Klingenverzug - was tun?

Silverperson

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Meine Frage:
ich habe neulich auf einem Antik-Flohmarkt ein altes Kochmesser, dessen Klinge verzogen ist, gekauft.
Näheres:
27cm Klinge aus Carbon, Herkunft wahrscheinlich England ca. 1950, handgeschmiedet; die Klinge ist japanisch v-förmig geschliffen, aber typisch europäische Form/Machart, Teakholzgriff; am Rücken misst man am Kropf 5mm, dann 3mm bis hin zu 1mm an Spitze; die Klinge ist am Kropf 53mm breit und verjüngt sich dann nach vorne wie ein Gyuto;wenn man hochkant über den Rücken peilt, sieht man eine Biegung nach links, die nach ca. 40% der Länge beginnt und zur Spitze 5mm Verzug ausmacht.
Frage:
wie kann ich mit einfachen Mitteln, ohne Werkstattausrüstung, diesen Verzug weg bekommen? Zurecht biegen.:irre:..ääääh, oder was?
Ich weiss schon, das Carbon leicht bricht, aber...

Wer hat da eine Ahnung von?
Gruss und danke schon mal#

(Fotos kann ich hier -noch - nicht reinstellen:confused:)
 
per hammer richten.
auf die hohle seite "schlagen" dann streckt sich das material auseinander...
 
Ehrlich gesagt... wenn es Dir den Aufwand wirklich Wert ist, dann würde ich es am ehesten an einen Forumsschmied schicken und dort mit der entsprechenden Erfahrung richten lassen.
Mit Hobbyausrüstung und als Beginner hätte ich eher Angst, da was zu versemmeln.

mfg
Tct II
 
Thanks Jürgen, nach einer Minute:glgl:..
Also, wenn ich über den Rücken zur Spitze schaue und es ist nach LINKS verzogen, wo klopp ich dann drauf? Und wie, ohne das es Hammerschläge auf dem Blatt gibt?
 
am besten legst du noch ein Handtuch darauf damit es keine macken gibt. :super. Ich glaube Jürgen meint das Messer so auf den Boden legen das der Buckel nach oben zeigt.

Gruß Pflaume ;)
 
@Tomcat
Forumsmitglied suchen? Das habe ich hier in Südhessen schon mehrmals vergeblich versucht! Ich meine Einen, der mal Reperaturen und Politur machen könnte-- vergeblich. Da gibts's manchmal nicht mal ne Antwort (wie etwa "Torsten" aus Bad Vilbel oder Andy Haas:mad:), und solche Anfragen scheinen so beliebt zu sein wie Hausierer zu empfangen. Macht keinen Spass sowas.
 
Kurz mal was eingeworfen:
Der Hörr Schanz hat geschriebennnn, er soll auf die HOHLE Seite schlagen!! Der Effekt soll sein, daß sich das Material auf dieser Seite streckt und durch die Ausdehnung das Messer gerade gebogen wird. Also eben nicht mit der Wölbung nach oben legen, auch wenn man zunächst darauf kommen könnte....

Ich hoffe ich hab das richtig verstanden, sonst wird der Herr Schanz mirt sicher gleich eine Belehrung angedeihen lassen...- was nicht schlimm wäre, da ich immer gerne dazulerne!!!!:steirer:
 
Wenn dir der Hammer zu unsicher ist, würde ich die Klinge mit der Wölbung noch oben auf eine ebene Fläche legen. Ab der Stelle, an der die Biegung beginnt würde ich einen dünnen Streifen (erst mal 1-2 mm) Pappe, Holz oder ähliches unterlegen und die Spitze auf einem ebensolchen Stück satt aufliegen lassen, ein Stück Holz oben auf den Buckel und einfach mal bis auf die ebene Fläche drücken (per Hand oder auch per Schraubzwinge). Nachschauen. Zur Not, stärkere Unterlagen nehmen und von vorne.

Gruß
 
Hallo,

bevor das Messer noch dahinscheidet.....
Wie Jürgen schon geschrieben hat, muss man mit der Finne des Hammers auf die konkave, sprich nach innen gewölbte Seite der Klinge schlagen.
Die Unterlage sollte hierzu keinesfalls weich sein. Am besten wäre eine kleine Richtplatte aus Stahl. Durch die Kleinen Dellen die der Hammer verursacht wird das Material seitlich verdrängt, was eine Streckung bewirkt. Die Klinge wird gerade. Die Dellen muss man hier in kauf nehmen und nachher verschleifen.
Man kann auch versuchen zu biegen, ohne zu wissen wie hart die Klinge ist, würde ich das aber nicht riskieren.


mfg
Ulrik
 
am besten legst du noch ein Handtuch darauf damit es keine macken gibt. :super. Ich glaube Jürgen meint das Messer so auf den Boden legen das der Buckel nach oben zeigt.
Falsche Seite. Auf die konkave Seite kloppen. Ein Handtuch ist da auch eher hinderlich. Macken wird es a leider auch geben.

Oder einfach biegen, aber dann könnte es brechen, falls es zu sehr gehärtet wurde.
 
Vorsicht!
Das mit dem Hammer richten ist etwas für Fortgeschrittene!
Vor allem kommt es auf den Hammer an.

Auch wenn der Jürgen ein echter Profi ist, so will ich doch ausnahmsweise seine Aussage einschränken (natürlich nur meine Meinung).

Wir richten mit einem Hammer mit relativ spitzer Finne "auf Zug" - in sofern stimmt die Aussage. Hier wird gezielt die Aussenbahn der konkaven Seite gestreckt. Man legt also die Klinge wie ein U auf den Amboß.

Ich bevorzuge allerdings einen Hammer mit breiter, balliger Finne. Damit wird eher gedrückt. Das heißt ich lege die Klinge mit der konvexen Seite nach oben und klopfe den Buckel runter.

Wenn man es kann, dann gilt: lieber ein kräftiger Schlag als 5 schwache. :D

Und ja, die Erfolgschance ist ungefähr 70% (braucht jemand zerbrochene Klingen? - ich hätte welche):rolleyes:
(Wenn man 35cm Damasteel-Klingen mit 1,5mm Stärke härtet, dann is immer a Bisserl Schwund)

Alternativ empfiehlt sich das Flammrichten, das ist bei Monostahl in der Regel mit mehr Erfolg verbunden.

@Silverperson: Wenn Du mir ein paar Fotos per Mail schickst, dann kann ich Dir zumindest einen Tip geben, ob es hinhauen könnte (und sie ev. hier reinstellen).


Grüße aus dem Schwabenland

Gerhard
 
@gizmo,
danke. - so hab ich das gemeint..

@gehawe,
also wenn du was von 70% schreibst, dann würd ich ne andere methode wählen :D
"Wir richten mit einem Hammer mit relativ spitzer Finne "auf Zug"" - sollte das nicht "druck" sein?????? man dehnt ja und zieht nicht??..
oder bin ich nu ganz daneben....

mit deiner methode richte ich z.b. auch kochmesser - aber dann trotzdem nicht auf den hohlraum klopfen sondern mit unterlage. dazu verwende ich dann die hammerbahn.

kommste vorbei, dann machen wir nen richtkurs ;-)

bei den letzten 500klingen ist da keine gerissen...
 
Wenn man keine Erfahrung im Umgang mit einem Hammer hat,
finde ich es angebrachter, es mit biegen zu probieren.
Das Messer wird ja wohl auch durch biegen so krumm geworden sein.

Mit Gefühl und sachte beginnend über eine nicht zu harte Kante biegen, z.B. Tischkante.
Den Druck/Biegeradius von mal zu mal nur langsam steigern und immer wieder nachschauen,
ob die Krümmung sich zurück biegen lassen will.

Das ist für einen Nicht-Metalhandwerker IMO eher weniger gefährlich für das Messer als der Einsatz eines ungewohnten oder ungeeigneten Hammers.
Klar, ohne Gewähr; kann auch schief gehen, hämmern aber erst recht...
Hab ich auch schon hin bekommen bei einem 3-lagigen 24 cm Japaner.
 
Hallo Jürgen,

Meine Grundaussage war: Jemand, der das noch nicht gemacht hat, der lässt besser die Finger vom Hammer!:steirer:

Zu den 70%: Gott sei Dank muß ich nicht davon leben. Aber da ich versuche, Damasteel auf über 65HRC zu bekommen und das bei einer möglichst dünnen Klingengeometrie, ist das Ganze etwas riskant. Flammrichten scheidet bei Mehrlagen-Klingen eher aus, da sonst die Zeichnung leidet. Und eine 63HRC-Fillettierklinge im Millimeterbereich kannst Du biegen, bis Du schwarz wirst (oder schwarz-silber).

Und ich meine tatsächlich ziehen, denn Du ziehst das Material ja zu Dir her. Ist aber wie alles im Leben wohl eine Frage des Standpunktes.

...Und danke für die Einladung zum Richtkurs. Ab sofort sammle ich alle extrem verzogenen Klingen. Das gibt dann wohl ein Richtfest!:lach:
Wollen doch mal sehen, ob es mir nicht gelingt, Deine Erfolgsserie zu unterbrechen.:D

Grüße

Gerhard
 
Richten nach dem Härten haben wir ja schon bis ins Einzelne besprochen. Hier geht es um eine alte, vermutlich vor 50 Jahren gehärtete und angelassene Klinge. Da ist natürlich mit der Ausnutzung von Restaustenit und Umwandlungen-tetragonaler in kubischen Martensit- nichts mehr zu machen.
Da geht es also nur noch mit Gewalt.
Die Frage ist nun, wie hart die Klinge ist. Ist sie sehr hart, dann werden Hammerschläge nichts nutzen. Der kräftige Schlag auf die konvexe Seite zur plastischen Verformung führt mit großer Sicherheit zum Bruch, die leichten Schläge mit dem spitzen Hämmerchen auf die konkave Seite, die diese strecken sollen, bewirken nichts.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die man mit Aussicht auf Erfolg versuchen kann.
1. Die Klinge mit einer passenden Vorrichtung in die Gegenrichtung biegen und in diesem Zustand eine halbe Stunde bei ca 200 Grad in den Backofen legen. Bei Bedarf mit stärkerer Biegung wiederholen.
Vorteil: relativ sicher, Nachteil: relativ wirkungslos. Manchmal bauen sich aber vorhandene Spannungen doch noch ab und die Begradigung gelingt.
2. Klinge mit der Schneide nach unten einspannen und durch feuchte Packung-von aufgesteckter Kartoffel bis Toilettenpapier geht eigentlich alles- vor Erwärmung schützen. Dann wird der Rücken mit einer kräftigen Löt-oder Schweißflamme bis dunkelrot erhitzt. Der dicke Klingenrücken ist dann weich und plastisch verformbar. Das geht dann schon mit einem Holzhammer ohne Macken.
Vorteil: funktioniert gefahrlos. Der scheinbare Nachteil eines weichen Rückens ist erträglich, weil man mit dem Rücken nicht schneidet. Man kann auch die Klinge fein schleifen und auspolieren. Dann zeigen sich die hartgebliebenen und weichgewordenen Zonen und man kann behaupten, das habe man absichtlich so gemacht. Gegenüber Nichtkennern kann man damit auf den Japan-hype aufsatteln.
Ist die Klinge relativ weich-Feile greift deutlich- kann man getrost mit dem Hammer auf den Buckel schlagen. Zwischen der Zone plastischer Verformbarkeit und dem Bruch liegt eine ausreichende Sicherheitsmarge. Bricht sie doch, tröstet man sich mit dem Gedanken, daß sie ohnehin nichts taugte.
MfG U. Gerfin
 
Danke an Alle:lechz:
Schon nach einer Minute kam der JS--super!
Ich sehe zu, das ich Fotos hier reinbekomme.
Bitte, bleibt am Ball.
Ist ne gute alte Handarbeit das Teil, lohnt sich.
bis bald;)
 
da die theorie sagt es geht so nicht, lasse ich gerne die finger davon :steirer:

ansonsten würde ich mich über eine paar stücke von gehawe freuen, nur um mal zu testen...
wir schleifen unter anderem für die papierindustrie messer, welche aus pm stählen sind - sicher auch über 63hrc - diese werden vor dem schleifen gerichtet, da meistenes verzug durch extreme belastungen beim schneiden auf die messer kommen.
theoretisch, ist da mit richten auch ein schnelles limit erreicht. praktisch mach ich daraus ne dachrinne wenns sein muss :hehe:
 
Hallo Jürgen,

kannst Du bitte mal ein Bild von einem Richthammer einstellen, hab sowas noch nie gesehen. Wie schwer ist der, wie stark schlägt man damit, wie hoch ist die Finne gehärtet, wie groß ist der Radius an der Finne?

Bist Du sicher, daß deine Papiermesser über die gesamte Breite gehärtet sind?

Danke schon mal

MythBuster
 
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