nicht "wie schleifen?", sondern "überhaupt schleifen?"

lord wimsey

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Hallo,

Der Titel sagt eigentlich alles: Soll man sich als (handwerkliche einigermaßen Begabter) Laie überhaupt ans Schleifen mit Wassersteinen heranwagen?
Hintergrund: Ich habe mir ein Globalmesser G2 und einen 1200er Wasserstein, mit dem ich auch meine "deutschen" Küchenmesser auf Vordermann bringen möchte, gekauft. Nun war ich am Wochenende in einigen Fachgeschäften, um deren Meinung zu den Schleifhilfen, mit denen man den Schleifwinkel einfacher einhalten kann, einzuholen. Mehrfach bekam ich - wohl nicht zufälligerweise in Geschäften, die selber Schleifen - die Antwort: "Auf keinen Fall selber Schleifen. Du machst nur das Messer kaputt."
Das will ich nun nicht, allerdings möchte ich auch nicht pro Messer und Schleifgang 10-15€ loswerden.
Dennoch bin ich etwas verunsichert und hätte daher gerne Meinungen von ehemaligen Anfängern, wie lange es dauert, bis man mit dem Schleifstein gut umgehen kann. Klar ist, daß ich nicht mit dem Global die ersten verusche machen werde.
Meine Anforderung ist dabei "nur", daß das Messer eine ordentliche Gebrauchsschärfe (so der Ausdruck von Leos äußerst hilfreicher Seite) hat; i.e. Schleifen ist kein Selbstzweck.

Danke!
 
Na sicher "überhaupt schleifen" .... Wie willst Du sonst Deine Messer scharf halten? :)

Wie lange das "Lernen" dauert, ist kaum zu sagen ... Es gibt Leute, die lernen schnell, manche brauchen länger und einige lernen es überhaupt nicht (das ist dann die "beidseitige Linkshänder-Fraktion mit 10 Daumen").
 
lord wimsey said:
"Auf keinen Fall selber Schleifen. Du machst nur das Messer kaputt."
Das will ich nun nicht, allerdings möchte ich auch nicht pro Messer und Schleifgang 10-15€ loswerden.

Die Axt im Haus erspart den Zimmermann und ein Schleifstein zuhause spart Ärger mit stumpfen Messern :super:

Wenn man beim Kochen merkt, daß man stumpfe Messer hat, und dann erstmal zum Messerschleifer traben muß... da müssen die Gäste wohl mal hungrig nachhause gehen. Im ernst, jeder der nicht gerade 2 Linke Hände hat, kann schleifen lernen.
Ich kenne Vorkriegsmesser, die nie einen professionellen Schleifer gesehen haben, und die Rasiermesserscharf waren. Man kann eigentlich nicht viel kaputt machen, wenn man eine Klinge als das sieht, was sie ist: ein Stück Stahl, das sich zur Seite in einem bestimmten Winkel verjüngt. Wenn du den Winkel am Anfang nicht genau triffst, dann ist das kein Problem. Den Ursprungswinkel kann man sehr oft wieder herstellen, bis die Klinge deutlich schmaler wird.

Hier im Forum haben manche auch schlechte Erfahrungen mit gewerblichen Messerschleifern gemacht. Die Klingen sind mit einem völlig anderen als dem ursprünglichen Schliff zurückgekommen. Du bist also keineswegs auf der sicheren Seite, wenn Du zum lokalen Messerschleifer gehst. Auch der muß sein Handwerk verstehen.

10-15€ erscheinen mir auch etwas hoch gegriffen. Bei unserem Schleifermeister kostet eine Klinge schleifen 3-5 €, je nach Größe und Zustand der Klinge.

Trau dich, Gebrauchsschärfe bekommst du sicher beim 1. mal hin.

stay rude
braces
 
braces said:
Hier im Forum haben manche auch schlechte Erfahrungen mit gewerblichen Messerschleifern gemacht. Die Klingen sind mit einem völlig anderen als dem ursprünglichen Schliff zurückgekommen. Du bist also keineswegs auf der sicheren Seite, wenn Du zum lokalen Messerschleifer gehst. Auch der muß sein Handwerk verstehen.
Hallo,

das kann ich nur unterstreichen. Ich hatte ein Probemesser von Zwilling zum Schleifen an einen Fachbetrieb / Schleifdienst im Fachgeschaeft gegeben, das ich dann sauber poliert und einigermaßen scharf wiederkam. Daraufhin habe ich ein knappes Dutzend Messer hingegeben, von denen die deutschen Messer maessig scharf wiederkamen, die japanischen voellig verschliffen waren (gluecklicherweise nur 2 ganz einfache, aber hier wurden die Uebergaenge zwischen den einzelnen Lagen voellig glattpoliert) und ein chinesisches Kochbeil kam vollkommen rundgeschliffen und stumpf zurueck. Ich habe mir dann Wassersteine (250/1000/4000/6000) gekauft und mit der Zeit geht das Schleifen immer besser. Etwas ueben muss man schon, bei den ersten beiden Messern habe ich mir auch leichte Kratzer reingeschliffen. Aber man muss ja nicht mit den besten Stuecken ueben. So etwa nach einem Dutzend Versuchen hatte ich den Bogen raus. Auch mein Global wird recht gut scharf, auch wenn ich meinen "Standard-Schliff" draufgemacht habe, statt den urspruenglichen Schliff beizubehalten. Man koennte sicher noch mehr rausholen, aber fuer den Alltagsgebrauch reicht das allemal.
Gruss,

Stefan
 
Hallo Lord,
jeder Mensch braucht täglich sieben Streicheleinheiten. Bringt man ihm diese nicht, wird er sich welche holen.
Und unsere Messer?
Die möchten natürlich auch gestreichelt sein und zwar auf einem passenden Wetz- oder Schleifstein.
Je höher wir den Wert unserer Messer einschätzen, umso "liebevoller" und geduldiger gehen wir zur Scharfhaltung mit ihnen um.
Du kannst eigentlich nie einen Fehler machen, wenn Du die Schärfarbeit gerne tust. Eventuelle Scharten werden ausgeschliffen, abgezogen auf Kreide poliert und Du erkennst Dein Messer nicht mehr. Sie strahlen Dich förmlich an.
In der Küche würfeln sich die Zwiebel von selbst, nur wenn Du mit Deinem neugestreichelten Messer auf sie zugehst. Das Brot legt sich in Scheiben ja schon selbst vor Dir flach.
Deine Messer danken es Dir, wenn Du nicht einem ordinären Eisenklumpen in ihnen siehst.
Viel Spass beim Schärfen!
Servus-Reinhold.
 
Tipp von mir: hol dir nen Spyderco-Schärfset für ca. 70 Euronen, wenn dus noch weiter treiben willst dazu nen selbstgebasteltes Abziehleder für nochma max. 10 Euronen und schon kannst du mit deinen Messerchen rasiern.
Und wenn die Messer mal so stumpf sind, dass du mit beidem nix mehr anfangen kannst, steck sie in ein Paket, schreib Jürgens Addresse drauf und ab zur Post :super:
 
Assassin said:
Tipp von mir: hol dir nen Spyderco-Schärfset für ca. 70 Euronen, wenn dus noch weiter treiben willst dazu nen selbstgebasteltes Abziehleder für nochma max. 10 Euronen und schon kannst du mit deinen Messerchen rasiern.

Er hat doch aber schon einen Wasserstein. Wenn er lernt, mit dem umzugenen, dann braucht er das teuere Spydercosystem doch garnicht. :super:
Ich bin kein Freund davon, für alles irgendwelche idiotensicheren Lösungen zu propagieren, damit man sich mit den traditionellen Fertigkeiten nicht belasten muß. Ich finde, da stirbt jedes mal ein kleines Stück Kultur.
Wenn es in einem halben Jahr immer noch nicht klappt mit dem Stein, dann kann man immer noch die Variante für doppelte Linkshänder benutzen. :steirer:

stay rude
braces
 
Andreas said:
Es gibt Leute, die lernen schnell, manche brauchen länger und einige lernen es überhaupt nicht (das ist dann die "beidseitige Linkshänder-Fraktion mit 10 Daumen").

War das nicht eher die "beidseitige *Rechts*händer-Fraktion mit 20 Daumen"?

Hermann
 
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