Klinge selber richten?

ramses12

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Hallo

habe gerade ein handgeschmiedetes japanisches Kochmesser Gyuto (Klingenlänge 24 cm) von Schmied Takeda bekommen und dabei festgestellt, das die Klinge eine Krümmung nach rechts hat. Wenn man die Schneide auf eine gerade Fläche legt, steht die Spitze ca 2-3 mm ab. Diese Krümmung macht Schleifen nicht gerade angenehm.

Da es sich um den Kohlenstoffstahl Aogami Super Steel handelt, habe ich Angst, die Klinge einfach so gerade zu biegen.

Die Klinge hat 3 Schichten Stahl.

Hat jemand eine Idee, wie man die Klinge gerade bekommt? Gibt es eine besonders schonende Technik?

Danke
gruß
Ramses
 
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Hallo Ramses,

eine "schonende" Möglichkeit des Richtens gibt es nicht.
Wenn nach dem Härten eine Klinge verzogen ist, wird diese mit
dem üblw. mit dem Richthammer nochmal in Form gebracht.
Bei Deinem "Japaner" habe ich die Befürchtung das mit solchen Methoden oder biegen im Schraubstock danach die Spitze ab ist....
Von daher ist mein Vorschlag "return to sender"....

Gruß

Christoph
 
Kevin Wilkins said:
Gebe es zurück! :super: Selber richten kannst du vergessen, wäre eher "hinrichten."

ach schade, hatte gehofft, das es so geht. Auf einem Video von Murray Carter habe ich mal gesehen, wie er ein Messer mit eindrittel der Klinge auf den Tischrand legte und am Ende des Griffes Korrekturbewegungen (gewippt) gemacht hat, um ein messer zu begradigen. Aber es war wohl ein billiges Messer.

Naja zurücksenden nach Japan ist wegen der Versandkosten nicht gerade attraktiv.

Aber vielen Dank für die Hilfe!
 
Last edited:
Meine Klingen habe ich mit der Flamme (Schwqeißbrenner) gerichtet bzw. im Geschäft richten lassen. Solange man dabei nicht direkt an die Schneide geht, gibt es eigentlich keine Probleme. Dazu gibt es glaube ich schon einen Thread (=> Suchfunktion). Einziger Schönheitsfehler sind die Anlaßfarben.
Von mechanischen Methoden rate ich ab. Das geht zwar, hinterläßt aber immer Marken vom Richthammer.

Grüße

Gerhard
 
Wenns geht, dann gibs zurrück.

Wenn dus aber unbedingt versuchen möchtest, dann legt die Klinge auf zwei Rundstangen wie unten auf meiner hochprofesionellen Zeichnung und drücke von oben mit der Spindelpresse, geht auch (Werkzeugliebhaber bitte weghören) mit einer guten Standbohrmaschine.

Oder ganz ordinär im Schraubstock und bei beiden Methoden schaun was-ob sich was tut, kann aber auch ins Auge gehn, sprchwörtlich! deshalb auf eigenes Risiko.

Richten per Richthammer, bringt falls kosmetisch gewünscht, viel nachträgliche Schleifarbeit mit sich.

freagle
 

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Leicht verzogene Klingen kann man nach dem Härten durch leichtes Erwärmen auf etwa 100 Grad recht gut richten. Bei dieser Temperatur soll sich der sprödere tetragonale Martensit in den zäheren kubischen Martensit umwandeln. Bei dieser Umwandlung ist ein Richten ohne Härteverlust möglich. Ob die Theorie zu 100 % stimmt, sei dahingestellt, in der Praxis funktioniert es jedenfalls. Voraussetzung ist, daß der Vorgang unmittelbar nach dem Härten vorgenommen wird. Das scheidet hier also schon mal aus.
Bei schon angelassenen Klingen funktioniert diese Methode logischerweise nicht. Da gibt es die brutale Methode: Biegen bis in den Bereich plastischer Verformung in der Hoffnung, daß zwischen der Grenze der elastischen zur plastischen Verformung und dem Bruch tatsächlich noch ein Bereich liegt. Das ist etwas für gute Nerven und nicht ernsthaft zu empfehlen.
Möglich ist ein hohes Anlassen im Rückenbereich, so daß dort eine Zone plastischer Verformbarkeit entsteht. Wenn man in diesem Bereich verformt, folgt die Schneide ohne Bruchgefahr.
Ich will dazu hier kurz ein kleines Erlebnis schildern, das ich kürzlich hatte. Hans Peter-hpkb- hatte mir eine Klinge aus 1.1545 geschickt, die den Nageltest und Glaskratztest bestanden hatte. Er hatte sie im Schraubstock um etwa 45 Grad gebogen und wieder zurückgehämmert, ohne daß sie Beschädigungen aufwies. Ein Rest Biegung war noch vorhanden und ich habe sie hohl gelegt und mit Hammerschlägen auf dem Amboß gerichtet. Auch das hat sie überstanden. Dieses doch nun wirklich sehr anständige Verhalten hat mich neugierg gemacht und ich habe sie sauber überschliffen und durch Ätzen die unterschiedlichen Zonen sichtbar gemacht. Dabei zeigten sich drei deutlich unterschiedliche Zonen, von der glasharten Schneide über eine Mittelzone zum weicheren Rücken. Ich denke Hans Peter wird die Klinge mal hier zeigen.
Das Richten nach partiellem Erwärmen im Rückenbereich ist sicher auch hier gut möglich.
Wenn es sich um einen Dreilagenstahl mit weichen Außenlagen handelt, gibt es sowieso kein Problem: Die kann man mit dem Hammer auf einer Holzunterlage richten. Als ich mit Jean Tritz Havard Bergland in seiner Schmiede besuchte, erörterten wir auch Fragen des Richtens. Jean und ich entwickelten raffinierte Theorien, wie man schadlos richten könnte. Havard sagte nur: " we do it this way", legte eine Klinge auf einen Holzklotz, schlug sie erst mit dem Hammer krumm und dann wieder gerade.
Sind die Seitenlagen der Klinge nicht weich, sondern auch hart- was ich für eher unwahrscheinlich halte- ist die Methode mit dem hohen Anlassen des Rückens vor dem Richten vorzuziehen.
MfG U. Gerfin
 
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