Hohlschliff ? Radius?

Haiku

Mitglied
Messages
3
Salü miteinand' ,
im Rahmen meiner Suche nach einem Fixed (siehe Forum "feststehende Messer") bin ich auf die Aussage: "es ist ein Hohlschliff mit großem Radius" gestoßen. Was heißt das und ist das gut?
Hohlschliff konnte ich hier ja schon einiges drüber lesen, aber großer Radius?? :confused: Habe mit Technik leider überhaupt nichts am Hut, deshalb bitte wenn möglich eine idiotensichere Erklärung :ahaa:
Danke für eure Mühen.....
freundlliche Grüße,
Haiku
 
der radius des schleifsteins ist hier gemeint, das kann sich dann schonmal nem flachschliff annaehern.
 
Hallo
ENtweder Hohl, oder flach.
Mit einem 2000mm Stein bekommt man z.B. einen höheren Hohlschliff hin, als mit einem 400mm Kontaktrad.
Diese Dimensionen gibt es wirklich (2000mm)
Stefan
 
Die Frage nach der Bedeutung eines Hohlschliffs mit großem Radius ist zufriedenstellend beantwortet. Zur weiteren Frage, ob das gut ist, stehen Antworten noch aus. Sie sind auch nicht ganz leicht zu geben. Letztlich kommt es darauf an, was man mit der Klinge machen will. Sehen wir uns verschiedene Schliffarten einmal an: Ein perfekter Flachschliff ist nicht ganz einfach zu erzielen und wäre für eine Klinge auch problematisch. Nehmen wir einen sehr feinen Schneidenwinkel von 20 Grad und denken wir uns einen exakten beidseitigen Flachschliff. Schon dieser feine Schneidenwinkel würde bei einer Klinge von 5 cm Breite zu einer Rückenstärke von über 10mm führen Ich habe das jetzt mal nur überschlagen, wer will, kann es auch exakt ausrechnen. Daß so kein vernünftiges Ergebnis herauskommt, sieht aber jeder. Eine mögliche Abhilfe ist, den Winkel zu brechen, also mit dem gewünschten Winkel nur soweit hochzuschleifen, bis die gewünschte Klingenstärke im Rücken erreicht ist. So machen es die Norweger und das Ergebnis ist eine gelungene Kombination guter Schneideigenschaften mit guter Robustheit der Klinge.
Das Gegenstück wäre ein leicht balliger Schliff, den man sich am besten so vorstellen kann, daß der Grat zwischen Rückenteil und Schneidenteil beim perfekten Flachschliff einfach abgerundet wird. Diese Schliffart gilt allgemein als minderwertig, weil sie nicht exakt ist. In Wirklichkeit hat, sie richtig ausgeführt, die meisten Vorteile zu bieten. Die Stabilität der Gesamtklinge ist wegen der erhaltenen kräftigen Rückenmasse gut und die Schneideigenschaften sind vorzüglich, weil man den gewünschten Winkel an der Schneide zuverlässig einstellen kann und bei zähem Schneidgut die Reibung an der Klingenseite nicht flächig, sondern nur punktuell und damit herabgesetzt ist. Hier denken die Amerikaner praktisch und empfehlen diesen Schliff, den sie nach der Form des Apfelkerns-"apple seed" nennen.
Dem Problem der seitlichen Reibung versuchte man auch mit dem Hohlschliff zu begegnen. Das klingt auch ganz logisch: wenn die Klingenseiten konkav sind, gleitet das Schneidgut erst einmal vorbei und berührt die Klinge erst wieder im oberen Bereich. Leider sind damit aber auch deutliche Nachteile verbunden. Bei einem Hohlschliff mit engem Radius ist die Schneidenpartie der Klinge so ausgedünnt, daß die Stabilität erheblich leidet. Ein solcher Schliff macht Sinn, wo das keine Rolle spielt, etwa bei Rasiermessern. Dort erleichtert er auch das Nachschärfen, weil eben nicht eine ganze Fläche geschliffen werden muß, sondern nur die eigentliche Schneide. Ein echter Greuel sind aber mit engem Radius hohlgeschliffene Klingen, bei denen der eigentliche Schneidenwinkel dann- meist um die Verwendung ungeeigneter Stähle zu kaschieren- mit großem Winkel angebracht wird. Man hat dann die Kombination schlechter Schneideigenschaften mit mangelhafter Stabilität.
Dieser Nachteil entfällt bei einem Hohlschliff mit großem Radius, der im Kern mit einem perfekten Flachschliff gleichzusetzen ist. Also: Ein Hohlschliff mit großem Radius ist nicht zu beanstanden.
MfG U. Gerfin
 
@ u.gerfin
bei einer klingenstärke von 4mm und höhe des anschliffes von ca 30mm - was wäre da für dich ein großer radius?
 
Wenn wir Holzbearbeitungswerkzeuge anschauen, zeigt sich deutlich der Unterschied der Schleifarten. Ein Schreinerstechbeitel wird immer mit einem leichten Hohlschliff versehen. Es lässt sich gut nachschärfen und dringt leicht in das Holz ein. Eine seitliche Belastung tritt in der Regel nicht auf.
Andere Anforderungen stellen sich bei einem Schnitzeisen, bei fast gleichem Aussehen, hier bewegt sich das Eisen auf einer gekrümten Linie in das Holz hinein und wieder hinnaus. Seitliche Belastungen sind immer vorhanden. In vielen Fachbüchern wird der gleiche Schliff wie bei einem Stechbeitel empfohlen. Praxistest zeigten dass der leicht ballige Schliff weniger Kraftaufwand erforderte und die Schneide eine längere Standzeit bei gleichzeitig kleinerem Winkel aufwies. Bei stundenlangem Schnitzen ergibt sich durch optimal angepasstem Schliff schon ein deutlicher Vorteil. Ein leicht balliger Schliff ist auch bei Messern sehr universell.

Meine Vermutung ist, dass der Hohlschliff leichter maschinell herzustellen ist als ein balliger Schliff. Werden überhaupt industrielle Messer mit balligem Schliff ausgeliefert?

Gruß aus der Gütersloher Schmiede
Hans-Peter
 
Weitere Industriemesser mit m.E. sehr gut ausgeführtem balligen Schliff:
Die Fixed von Fällkniven.

carrot
 
Back