Schleifen eines Skalpells

BenMoon

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Hallo alle zusammen,
zu dieser Messerschleiferei, -macherei kam ich vor kurzem durch meinen Bruder, der gerade angefangen hat Medizin zu studieren und sich für den Sezierkurs Skalpelle kaufen musste. Darunter auch eines mit festehender Klinge, das er allerdings nicht schleifen kann und auch niemanden gefunden hat der das könnte. Also dachte ich mir, das ist doch eine interessante Sache und hab mal angefangen zu recherieren. Besonders aufschlussreich fand ich den Artikel "Experiments on Knife Sharpening" von J. D. Verhoeven in dem es im Prinzip darum geht, wie man eine Klinge scharf bekommt. Wobei scharf hier wohl über "glätte" und möglichst dünne Schneide (ca. 300-500 nm) definiert wird.
Nun soweit die Theorie; weiter bin ich noch nicht gekommen, da ich gerade sehr knapp bei Kasse bin. Was mich jetzt interessieren würde, ist wie man wohl ein Skalpell am besten schleifen würde. Eigentlich handelt sich ja hierbei um etwas was schneiden, sägen (mit sehr feinen Zähnen) muss und nicht wie beim Rasiermesser, dessen Funktion eigentlich eher dem eines Stemmeisens ähnelt, vielleicht auch anderst zu schleifen ist. Mein Gedanke ist nun, dass es vielleicht besser sein könnte ein solches Instrument mit einem 3000/4000er zu abzuziehen, als mit einem 8000, da die Klinge dann rauher ist.
Grundsätzlich würde mich auch interessieren, ob es vielleicht für bestimmte Anwendungen unterschiedlich praktische "Schärfen" gibt, was wahrscheinlich auch vom verwendeten Stahl abhängt.
Warum zieht man japanische Messer mit einem sehr feinen Stein wie einem 6000/8000er ab und für die normalerweise "weicheren" europäischen Messer genügt ein 3000/4000er Stein.
Vielleicht habt ihr auch noch ein paar Kommentare zu den Winkeln.
Ihr merkt ich bin hab mich bisher nur mit der Theorie beschäftigt, viele Fragen, hoffe allerdings, dass sie nicht allzu trivial sind.

Vielen Dank und mit besten Grüßen

Ben
 
Skalpel schleifen

Ein Skalpel würde ich zuallererst auf einem Lederriemen abziehen-Vorausgesetzt es ist nicht wirklich stumpf.Wenn das der Fall ist,ich meine es ist Stumpf. Dann wird es mit einem 3000/4000 Stein nachgearbeitet, und zwar im vorgegebenen Winkel.Das sind so denke ich 10 bis 15 Grad. Ein wirkich scharfes Messer (Bissig) kriegt man hin, indem man die Klinge mit der Schneide in richtung Stein schärft d.h. man "schneidet gegen den Stein" Hoffe du verstehst wie ich das meine.Danach nur leicht mit dem Riemen abziehen sonst ist das bissige weg.
Zu den Japanischen Messern.Diese sind wie du schon gesagt hast ziemlich Hart.Der Stahl bricht durch einen groben Stein im Mikrobereich aus.Daher werden hier sehr feine Steine eingesetzt.Bei unseren Stählen bekommt man mit einem 3000er Stein gute Schärfe hin.
 
Rasmus1 said:
Zu den Japanischen Messern.Diese sind wie du schon gesagt hast ziemlich Hart.Der Stahl bricht durch einen groben Stein im Mikrobereich aus.Daher werden hier sehr feine Steine eingesetzt.Bei unseren Stählen bekommt man mit einem 3000er Stein gute Schärfe hin.
Hallo Rasmus,

meine Meinung ist hier eine andere. Eigentlich wäre normalerweise ein 8000er Stein einem 3000er immer vorzuziehen, da die Messer besser und sauberer schneiden. Jedoch halten die üblichen rostfreien Stähle die Schärfe nur einen Wimpernschlag lang, außerdem lassen sich die harten Kohlenstoffstähle viel besser schleifen. Also wäre ein 8000er für die erstgenannten Klingen Zeitverschwendung. Details wie Karbidgröße etc. können andere besser darstellen.

Gruß Peter
 
Willst du's wirklich wissen? Ich habe meines mit Schleifpapier und Abziehleder geschärft, im Prinzip auf 0° ausgeschliffen, also ohne zusätzliche Fase.

Scharf genug war's. Das Problem ist folgendes: Das Präparieren ist eine sehr heikle Angelegenheit, und wenn man nicht genau weiss, wie und wo man schneidet, kann man mit einem scharfen Skalpell schnell mehr wegschneiden als einem lieb ist. Die meisten schaben auch eher Fett ab als das geschnitten wird. Die Dozenten wissen scharfe Skalpelle auch nicht wirklich zu schätzen, zumindest keine Messerforum-Standard-Schärfe.
Da wird man noch eher angemeckert warum das so scharf ist.

Fazit: Schärf's ihm mit Schleifpapier grob an, verzichte auf den Abziehriemen, und gut ist. Alles andere macht in meinen Augen keinen Sinn.

gruss, Keno

Edit: Mein Beitrag zielt auf das Sezierbesteck ab, von dem du sprichst. Skalpelle im eigentlichen Sinne sind das a) nicht, und b) braucht man letztere nicht schärfen. Das sind heutzutage idR Wegwerfprodukte.
 
Last edited:
cheez said:
...Skalpelle im eigentlichen Sinne ... braucht man ... nicht zu schärfen. Das sind heutzutage idR Wegwerfprodukte.

Wobei mich in diesem Zusammenhang interessieren würde, wie die geschärft werden und wie scharf sie danach sind.
Oder andes gefragt: Sind das eher superfeine superglatte Schneiden oder eher feine Mikrosägen?
 
hobby said:
Wobei mich in diesem Zusammenhang interessieren würde, wie die geschärft werden und wie scharf sie danach sind.
Oder andes gefragt: Sind das eher superfeine superglatte Schneiden oder eher feine Mikrosägen?

Ich habe hier medizinische Einmal-Skalpellklingen von Aesculap. Die sind beidseitig auf etwa 1 mm Höhe angeschliffen, noch mit leichten sichtbaren Riefen. Die rechte Seite ist dann nochmals mit einem stumpferen Winkel angefast, und dieses Stück ist sehr fein geschliffen. Sieht aus, als wäre die Klinge zusätzlich auf beiden Seiten im unmittelbaren Schneidenbereich auch abgezogen worden. Bei 100x Vergrößerung sind da auf jeden Fall noch keine "Mikrozähne" zu erkennen, nur eine schön glatte Schneide. Sichtbar feiner, als ich es mit meinem Belgischen Brocken (ohne Abziehen) bei meinen Messern hinbekomme.

Grüße Rainer
 
Das, was da schon steht, und folgendes: Die Dinger haben meistens einen 1mm breiten Anschliff. Wenn man dazu die Klingendicke bedenkt, die minimal ist, ergibt das einen unheimlich kleinen Winkel.

Das eine Seite zusätzlich mit einem anderen Winkel angeschliffen wurde, hab ich so noch nicht gesehen, macht aber auch nichts, scheint wohl Firmenspezifisch zu sein.

gruss, Keno
 
Hallo,

ich bin etwas spät dran, möchte dennoch meinen Senf dazugeben.
Am besten man beginnt auf einer Polierscheibe aus Holz, auf gar keinen Fall eine zu weiche (wegen der "Wolken")! Man poliert beide Flächen bis ein leichter Grad zu sehen und zu spüren ist. Dannach mattiert man die Klinge. 1. Wegen der starken Scheinwerfer im OP (macht man mit allen Chirurgischen-Instrumente)
2. Man kann damit hervorragend Fehler vom Polieren verschleiern.
3. Wird die Oberfläche noch etwas feiner, was gut ist.
Zu guter letzt ziehe ich die Klinge über einen Ölstein. Vom Körper weg, jede Seite einmal.
Ende!
 
Sezierbesteck <--> Skalpell

Hallo BenMoon

nur schnell zur Erklärung:

Die Wechselklingen für OP-Skalpelle dürfen normaler Weise (im Studium) nicht zum sezieren verwendet werden, weil das Gewebe durch die Konservierung viel fester wird. Die Klingen brechen dadurch wirklich schnell ab und die Verletzungsgefahr ist entsprechend hoch. Die Sezierbestecke haben "dickere" Klingenrücken.
Meiner Meinung nach müssen Sezierbestecke auch nicht super glatt sein, manchmal ist eine kleine Microzahnung ganz hilfreich. Bei OP-Skalpellen dagegen sollten die Schneiden so glatt wie möglich sein, weil unsaubere Schnittränder größeren Narben hinterlassen :mad:

Gruß Chris
 
die schwester der besten freundin von allen will dieses WS mit medizin anfangen und da hab ich ihr schon mal einen skalpell bei **** bestellt und ihn auch geschärft.

als vorbild hatte ich ein einmal skalpell der japanischen firma feather, welches eine hochgradig polierte schneide hat. also bin ich dabei so ähnlich wie cheez vorgegangen:

- erstmal klingenflanke auf den stein gelegt und geschruppt, bis keine schneidfase mehr da war
- dann mit 1000er stein mit aufgelegter klingenflanke geschliffen, bis sich ein grat gebildet hatte
- als letzte aktion hab ich das skalpell über ein leder (mit elsterglanz)gezogen, um den grat zu entfernen und eine ballige mikrofase zu bekommen

Resultat:
sauscharf. ich hatte es auch für verschiedene edc-tätigkeiten /zb schnitzen) benutzt, um zu sehen, wie es sich so schlägt und ich muß sagen dass es recht lange scharf bleibt.

zu dem punkt des "zu scharf" seiens kann ich nur sagen, dass man m.e. mit einer polierten schneide dosierter schneiden kann, weswegen ja auch rasiermesser nicht mit einer microzahnung versehen sind. zumal die skalpelle ja, wie schon erwähnt häufig zum schaben benutzt werden.
außerdem muß man ja nicht immer so dolle aufdrücken ;)

Ookami
 
Tu' was du nicht lassen kannst. Ich geh' jede Wette, dass sie damit zu viel /zu tief schneidet. Es heisst Präparieren, nicht Operieren :eek:

Man muss ja nicht alle Fehler der anderen wiederholen. Ich werd' meine auf jeden Fall nicht mehr so schärfen.

Gruss, Keno
 
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