/mm² 40
Oberflächenspannung in mN/m (270°C) 540

________________________________________________

Die Vorgehensweise von Novum64 ist richtig. Beide Flächen erst verzinnen, denn dann hat man noch Kontrolle, ob alles benetzt ist. Dann abwischen und Teile zusammenfügen. Da die Teile nun benetzt sind, d.h die Oberfläche mit Lötmittel anlegiert ist, kann das Lot auch gut fließen.

Aber Vorsicht: in den Lötstellen können sich Minimalmengen Flußmittel erhalten, die sich später einen Weg nach außen schaffen und selbst rostfreie Klingen anätzen. Diese Punkte und Flecken bekommt man nicht mehr weg und sie können u.U. erst nach langer Zeit auftreten.

Ich empfehle daher, das verlötete Teil in Wasser auszukochen. Das könnte die Lotmittelreste austreiben.

@ Günter: wenn du Probleme mit (meinen) Produkten hast, kannst du dich beruhigt zuerst mal an mich bzw. an den Verkäufer wenden. Die sollten eigentlich am besten helfen können.

Wolf Borger
 
Hartzahn hat meines Erachtens den entscheidenden Hinweis gegeben.

Sand oder Glasperlstrahlen ist gut für Klebungen, aber für jegliche Lötungen sehr sehr schlecht.
Nicht mal hartlöten lassen sich gestrahlte Teile noch ordentlich.
Für eine Weichlötung ist es ein absolutes Don't:teuflisch

Edelstahl Weichlöten ist immer mit erhöhtem Aufwand an Sauberkeit verbunden, funktioniert aber dann absolut tadellos.
In der Cryotechnik werden damit tieftemperaturbeständige Verbindungen gelötet, die so dicht sind dass man die Heliumatome einzeln zählen kann die da noch durchfliegen.

Bleifreie Lote sind für industrielle Produktion inzwischen vorgeschrieben.
Die Altvorderen wussten allerdings schon, warum sie früher Blei beimischten.
Es fließt einfach besser.
 
Ehrlich gesagt wundert mich etwas, dass mit dem "Lötöl ST" ein Lötwasser auf Zinkchlorid / Salzsäurebasis empfohlen wird. Ich hatte in Erinnerung, dass beides ein "no-no" für Edelstahllweichlötungen ist. Ein auf Orthophosphorsäure basierendes Flußmittel sollte deutlich besser sein und ist vor allem auch bei weitem nicht so aggresiv. Ich habe damit auch gute Erfahrungen gemacht, allerdings nicht an Messern.

hier nochmal ein Auszug der Seite http://www.euro-inox.org/htm/p_5_DE.html

2.7 Löten von Edelstahl Rostfrei
Im Klempner- und Dachdeckerhandwerk bestehen oft Fragen bezüglich der Lötbarkeit nichtrostender Stähle. Dabei sind die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten für das Löten von Edelstahl Rostfrei leicht und schnell zu erwerben. Der zentrale Punkt für die Ergebnisqualität ist der Einsatz geeigneter Flussmittel. Produkte auf der Basis von Orthophosphorsäure führen zu ausgezeichneten Ergebnissen. Flussmittel, die auf chloridhaltiger Basis aufgebaut sind, dürfen nicht eingesetzt werden. In jedem Fall müssen nach dem Löten Flussmittelreste gründlich abgespült werden. Flussmittel, die für andere Bedachungsmetalle vorgesehen sind, z.B. für Kupfer oder Zink, sind für nichtrostenden Stahl ungeeignet. Salzsäurehaltige Produkte sind auf jeden Fall zu vermeiden. Als Lote können eingesetzt werden:
• 30 % iges Zinn-Blei-Lot mit Schmelztemperaturen zwischen 215 und 250 °C,
• hochreines Zinn mit einen Schmelzpunkt von 230 °C (optischer Aspekt).

viele Grüße, Jan.
 
Hallo Günther!

Das ist so ne Sache mit dem Edelstahl. Ich persönlich verwende ein eigenes Edelstahlflussmittel (Chemet A-014 oder Kastolin). Das wichtigste ist NICHT aufzurauhen (wie bereits beschrieben) und die beiden Teile VOR dem Fügen zu verzinnen. Ich mach das mit einem Flussmittelgetränkten Lappen (Baumwolle) und trage dabei sehr viel Lötzinn auf die Teile auf. Auch wenn es perlt. Wenn Du mit dem Lappen dann über die gewärmten Edelstahlteile fährst hast Du eine super Zinnschicht darauf. (Das überschüssige Lot ist natürlich weg). Jetzt die Teile nochmals einstreichen (Flussmittel und auch das Lötzinn) zusammenfügen, anheizen und wieder etwas Lötzinn dazu und das "schiesst" super. Die Flussmittelreste mit Aceton und warmen Wasser entfernen. evtl mit Seifenlauge neutralisieren.

Gruß
WSIGN
 
@ Wolf:

Sorry, hab mich unpassend ausgedrückt, natürlich hätte ich mich an dich wenden sollen.
Ich war einfach sauer, weil ich viel Arbeit rein gesteckt hab und Termingerecht liefern muss.

Ein Hinweis neben oder am Produkt, wie aufwändig das Ganze ist, hätte das alles vermieden. Wie gesagt, hab ich erfahrung mit "normalen" Lötungen, daher hab ich das Produkt gekauft, was ich sonst gelassen hätte.

@ alle:

Danke für Eure Hilfe und die vielen Tips.

Wieder eine Erfahrung reicher.
 
Hallo, hab das Material auch und bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich habe sowohl jap. Damaststeel als auch Damast aus C-Stahl mit Messingparierstücken verlötet. Einwandfrei, nachdem ich mich erst gewundert habe wie viel Wärme das Zeug braucht, lief es sprichwörtlich wie geschmiert. Ich habe die entfettete Klinge bis 2mm vors Parierstück in Wasser getaucht, den Spalt vorsichtig mit dem Lötwasser benetzt und dann mit der Lötlampe den Erl und das Messing erwärmt. -Saubere Lötung in einem Anlauf- Zu sehen in der Galerie bei Uwes div.
Gruß
Uwe
 
Hab mich an einem Schöpfer (deutsch: Schöpfkelle) versucht bei dem sich die Punktschweißstellen zwischen Stiel und Kugelkalotte - oder wie man das runde Ding sonst nennen will - gelöst hatten:

Die zu lötenden Stellen mit normaler Feile, Schleifstein und Sandpapier so angeschliffen daß die alte Oberfläche entfernt wurde und überall das "gesunde" Inox zu sehen war.

"Supersan FIT 4000" mit einem Wattestäbchen aufgetragen. Das ist eine in Österreich sehr sehr übliche Weichlötpaste für Sanitärlötungen an Kupferwasserrohren. Hornbach Österreich hats, Hersteller Metallwerk Möllersdorf. Das Zeug enthält 60% Zinnstaub (97%Sn, 3%Cu).

Nochmals ein wenig mit Sandpapier verrieben, mit Lötlampe erhitzt. Die Paste schmilzt, verrinnt, beginnt zu kochen und sobald alles trocken ist zeigen sich kleinste Zinnkügelchen. Etwas Sanitär-Weichlot Sn 97% Cu 3% draufgedrückt, erkalten lassen, sauberwischen. Reste der Lötpaste sind wasserlöslich. Alles ganz genau wie beim Kupferrohrlöten!

Zweites Teil genauso behandelt, Teile zusammengefügt, erwärmt, erkalten lassen.

Lötstelle ist bombenfest. Bin selbst völlig erstaunt!!
 
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