Zur Begriffsklärung:
Twin 1731 ist mit dem druckaufgestickten Stahl Cronidur gefertigt,
Cermax ist auch kein Keramikmesser, sondern ein hochgehärteter feinkörniger PM-Stahl, Cera-Titan dagegen ist ein Material mit einer Titanmatrix, der Spuren Silber, Zirkoniumdioxyd und Karbide beigefügt wurden.
Die Eigenschaften ergeben sich "theoretisch und praktisch" aus der jeweiligen Zusammensetzung.
Ich hatte zu der Frage nach der Schleifbarkeit Stellung genommen und zwar auf die Bemerkung hin, Cermax-also ein sehr harter und verschleißfester Stahl- sei nur schwer schärfbar.
Schneidkeramik und Cera Titan spielten dabei keine Rolle.
Auch deren Schärfbarkeit läßt sich aber relativ einfach festlegen:
Schneidkeramik ist durch die enorme Härte der Zirkoniumoxyde um Größenordnungen verschleißfester als Stahl. Nachschärfbar ist sie mit Diamant. Die erreichbare Schärfe liegt über dem, was der Normalverbraucher bei gängigen Messern "out of the box" kennt, läßt sich aber mit wirklich scharfen Stahlmessern nicht vergleichen. Die Bruchanfälligkeit ist bekannt.
Cera-Titan ist auf Grund seiner Titanmatrix zäh und bruchfest, durch die eingebackenen Ceramikteilchen verschleißfest. Die Schärfbarkeit ist durch die Größe der Zirkoniumoxyde festgelegt. Feiner als bei der Schneidkeramik werden sie auch nicht sein, sodaß die optimale Schärfe in der gleichen Größenordnung liegen dürfte-vielleicht etwas höher, da die zähe Matrix auch spitzgeschliffene Oxyde länger hält als der Keramikverbund.
Angesichts der eher weichen Matrix des Werkstoffs ist es gut erklärbar, daß Cera-Titan-Klingen mit dem Wetzstahl geschärft werden können.
Ein Siliziumkarbidstein Körnung ca. 200-300 greift auch mit Sicherheit-sogar rapid. Feine Steine sind dagegen fast wirkungslos.
Das scheint ein Widerspruch in sich zu sein, ist es aber nicht, wenn man den Schleifvorgang einmal vereinfacht betrachtet.
Dazu kann man sich eine ebene Platte aus einem Grundmaterial -etwa Stahl mit einer Härte von 60 HRC- vorstellen, in die 20 Prozent harte Karbide -HV 1500- von 5 my Größe eingestreut sind. Ein grober Stein mit scharfem Schleifkorn trägt Grundmaterial und Karbide ab, weil er so tief greift, daß die Karbide mit der Grundmasse geschnitten werden.
Beim gleichen Grundmaterial und größerem und härterem Karbid oder noch härteren Einsprengseln kann ein grober Stein immer noch wenigstens einigermaßen wirken, weil er die Grundmasse schneidet und wenigstens einen Teil der Karbide oder Hartstoffe unterschneidet. Ein feiner Stein, dessen Schneidstoffe weicher sind, als die Karbide oder sonstigen Hartstoffe kann dagegen kaum Schleifwirkung entfalten, weil er die Hartstoffe, die aus der Matrix herausragen, nicht zerspanen kann.
Ein ganz interessantes Beispiel, das diese Zusammenhänge deutlich macht, ergab sich bei einer Prüfung der Schleifbarkeit einer Reihe der 12-prozentigen Chromschnittstähle- also des D 2 und seiner größeren Brüder und Vettern. Dabei zeigte sich, daß der einzige PM-Stahl, den man untersucht hatte (immerhin mit 2,4 % C, 12 % Chrom und 4 % Vanadium), am leichtesten zu schleifen war, obwohl er im Gebrauch mit der Verschleißfesteste war-seine gleichmäßigen, feineren Karbide konnten eben leichter unterschnitten werden.
Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Cermax ist um Längen verschleißfester als Cronidur, die erreichbare Schärfe könnte bei Cronidur höher sein-wobei die Unterschiede kaum fühlbar sind- die Korrosionsbeständigkeit ist bei Cronidur besser.
Eine kleine Nachbemerkung: Mehr Schärfe bei Messern und weniger Schärfe im Ton könnte wünschenswert sein.
MfG U. Gerfin